
Serap Güler:
Die Kölnerin hat als Hotelfachfrau das Gastgewerbe von der Pike auf gelernt.
Als zentrale Zukunftsziele nennt Zierke unter anderem die dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer auf sieben Prozent sowie Lösungen für die hohen Energiepreise und die gestiegenen Lebensmittelkosten. Immerhin sei zum Thema Bürokratieabbau in der vergangenen Legislaturperiode ein „echter Meilenstein“ gelungen: „Der Hotelmeldeschein als Sinnbild für überflüssigen Verwaltungsaufwand wurde abgeschafft.“ Als wohl größtes Problem bleibe die Fachkräftesituation in Hotellerie und Gastronomie. „Es mangelt nicht nur an Bewerbern – auch diejenigen, die eine Ausbildung beginnen, müssen langfristig für die Branche begeistert werden“, sagt Zierke.
Ina Latendorf: (Die Linke)
Die Linken-Politikerin sieht „eine sorgfältige Prüfung bürokratischer Regelungen, um unnötige Vorschriften zu entfernen, ohne dabei Arbeitsschutz- und Hygienestandards abzusenken“, als erste nötige Schritte.
Erfolge nur gemeinsam mit der Branche
Folglich werde es in den kommenden Jahren eine der zentralen Aufgaben für Politik, Hotellerie und Gastgewerbe sein, nicht nur Fachkräfte zu gewinnen, sondern vor allem junge Menschen für Berufe im Dienstleistungssektor zu begeistern. Diese Aufgabe, so der SPD-Mann weiter, „kann nur gemeinsam mit der Branche gelingen“. Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen und könne Impulse setzen – „aber die Begeisterung für den Beruf muss aus dem Arbeitsalltag heraus entstehen“.
Stefan Schmidt (44), bis dato Grünen-Sprecher für die Tourismus- und Gastrobranche, sieht das ähnlich. Auch er nennt – neben der bürokratischen Belastung – vor allem den Fachkräfte- beziehungsweise Arbeitskräftemangel im Gastgewerbe als existenzielle Bedrohung. „Wir müssen das Potenzial von in- und ausländischen Arbeitskräften viel stärker nutzen. Zum einen brauchen wir mehr Anreize insbesondere für Frauen und ältere Menschen. Zum anderen müssen wir unseren Fokus auch auf ausländische Arbeitskräfte setzen.“
Dass eine schwarz-rote Koalition das Kontingent der Westbalkanregelung (vereinfacht gesagt legt diese die Zahl der möglichen Fachkräftezuwanderung fest) halbiert, nennt Schmidt einen „fatalen Fehler“, der die Entwicklung des Gastgewerbes in Deutschland massiv hemmen würde. „Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Arbeitskräfte-Einwanderung.“ Das verdeutlichten auch Zahlen der Arbeitsagentur, wonach weit mehr als ein Drittel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Gastronomie einen ausländischen Pass haben.
Stefan Schmidt (Grüne)
Wir müssen das Potenzial von in- und ausländischen Arbeitskräften viel stärker nutzen
Es braucht ganzheitliche Lösungen
Ina Latendorf (53) von der Linken-Fraktion bezieht neben den bereits angesprochenen Problemen (Bürokratie, Lebensmittelkosten und Arbeitskräftemangel) auch die Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne sowie „den hohen Grad an nicht legalen, also nicht angemeldeten Arbeitsverhältnissen“ mit in die Überlegungen ein. „Dieser gesamte Komplex benötigt ganzheitliche Lösungsansätze“, erklärt Latendorf, die sich zuletzt für ihre Partei speziell um Agrar- und Ernährungsfragen kümmerte. Grundsätzlich befinde sich das Gastronomiegewerbe politisch an der Schnittstelle von Wirtschafts-, Kommunal- und Ernährungsthemen.
Apropos Lösungsansätze: Auf der Suche nach Rezepten gegen Gastroprobleme nennt die Linken-Politikerin als erste Schritte u. a. „eine sorgfältige Prüfung bürokratischer Regelungen, um unnötige Vorschriften zu entfernen, ohne dabei Arbeitsschutz- und Hygienestandards abzusenken, zudem einen höheren Mindestlohn und die Aktivierung des Arbeitskräftepotenzials v. a. unter Schulabgängern und -abbrechern in Kooperation mit den Ländern“. Latendorf räumt ein, dass es „einen Königsweg, der alle Beteiligten rundum zufriedenstellt, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen nicht gibt“.