
Das Schloss, der Künstler, die Schoggi, der Einsterner
Das Dorf Greyerz auf einer Anhöhe am Fuße der Fribourger Voralpen sieht von unten fast noch beeindruckender aus als von oben. Es ist so dekorativ, dass es von asiatischen Touristen belagert wird, aber das Schloss Greyerz lohnt dennoch den Besuch, immerhin thront es da schon seit dem 13. Jahrhundert. Auch ein Rundgang durch das Giger-Museum direkt nebenan ist spannend. An HR Giger, einem Schweizer Künstler, kam man in den 1980er Jahren nicht vorbei, seine Bildsprache war allgegenwärtig.Für die visuellen Effekte des Films „Alien“ von Ridley Scott gewann er sogar einen Oscar. Auch Bulle ist ein entzückender kleiner Ort, leider ist das sehenswerte Heimatkundemuseum „Musée gruèrien“ bis 2027 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Richtig zu Hochform läuft die SBB im gebrandeten Schoggi-Zug Train du Chocolat auf, der nach Broc-Chocolaterie und direkt ins Maison Cailler fährt. Keine Einbildung, es duftet bereits am Bahnhof nach Schokolade. Im Umkreis von 30 Kilometern weiden die 1.500 Milchkühe, deren Milch die Schoggi macht – mit weltweitem Erfolg seit 1819. Nicht direkt verwandt mit den Schokoladenmagnaten sind die Betreiber des Hotels Cailler. Hier ist es erholsam. Der hauseigene Patissier bringt Kindern für 9,50 Schweizer Franken bei, wie man Schokolade macht, während sich die Eltern im sehr gepflegten und riesigen Spabereich erholen. Der ist im Übrigen neben der Cailler-Schokolade einer der größten Umsatzbringer des Kantons, 200.000 Besucher kommen im Jahr hierher.
Und hier ist es wunderbar, denn nicht weit entfernt liegt, auf 1.100 Metern in der idyllischen Berglandschaft von Cerniat versteckt, La Pinte des Mossettes. Es ist ein Einsterner, der entgegen der Michelin-Definition einen Umweg lohnt, denn er ist nicht nur aromatisch inspirierend. Nicolas Darnauguilhem war Green Chef of the Year, hält seit drei Jahren einen Green Star im Michelin und seit zwei Jahren den regulären Stern. Sein Restaurant hat 25 Plätze, draußen liegt eine Gästeterrasse und er beschäftigt einen Gärtner, denn „die DNA der Küche sollte aus dem Garten kommen“.
Er verarbeitet ganze Tiere, betreibt einen zertifizierten Schlachthof, sieht aus wie ein Pariser Intellektueller, kommt aber von einem Bauernhof in der Nähe von Genf. Darnauguilhem beschäftigt einen eigenen Töpfer, macht ein unschlagbares Brot, verarbeitet selbst gesammelte Alpenkräuter und Gewürzpflanzen, bereitet Lauch im Sand in einer Höhle zu, lässt aus den Fellen seiner Lämmer kuschelige Sitzkissen herstellen – hierher kommt man nicht nur wegen des Essens, sondern weil man eine Blaupause für Fine Dining in den Bergen vorfindet. Als Nächstes sind einige Gästezimmer geplant.
Und sonst noch?
1.800 Kilometer Wanderwege und 700 Kilometer Radwege gibt es im Kanton. Und die dazu passenden urigen Kneipen wie das Creux de Feu in Broc. Feuerstelle heißt das auf Deutsch und ein solches Ungetüm ist auch heute noch im Einsatz, für herzhafte Gerichte mit Käse und Schinken, natürlich für Fondue, zum Aufwärmen, fürs Knüpfen neuer Kontakte an der winzigen Bar oder an denlangen Holztischen auch zum geselligen Beisammensein. „Kennen Sie Fribourg?“ steht auf riesigen Schildern zu beiden Seiten an den Autobahnausfahrten zur Kantonshauptstadt.
Charmanter, präziser und augenzwinkernder kann man auf seinen Kanton nicht hinweisen.