Brûlerie de Belleville
In der Brûlerie de Belleville wird Kaffee geröstet. Sein Duft zieht meist durch die ganze Straße. Foto: Brûlerie de Belleville

Von hoch- bis kleinpreisig

Adressen von kleinpreisigen Einzel­bistros, die keiner Kette angehören, werden wie Bückware gehandelt. Das winzige Le Jourdain tischt im eingangs erwähnten Belleville auf: Tataki vom Rind mit Zitrone und Minze kostet 12 Euro, ein Apfelcrumble mit Dill 7 Euro, ein zweigängiges Menü 18 Euro. Dann kann man sich auch das ultimative Club Sandwich leisten. Das, meinen viele Pariser übereinstimmend, gibt es im Hotel Meurice. Den Preis verrate ich nicht, sonst schimpft meine Mutter, aber es ist ein erstaunliches Erlebnis in einem der elegantesten Hotels Europas. 

Oder man bleibt kleinpreisig in einem wunderschönen Umfeld, nämlich einem Museumscafé. Die sind selten für ihre Küche bekannt. Aber im Café Mulot im Wohnhaus von Victor Hugo am Place des Vosges hat sich Fabien Rouillard, Chefkoch und gelernter Patissier, aufs Backen spezialisiert, offeriert frisch gemachte Sandwiches und befüllte Ofencroissants und tod­schicke Häppchen für private Empfänge. Die Getränkekarte ist klein, jedoch ist Taittinger (13 Euro für 120 ml) gesetzt und kommt im Sèvres-Kristallglas. Wie der berühmte mühelose gute Geschmack ist der coupe in Paris präsent geblieben. Nicht alles muss sich ändern.

Val de Loire
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4 F an der Loire

Das Val de Loire ist das drittgrößte Weingebiet Frankreichs und eine der berühmtesten Regionen der Welt. Entlang des Loiretals stehen, dicht wie Perlen auf einer Schnur, mehr als 300 Schlösser. Selbst als Ruine sind sie schön, wenn instand gesetzt, sind sie atemberau­bend (auch nüchtern!). Aber wie das einem jüngeren internationalen Publikum vermitteln? Und den Export steigern, der in vielen anderen Weinregionen eher stagniert? 55.000 Hektar Rebfläche und Exporte bei der Dachorganisation InterLoire in Höhe von 54 Millionen Flaschen (oder 20 % der Produktion) in 2022 beweisen, dass das Val de Loire ein Gigant ist. Genauer gesagt, die größte Weißweinregion Frankreichs. 

Wein gibt’s also genug, auch Rotweine und Rosés. Jetzt wird auf die sogenannten vier F fokussiert. Damit sind die Stichworte fair, fruchtig, floral und frisch gemeint.

Viel Potenzial dahinter

Fair bezeichnet die Produktion nach nachhaltigen Gesichtspunkten. Bis 2030 will diese Riesenregion umweltzertifiziert sein, idealerweise nach AB-Standard (agriculture biologique), zumindest nach dem HVE-Wert, der hohe Umweltauflagen beinhaltet. Das ist allein deswegen erstaunlich, weil das Bio-Thema vor 10, 15 Jahren noch gar nicht präsent war. Aber die Wachs­tumsraten sind exponentiell. 

Das zweite F steht für Frische. Das Val de Loire ist eine der nördlichsten Weinbauregionen, das spiegelt sich im Geschmack wider. Besonders wenn sie jung sind, schmecken Sauvignon Blanc, Chenin Blanc oder Muscadet frisch, spritzig, knackig – ideal als Aperitif. Das nächste F steht für fruchtig und ist selbsterklärend, allerdings nicht im Sinne eines Obsttellers, wie beispielsweise die Sauvignon Blancs aus Neuseeland es draufhaben. Florales im Näschen, das ist das letzte F, beispielsweise beim Muscadet alias Melon de Bourgogne. Aber dann wären da ja auch noch die Schaumweine ...

Schloss an der Loire
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Schon wieder Bubbles?

In Volumen ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Ausfuhrpartner für Loire-Weine. Und der Crémant de Loire wiederum das wichtigste Produkt. 87,6 % des Exports nach Deutschland entfallen auf diese Schaumweine; da können die edleren Fines Bulles de Loire, beispielsweise aus der AOC Vouvray, die nur mit Chenin Blanc gemacht werden, nicht mit- halten. So viel Schaumwein! 

Wenig überraschend, könnte man einwenden, weil in Frankreich nur die Champagne noch mehr Schaumweine erzeugt. Aber im Vergleich zum zweitwichtigsten Exportmarkt, den USA, entfallen dort nur 15 % auf Sparkling und liegen stattdessen Vouvray und Touraine ganz weit vorne. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass nicht nur für Weißweine, sondern auch Rosés und Rote von der Loire in Deutschland Luft nach oben ist.

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