Interview

Aufatmen in der Hamburger Hotelbranche?

Fachkräftemangel, steigende Energiekosten sowie die Gefahr neuer Corona-Maßnahmen stellen die Hotellerie und Gastronomie vor weitere Herausforderungen. Als Direktor des Hotels Hafen Hamburg sowie des Hotels Empire Riverside Hotel zeigt sich Enrico Ungermann dennoch vorsichtig optimistisch. Im Interview verrät er u. a., wie er potenziellen Problemen in Zukunft begegnen will.
Freitag, 26.08.2022, 09:38 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Enrico Ungermann
Enrico Ungermann, Direktor des hanseatischen Traditionshauses Hotel Hafen Hamburg sowie des Design- und Lifestyle Hotels Empire Riverside Hotel im Hamburger Stadtteil St. Pauli (Foto: © Empire Riverside Hotel)

Herr Ungermann, wie war Ihre persönliche Stimmung für das erste Halbjahr und wie nehmen Sie die Stimmung in der Hotelbranche wahr?

Das Jahr 2022 startete für uns zunächst durchwachsen und war noch immer stark durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie sowie deren Reglementierungen geprägt. Die Hotellerie hat im Hinblick auf die Personalsituation am Markt immer noch stark zu kämpfen. Insgesamt hat die Hotelbranche seit der Aufhebung der strengen Corona-Maßnahmen jedoch an Optimismus zurückgewonnen, obwohl die Folgen der Pandemie den Tourismus in Deutschland nachhaltig signifikant verändert und beeinflusst haben.

Wie war die Auslastung der beiden Hotels im ersten Halbjahr 2022? Gab es Unterschiede, vor allem hinsichtlich der Zielgruppe?

Geprägt durch die Beschränkungen im ersten Quartal sind unsere Auslastungszahlen für das erste Halbjahr insgesamt noch nicht auf dem vergleichbaren Niveau von 2019. So lagen bis zum Ende des zweiten Quartals die durchschnittlichen Raten des Hotels Hafen Hamburg bei rund 66 Prozent und im Empire Riverside Hotel bei rund 70 Prozent. Seit April konnten wir jedoch erfreulicherweise eine konstant steigende Gäste-Nachfrage für beide Hotels verzeichnen, welche ungebremst bis heute anhält. Im Vergleich zum Jahresbeginn lässt sich bei Betrachtung der Durchschnittsraten dokumentieren, dass wir mittlerweile in beiden Häusern eine Erhöhung im zweistelligen Bereich erzielt haben. Dabei haben wir des Weiteren festgestellt, dass es eine Verschiebung der Zielgruppen gibt. So ist die Buchung im Leisure-Bereich – also Gäste, die nicht beruflich unterwegs sind, sondern rein aus Vergnügen reisen – deutlich ausgeprägter als zuvor. Dies trifft vor allem für das Hotel Hafen Hamburg zu, das inzwischen auch sehr stark durch Familien frequentiert wird. Im Gegensatz dazu ist im Empire Riverside Hotel nach wie vor eine hohe Nachfrage durch Business-Reisende vorhanden.

Was waren die größten Herausforderungen nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen?

Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die Teams nach den langen Einschränkungen wieder zurückzuführen und zeitgleich neue Mitarbeiter im Onboarding zu integrieren. Hinzu kamen neue Konzeptlinien, welche im gleichen Zuge implementiert wurden. Hier war es besonders wichtig, eine stets transparente Kommunikation zu allen Mitarbeitern zu halten. Zu diesen Konzeptlinien gehörten beispielsweise die vollständige Renovierung des Restaurant Port sowie die damit verbundene Neugestaltung und Ausrichtung der Menükarten. Gleiche Neuauslegungen fanden im Restaurant Waterkant und der David’s Bar statt. Ein neues Konzept lässt sich jedoch nur dann erfolgreich umsetzen, wenn es von den Mitarbeitern auch gelebt wird. Demzufolge war es uns eine Herzensangelegenheit, dass wir auch ihnen im Gegenzug zu ihrem Engagement etwas zurückgeben – so haben wir im gleichen Atemzug das Mitarbeiter-Restaurant vollständig neu gestaltet und qualitativ auf ein hochwertigeres Level gesetzt. Parallel haben wir Schulungen und Weiterbildungen angeboten, um unsere Teams laufend und optimal in die (Änderungs-)Prozesse einzubinden.

Der Personalmangel im Hotellerie- und Gastronomiegewerbe steht weiterhin im Fokus. Wie schätzen Sie die Personalsituation ein? Wie sieht es diesbezüglich in Ihren Hotels aus?

Die Personalsituation lässt sich nicht flächendeckend miteinander vergleichen. Es gibt Bereiche, wie die Front-Office- und F&B-Positionen, die von einer höheren Mitarbeiter-Fluktuation betroffen waren und solche, die auch während der Corona-Einschränkungen stabil blieben. Erfreulich ist, dass wir anlässlich des Ausbildungsstarts im August gleich sieben neue Mitarbeiter in der Verwaltung sowie der Gastronomie bei uns begrüßen durften.

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