Das war das GreenSign Future Lab 2025 in Berlin
Das GreenSign Future Lab 2025 zählt zu den relevanten Branchentreffen rund um nachhaltige Innovationen in Hotellerie, Gastronomie und Touristik. Vom 1. bis 3. Dezember kamen die Teilnehmer im JW Marriott Berlin zusammen, um sich über Strategien, Herausforderungen und neue Ansätze auszutauschen.
Zum Auftakt betonten die Veranstalterinnen Anne Schiefer und Suzann Heinemann, dass sich die Branche in einer Phase des Wandels befinde, in der Orientierung und Austausch entscheidend seien. Die Eröffnung begann mit einer KI-Stimme, bevor die Gastgeberinnen klarstellten, dass technologische Entwicklungen zwar viele Prozesse übernehmen könnten, die Menschlichkeit jedoch weiterhin eine unverzichtbare Grundlage der Hospitality bleibe.
Den Teilnehmern standen zwei Tage mit rund 70 Speakern bevor. Neben Wissensvermittlung spielte besonders das Networking eine zentrale Rolle. Ziel war es, die gesamte GreenSign-Community zusammenzubringen, um voneinander zu lernen und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln. Das Moderationsduo aus Tobias Klöpf und Darlene Schwabroch führte anschließend durch das Programm, das von Nachhaltigkeit und Diversity über Führung bis hin zu Künstlicher Intelligenz reichte.
Auch organisatorisch zeigte sich die Veranstaltung konsequent nachhaltig: Sie basierte auf einem eigenen Event-Leitfaden, setzte auf digitale Kommunikation und ein vegetarisch-veganes Verpflegungskonzept. Für die Orientierung vor Ort stand eine Event-App zur Verfügung, in der im Anschluss an die Sessions auch Zusammenfassungen abrufbar waren.
Bühnen, Speaker & Vorträge: Inhalte und aktuelle Branchenthemen
Die inhaltliche Struktur des Future Labs verteilt sich auf fünf Bühnen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten:
- Die Future Lab Stage beleuchtete übergeordnete Fragestellungen der Transformation und nachhaltigen Entwicklung,
- die Opensmjle Stage thematisierte schwerpunktmäßig digitale Kommunikation, KI und Gästeinteraktion,
- die Chefs Value Stage widmete sich Entwicklungen im Bereich Food und nachhaltiger Küche,
- die GreenSign Stage zeigte praxisnahe ESG- und Betriebsführungsstrategien und
- die HSMA Workshop Stage bot Raum für konkrete Anwendungsbeispiele, Tools und Best Practices.
Die Kraft der physischen Welt – Hospitality in einer digitalen Gesellschaft

In der ersten Keynote zeigte Trendscout Raphael Gielgen auf, wie sich die Rolle physischer Räume in einer zunehmend digitalen Gesellschaft veränderte. Er wies darauf hin, dass technologische Entwicklungen digitale Inhalte immer schneller und kostengünstiger verfügbar machten und das Digitale dadurch zunehmend zu einer Massenware werde. Einzigartige Erlebnisse entstünden dagegen verstärkt im Analogen – in Begegnungen und Momenten, die sich nicht standardisieren ließen.
Gielgen erläuterte, dass viele berufliche Annahmen, die lange gültig gewesen seien, an Relevanz verloren hätten. Gastfreundschaft sei heute weniger als Produkt zu verstehen, sondern als Form der Wahrnehmung: Entscheidend sei die Fähigkeit, Stimmungen zu erkennen und situativ auf Bedürfnisse zu reagieren. Diese Kompetenz werde inzwischen weit über die Hotellerie hinaus nachgefragt – etwa im Handel, bei Banken, in der Sportindustrie oder bei Tech-Unternehmen.
Auch zur Rolle der Künstlichen Intelligenz bezog Gielgen Stellung: KI könne Prozesse standardisieren, ersetze jedoch nicht die individuelle Wahrnehmung. Der bewusste Umgang mit Aufmerksamkeit und die Gestaltung echter Momente blieben zentrale Faktoren der Hospitality. Nachhaltigkeit bezeichnete er zudem als ein Thema, das weltweit nicht verhandelbar sei und die Gestaltung physischer Räume maßgeblich beeinflusse.
First Things First: KI effizient, sicher und nachhaltig implementieren

Markus Michels ordnete in seinem Vortrag die aktuelle Entwicklung von KI ein und erläuterte die Besonderheiten des sogenannten KI-Hype-Zyklus. Die Entwicklung verlaufe nicht linear, sondern exponentiell, was dazu führe, dass viele Unternehmen den technologischen Fortschritt unterschätzten. Die daraus entstehende „Reality Gap“ zwischen wirtschaftlicher Routine und technologischer Realität könne für Betriebe jedoch auch ein Wettbewerbsvorteil sein, sofern sie ihn aktiv adressierten.
Michels machte deutlich, dass gängige KI-Systeme derzeit häufig nicht datenschutzkonform einsetzbar seien und stellte Alternativen wie OpenWebUI vor. Er verwies zudem auf die Anforderungen des EU AI Act, der ab August 2025 dokumentierte KI-Kompetenzen für Mitarbeiter vorschreibt und damit klare Leitlinien, Schulungsstrukturen und Compliance erforderlich macht.
Anhand aktueller Tools zeigte er, wie KI in der Hospitality Prozesse unterstützen kann – von Recherche und Analyse über Automatisierung bis zur Integration in Serviceprozesse. Gleichzeitig betonte er, dass KI nur dann sinnvoll genutzt werden könne, wenn die Mitarbeiter den Umgang damit verstehen und verantwortungsvoll einsetzen.
Gen Z unplugged

In ihrem Vortrag beleuchtete Astrid Nogaitzig die Werte und Erwartungen der Generation Z und deren Bedeutung für Arbeitgeber in der Hospitality. Nachhaltigkeit, Diversität, soziale Gerechtigkeit und Flexibilität spielten für diese Generation eine zentrale Rolle. Gleichzeitig sei die Gen Z technikaffin, erwarte einfache digitale Prozesse und lege Wert auf authentische, freundliche und sinnvolle zwischenmenschliche Begegnungen.
Nogaitzig betonte, wie wichtig wertebasierte Führung, transparente Kommunikation und eine etablierte Feedbackkultur seien. Arbeitgeber müssten regelmäßig prüfen, ob Vision, Leitbild und alltägliche Abläufe den Bedürfnissen junger Mitarbeitender entsprächen. Flexiblere Arbeitsmodelle, mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten und Coaching-orientierte Führung könnten dazu beitragen, die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern.
Der Vortrag machte deutlich, dass Veränderungen notwendig seien, um neue Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Besonders wertvoll sei dabei der Austausch innerhalb der Branche, um voneinander zu lernen und praktikable Lösungen zu entwickeln.