„Barrieren sind oft nur in unseren Köpfen“

In Italien sind Firmen und Betriebe mit mehr als 15 Mitarbeitern dazu verpflichtet, Leute mit Behinderung einzustellen. Laut Acampora ziehen es viele Firmen aber vor, Strafen zu bezahlen, statt die Mitarbeiter-Quote von Menschen mit Behinderung zu erfüllen.

PizzAut will nicht nur ein Restaurant, sondern ein gesellschaftliches Projekt sein, um Autisten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Acampora sagt, es sei wichtig, dass junge Menschen aktiv an der Gesellschaft teilnehmen können.

„Es ist eine Chance für viele autistische Kinder, durch Arbeit Würde und Autonomie zu erlangen.“ Die Erfahrungen bei PizzAut zeigten nämlich auch, dass „Barrieren oft nur in unseren Köpfen, nicht aber in unseren Herzen“ sind.

„Hier bin ich wiedergeboren worden“

Bei der Arbeit am Pizzaofen oder mit den Gästen am Tisch blühen viele auf. „Es gab hier einige, die früher nicht schreiben konnten und heute die Bestellungen aufschreiben. Andere konnten oder wollten nicht mit Fremden reden und nehmen heute die Bestellungen entgegen. Einige mochten auch keinen Körperkontakt – heute umarmen sie mich, ihre Kollegen und manchmal sogar nette Kunden“, erzählt Acampora.

Einer der Kellner ist Lorenzo und als Strahlemann bekannt, weil er immer lächelt. Bevor Lorenzo bei PizzAut angefangen hatte, war er vier Jahre in einem Zentrum für behinderte Jugendliche.

„Ein Ort, in dem niemand sein eigenes Kind sehen möchte“, sagt Acampora. Als er Lorenzo einstellte, sagte dieser: „Nico, dort bin ich jeden Tag ein bisschen gestorben, aber hier bin ich wiedergeboren worden.“

Hoher Besuch vom Papst

Die Pizzabäcker bezeichnen ihre Pizza als „beste der ganzen Galaxie“. Einen himmlischen Segen bekamen sie 2022, als Papst Franziskus die Gruppe im Vatikan empfing. Der Pontifex band sich sogar die typische rote Schürze um.

„Es geht um die Würde aller, die allzu oft an den Rand gedrängt werden, weil sie als anders oder gar nutzlos abgestempelt werden, die aber in Wirklichkeit einen großen Reichtum für die Gesellschaft darstellen“, sagte er damals. Danach verteilten die jungen Leute Pizzen an Obdachlose rund um den Petersplatz.

Man lässt sich nicht entmutigen

Acampora und seine Leute erleben auch Diskriminierung, etwa in den sozialen Medien. Neben vielen positiven Kommentaren gebe es auch welche, die schmerzten, etwa jene einer Frau, die ihn als „üblichen frustrierten Vater“ bezeichnete, der „angesichts der Behinderung seines Sohnes nicht aufgibt und unrealisierbare Projekte erfindet, die anderen Familien falsche Hoffnungen machen“.

Er und die jungen Menschen lassen sich jedoch nicht unterkriegen. Ermutigt werden sie von den Anfragen aus dem Ausland, auch aus Deutschland, die PizzAut über Franchising in die weite Welt bringen wollen.

Und auch über Gästezahlen kann sich PizzAut nicht beschweren. In den zwei Filialen wurden Acampora zufolge schon ungefähr 250.000 Pizzas gebacken. „Die Gäste haben also meinen Frust gegessen – mit leckerer Fior-di-Latte-Mozzarella. Ich hoffe, es hat allen geschmeckt.“

(dpa/SAKL)

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