Kühe werden von der Alm geholt, der Almabtrieb
Zwischen Ende August bis Mitte November findet der Alpabtrieb statt. Seit einigen Jahren wird er inzwischen wieder mit sättigenden und mehrstündigen Kilbi-Menüs (ein Festmahl mit sieben Gängen) auch bei den Sternern gefeiert.  Foto: Freiburger Tourismusverband

Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd

Das stimmt sicher nicht, genauso wenig gibt es Almkäse. Es gibt als geschützte Bezeichnung den Alpkäse, der in einer Höhe zwischen 600 bis 2.900 Metern  über Feuer gemacht werden muss, sagt Käser Beat Piller. Er schafft um die 200 Wagenräder zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober von einer Qualität, die die Schweizer schön für sich behalten (Kühltasche für Shopping lohnt sich). Die Käse werden mit speziellen Banderolen mit Kennziffer und dem Hinweis „Alpage“ umwickelt. Was Piller für seine Käse verlangen kann, setzt sich aus einem Basispreis und einer nach Punkten gestaffelten Qualität zusammen. Das Maximum an Punkten sind 20. Ein Gruyère muss allerdings mindestens 18 Punkte erreichen.

Das Käselager für Greyerzerkäse
Foto: Fabrice Savary, Switzerland Tourism

So ein  Käse!

Für Gruyère gilt: frisches Weidegras im Sommer, Heu im Winter, keine Silage. Reifung zwischen 6 und 9 Monaten für milden, weichen Käse, ab 10 Monate für würzigen, aromatischen Käse, bis zu 24 Monate Veredelung für kräftigen Käse. Es wird nur Rohmilch verwendet und diese muss aus einem Umkreis von höchstens 20 Kilometern von der Käserei kommen. Für Vacherin gilt: ein runder Laib mit einem Durchmesser von 30 bis 40 cm, einer Höhe von 6 bis 9 cm, einem Gewicht von 6 bis 10 kg. Die Milch ist roh oder thermisiert und stammt nicht aus Silagefütterung. Die Reifung liegt zwischen 9 Wochen und mehreren Monaten.

So schön ist alt!

Noch nicht mal 40.000 Einwohner hat die Kantonshauptstadt Fribourg, dafür aber eine Universität und eines der schönsten mittelalterlichen Ortsbilder in Europa. Es kann durchaus ein Glücksfall sein, wenn über Jahrhunderte das Geld fehlt, um alte Gemäuer abzureißen. Nun wurde alles geschmackvoll und historisch korrekt restauriert. Jede Straßenecke hat das Zeug zur Filmkulisse: gotische Straßenzüge, Kopfsteinpflaster, Brunnen, überdachte Brücken. Ein Museum für Jean Tinguely, Boutiquen, der Kiosk des Botanischen Gartens oder der samstägliche Markt, Chocolatiers wie Villars und Jorge Cardozo laden zum Bummeln, Shoppen und Schlemmen ein. Hier lässt sich wunderbar ein  Wochenende verbringen, inklusive Planschen im Flüsschen Sanne und einer eleganten Reise mit dem Funiculaire aus der Gotik den Berg hinauf in das mo­derne Fribourg. 

FRIBOURG IST KEIN TOURISTISCHER HOTSPOT – UND GENAU DARIN LIEGT SEIN GRÖSSTER REIZ.

Diese Standseilbahn aus dem Jahr 1899 wird übrigens mit Abwasser betrieben. Das riecht bei der Anfahrt tatsächlich ein bisschen muffig, das finden die Fribourger aber lustig. Immerhin existiert der Funiculaire nur noch, weil sich in der Bevölkerung eine Initiative für den Erhalt bildete. In der Altstadt, mit standesgemäßem eigenem Brunnen, liegt ein entzückendes Hotel. Das Le Sauvage stammt aus dem ­17. Jahrhundert und ist mit herrlichem Branding absolut in der Neuzeit angekommen.

Familie macht eine Wanderung durch die Weinberge
Von Murten aus kommt man mit Booten nach Vully, ein kleines Weinbaugebiet, in dem 24 Winzer auf 150 Hektar arbeiten. Eine Verkostung mit Blick auf die schneebedeckten Alpen macht hier richtig Spaß. Foto: RAWKINGPHOTO.CH

Weit gucken, fein trinken

Weil in der Schweiz die Züge auf die Minute genau fahren (empfehlenswert ist die SBB-App, die selbst in weiten Teilen Deutschlands funktioniert) und an jeder Milchkanne halten, lassen sich von Fribourg aus schöne Ausflüge aufs tiefste Land machen. Eine halbe Stunde mit dem Zug von Fribourg entfernt liegt Murten. Es ist klein, mittelalterlich, recht touristisch, die Laubengänge und die Gastro sind pickepackevoll, aber: Hier legen die Bötchen ab nach Vully auf der anderen Seite des Murtensees. Dort liegt zwar nur 1 Prozent der Schweizer Weinbaufläche. Und lange konnten Vully-Weine mit den Großen aus dem Wallis, der Region Genf oder der Bündner Herrschaft qualitativ nicht mithalten. Doch im Vully hat sich mittlerweile viel verändert, auch dank rigoroser Qualitätskontrollen wie der 2013 unterzeichneten Vully-Charta, in der sich die ansässigen Winzer für zwei Vully-Spezialitäten engagieren: Traminer und Freiburger, einer Kreuzung von Silva­ner und Pinot Gris. 

Auch Chasselas, Chardonnay und Pinot Noir wachsen besonders gut. Ein Spaziergang durch die entzückende Landschaft, in der 24 Winzer auf 150 Hektar arbeiten, ist ländlich, schön altmodisch, lässig. Und macht wie das Verkosten, beispielsweise im Château de Praz, richtig Spaß. 

Vom Mont de Vully mit seinen 653 Metern kann man bei passendem Wetter bis in die schneebedeckten Alpen gu­cken. Das kommt besonders schick mit einem Glas Wein in der Hand. Und vielleicht einem Stück Gâteau de Vully, einem Hefeteig mit einem Belag aus unerhört viel Crème Double, wie er auf den Winzerfesten verkauft wird.

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