Umfrage

Die größten Herausforderungen für die Hotelindustrie

Receptionist giving key card to businesswoman at hotel front desk
Neue Konzepte haben einen deutlichen Vorteil gegenüber klassischen Hotelbetrieben. (Foto: © Kalim/stock.adobe.com)
Im Rahmen der von mrp hotels durchgeführten Umfrage wurden ausgewiesene Profis aus unterschiedlichen Bereichen dazu befragt, wie sie die größten Herausforderungen der letzten beiden Jahre einschätzen und worauf sich die Hotelindustrie 2022 einstellen muss.
Dienstag, 22.02.2022, 11:36 Uhr, Autor: Martina Kalus

„Trotz der ganz unterschiedlichen Perspektiven auf das Produkt ‚Hotel‘ können wir doch gemeinsame Themenfelder aller Befragten erkennen. Dies spiegelt auch unsere Erfahrungen bzw. die Stimmung am Markt wider, mit denen wir bei unserer täglichen Arbeit zu tun haben”, kommentiert Martin Schaffer, Geschäftsführender Partner bei mrp hotels, die Umfrage.

Besonders die Themen Flexibilität und Planbarkeit sind für alle Befragten zu den größten Herausforderungen geworden – sowohl für Betreiber, Eigentümer aber auch Projektentwickler und Investoren sind Prognosen schwierig bis unmöglich geworden. Die gesamte Branche steht immer wieder zwischen Aufbruch- und Weltuntergangsstimmung.

Die Key-Findings der Befragung

1. Schnelligkeit, Flexibilität und agiles Denken waren noch nie so gefordert wie in der Krise – diese Kurzfristigkeit bei der Planung des Betriebes, aber auch beim Buchungsverhalten, wird die Branche auch in nächster Zukunft erhalten bleiben.

2. Neue Produkte und Projekte am Markt zu platzieren fällt schwer, eine Neubewertung von Hotelimmobilien ist notwendig, allerdings fehlen die Benchmarks. Zusätzlich sind Banken und (institutionelle / risikoaverse) Investoren kritischer geworden.

3. Grundsätzlich besteht weiterhin ein Vertrauen in die Assetklasse Hotel – nicht zuletzt dadurch, dass Hotelimmobilien kaum an Wert verloren haben und bei der Bewertung einen höheren Stellenwert einnehmen.

4. Die Ferienhotellerie hat sich in der Krise (besonders im direkten Vergleich mit der Stadthotellerie) als Motor bewiesen – das Investoreninteresse an entsprechenden Projekten, vor allem High-End-Resorts, ist deutlich gestiegen.

5. Neue Konzepte, wie beispielsweise Apartmentkonzepte, die einen flexibleren Betrieb ermöglichen, haben einen deutlichen Vorteil gegenüber etablierten, klassischen Hotelbetrieben. Hier steht ein nachhaltiger Strukturwandel bevor, nicht zuletzt auch durch steigende Mitarbeiter- und Betriebskosten bedingt, die nicht 1:1 an den Gast weitergegeben werden können.

6. Das Thema Nachhaltigkeit, getrieben durch die EU-Taxonomie-Bestimmungen und die ESG-Kriterien, gilt aktuell als größter Einflussfaktor in der gesamten Wertschöpfungskette in der Hotellerie.

Kernthema Flexibilität

Langfristige Buchungen sind fast ausschließlich für die Sommermonate Juli und August am Markt zu bemerken, die übrige Buchungslage entwickelt sich äußerst kurzfristig. Andreas Reiter, Zukunftsforscher und Inhaber des ZTB Zunkunftsbüro, erkennt in der Kurzfristigkeit eine der größten Herausforderungen der letzten beiden Jahre: „(…) Diese Rahmenbedingungen erforderten wohl nicht nur von mir, sondern von uns allen hohe Agilität, viel Selbstmotivierung und Resilienz-Strategien.”

Die Ursache dafür liegt laut Reiter allerdings nicht nur in der Unvorhersehbarkeit des pandemischen Geschehens selbst (befeuert durch neue Virusvarianten und den damit einhergehenden einschränkenden Maßnahmen), sondern auch im reaktiven Pandemie-Management der Politik.

Neue Challenges

Daraus resultierend entstehen für die Hotellerie neue Challenges: Nicht nur langfristiges Planen ist gefragt, sondern gleichzeitiges situationselastisches und kurzfristiges Handeln im täglichen Geschäft. Tobias Berghäuser, Managing Director KPM Hotel und Residences, spricht gar von einem „Hardcore-Training in Sachen Flexibilität: Gefragt war und ist, den Blick voraus zu wahren und gleichzeitig Maßnahmen umzusetzen, die kurzfristig Wirkung entfalten. (…)”

Genau dieser Blick nach vorne wird – auf wirtschaftliche Parameter heruntergebrochen – in vielen Bereichen als besonders schwierig gesehen: Sowohl bei der Preisfindung, als auch bei der Ressourcen- und Personalplanung fehlen der Hotellerie jene Benchmarks, auf die man sich bislang auf den Märkten verlassen konnte. Mit weitreichenden Folgen: Der Personalmangel ist aufgrund der Unsicherheit der Arbeitsplatzsituation der Mitarbeiter so akut wie noch nie, es fehlt an allen Ecken und Enden an (qualifiziertem) Personal. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Personalkosten, die wie die Energiekosten massiv im Steigen begriffen sind. Kaum eine Chance sieht die Hotellerie allerdings, diese Steigerungen proportional an den Gast in Form von höheren Zimmerpreisen weiterzugeben.

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