ETF’S UND AKTIV GEMANAGTE AKTIENFONDS

Was sind die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten?

Sowohl aktiv gemanagte Aktienfonds wie auch ETF`s auf Aktien bündeln die Aktien einzelner Unternehmen in Fondsanteilen und ermöglichen so eine Risikodiversifikation. Während aber die Fondsmanager von Aktienfonds durch Auswahl bestimmter Aktien („Stock Picking“) versuchen, den Markt zu schlagen, bilden ETF`s die Aktien, die in einem Index enthalten sind, passiv (also ohne das Stock Picking eines Fondsmanagers) ab. ETF´S ohne Indices gibt es also nicht.

Sowohl aktiv gemanagte Aktienfonds wie auch ETF´s sind sicher, wenn die Anlagegesellschaft insolvent wird. Aktienfonds und ETF´s stellen „Sondervermögen dar, das aus dem Vermögen der Anlagegesellschaft herausgenommen und auf eine Depotbank übertragen wird. Geht die Anlagegesellschaft pleite, kann diese nicht auf das Sondervermögen bei der Depotbank zugreifen, d.h., das Sondervermögen gehört immer dem Anleger. Insofern sind diese Sondervermögen gesichert, aber das heißt nicht, dass die Fonds oder ETF´s gegen alle Risiken abgesichert sind. Stürzen die Aktien, die der Fondsmanager ausgesucht hat ab, oder die Aktien, die ein Index-ETF abbildet, kann es zu Verlusten kommen.

ETF´s kann man fast rund um die Uhr an der Börse kaufen, Aktienfonds kann man i.d.R. nur an die Fondsgesellschaft zurückgeben. Es gibt zwar Möglichkeiten, auch einzelne Aktienfonds an der Börse zu verkaufen, allerdings zu meist äußerst schlechten Konditionen. Will man außerdem seinen Fondsanteil unbedingt wieder an die Fondsgesellschaft zurückverkaufen, kann man dies i.d.R. erst zu dem Rücknahmepreis des nächsten Tages tun, der u.U. niedriger sein kann als der heutige Rücknahmepreis (viele Fondsgesellschaften nehmen den Fondsanteil nur zum Rücknahmepreis des aktuellen Tages zurück, wenn dies vor 9.00 oder 10.00 geschieht).

Bei beiden Anlageformen kann man auch mit einem „kleinen Geldbeutel“ partizipieren und trotzdem das Risiko streuen. Was bedeutet das genau? Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Risiko über den Kauf vieler Aktien streuen und Sie fühlen sich besonders von den Werten im DAX angezogen, weil Ihnen große deutsche Aktiengesellschaften am besten gefallen und Sie damit ein geringes Risiko verbunden sehen. Wollen Sie Ihr Risiko auf alle 30 Titel im Dax verteilen, müssten Sie alle 30 Dax-Werte kaufen. Aber damit nicht genug, denn die einzelnen Aktien sind nicht gleich stark „gewichtet“, d.h., dass aufgrund von Marktkapitalisierung und Börsenumsatz die SAP-Aktie aktuell als das „Schwergewicht“ des DAX mit einem Gewicht von ca. 10 % vertreten ist, während die Lufthansa ein Gewicht von aktuell ca. 1 % hat. D.h., wenn Sie wirklich eine Risikostreuung haben wollen, die dem DAX entspricht, müssten Sie 10 SAP-Aktien zu aktuell etwa 100 € pro Aktie kaufen (also 1.000 € bezahlen) und für die Lufthansa aktuell 1 Aktie zu aktuell etwa 10 € kaufen. Und das für alle 30 Aktien. Da sich die Gewichtung und die Aktienkurse ständig ändern, wären Sie den ganzen Tag beschäftigt und müssten hohe Beträge investieren, von den hohen Kosten für den Kauf und Verkauf ganz zu schweigen. Mit dem Kauf eines ETF umgehen Sie diesen hohen Aufwand.

-> Übrigens: Führt man diese Rechnung für alle 30 DAX-Werte durch, erhält man den Punktestand des DAX.

Mögliche Vorteile aktiv gemanagter Aktienfonds

Gelingt es dem Fondsmanager durch Stock Picking Aktien für den Fonds zu kaufen, die sich besser entwickeln als der Vergleichsindex, erzielt der Käufer eines Fondsanteils eine höhere Rendite als mit einem ETF`s, der ja „nur“ an der Entwicklung eines Gesamtmarktes beteiligt ist. In den letzten 20 Jahre haben allerdings weniger wie 17 % der Fondsmanager die US-Indices schlagen können und weniger wie 15 % die europäischen Indices. Ein Anleger sollte daher vor dem Kauf eines Aktienfonds überprüfen, wie sich der entsprechende Fonds in mehreren Jahren im Vergleich zu einem Vergleichsindex geschlagen hat. Dazu gibt es jede Menge Informationen in Börsenzeitschriften bzw. Vergleichsportalen.

Mögliche Nachteile aktiv gemanagter Fonds

Der größte Nachteil wird von vielen Beobachtern in den hohen Kosten eines Aktienfonds gesehen. Diese setzen sich meist zusammen aus dem Ausgabeaufschlag, laufenden Verwaltungskosten pro Jahr und u.U. diversen anderen Gebühren (wie Vergütungen für eine besonders gute Entwicklung des Fonds, die dieser sich einbehält, etc.).

Ausgabeaufschlag: Legt ein Anleger z.B. 10.000 € an, erhält er nicht für die ganzen 10.000 € Fondsanteile, sondern nur für den Betrag, der nach Abzug des Ausgabeaufschlags übrigbleibt. Erhebt eine Fondsgesellschaft etwa einen Ausgabeaufschlag von 5 %, dann werden von dem Betrag von 10.000 € nur 9.500 € in Fondanteile investiert, den Rest von 500 € behält die Fondsgesellschaft als Einmalvergütung ein. Der Ausgabeaufschlag kann auch als Differenz zwischen Ausgabepreis und Rücknahmepreis gesehen werden. Zahlt der Anleger den Ausgabepreis (Kaufpreis) von 10.000 € beim Kauf und würde er den Fondsanteil einen Moment später zum Rücknahmepreis (Verkaufspreis) wieder an die Fondsgesellschaft zurückgeben, würde er nur 9.500 € wiederbekommen. Der Ausgabeaufschlag beträgt in der Regel um die 4 % – 6 %, häufig 5 %. Viele Direktbanken gewähren Rabatte bzw. einen Discount von 25 %, 50 % oder 75 % des Ausgabeaufschlags, weil sie keine persönliche Beratung anbieten und an der Kundenbindung interessiert sind. Und natürlich ist auch die Fondsgesellschaft selbst daran interessiert, ihre Anteile über einen anderen Vertriebskanal zu vertreiben, und das, ohne beraten zu müssen.

TIPP: Recherchieren Sie also, bevor Sie einen Aktienfonds kaufen, bei welcher Bank es wieviel Rabatte auf den Ausgabeaufschlag gibt.

Es gibt auch so genannte No-Load-Fonds für die kein Ausgabeaufschlag erhoben wird, allerdings sind hier meist die Verwaltungskosten höher. No-Load-Fonds sind v.a. für die Anleger interessant, die häufiger den Fonds wechseln, für Anleger, die langfristig ansparen wollen, also eher uninteressant, da die hohen Verwaltungskosten an der Rendite nagen.

Während die bisher genannten Kosten dem Anleger direkt belastet werden, gibt es noch jährliche Verwaltungskosten, die v.a. für die Tätigkeit der Fondsgesellschaft während des Jahres, u.U. zählen auch Depotkosten dazu (die allerdings von den meisten Direktbanken nicht verlangt werden und auch nicht, wenn man einen hauseigenen Fonds seiner Filialbank kauft). Wird ein Gewinn erzielt, werden die Verwaltungskosten vom Gewinn genommen, was die Rendite schmälert, werden keine Gewinne erzielt, werden sie vom Fondsvermögen entnommen.

Aktiv gemanagte Fonds sind gesetzlich verpflichtet, eine Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, kurz TER) zu veröffentlichen. Die TER in Deutschland liegt je nach Fonds meist zwischen 1,0 % und 2,5 %. Allerdings beinhaltet die Gesamtkostenquote auch nicht alle Kosten, es können noch so genannte Transaktionskosten wie Entgelte für Börsenmakler oder andere Handlungskosten dazukommen. Hier muss man sich also informieren.

Mögliche Vorteile von ETF´s

ETF´s für Privatanleger erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Das Hauptargument zugunsten von ETF wird in den niedrigeren Kosten gesehen. Ausgabeaufschläge gibt es nicht, da es sich um passive Fonds handelt, daher sind auch die Verwaltungskosten i.d.R. deutlich niedriger. Die laufenden Kosten pro Jahr bewegen sich zwischen 0,1 % und 0,5 % des Fondsvermögens und werden vom Fondsvermögen abgezogen (d.h., die muss der Käufer nicht selbst bezahlen). Da die ETF´s auch im Xetra-Handel gekauft und verkauft werden können, müssen auch keine Provisionen für Makler gezahlt werden.

Auch bei ETF´s gibt es eine Total Expense Ratio, die veröffentlicht werden muss, sodass man die Gesamtkostenquote auch hier erfahren kann.

Welche Rolle spielen die Kosten für einen Anleger? Nehmen wir an, wir stellen einen Aktienfonds ohne jeglichen Ausgabeaufschlag und relativ niedrigen laufenden Kosten (also z.B. 1 %) einem ETF mit relativ hohen laufenden Kosten (also z.B. 0,5 %) gegenüber. Beide erwirtschaften eine Rendite von 6 % pro Jahr. Wie macht sich dieser Effekt bei 10.000 € Anlagesumme, die für 10 Jahre angelegt werden, bemerkbar? Beim ETF verbleiben nach Abzug der 0,5 % laufenden Kosten noch 5,5 % von 6 % Rendite übrig, aus 10.000 € werden so nach 10 Jahren 17.081 €. Beim Aktienfonds verbleiben von den 6 % Rendite nur 5 % übrig, nach 10 Jahren ergäbe sich 16.288 €, das sind 793 € weniger. Meist beträgt der Kostenunterschied aber nicht nur 0,5 % wie in diesem Beispiel, sondern u.U. deutlich mehr. Außerdem haben Aktienfonds meist einen Ausgabeaufschlag.

Fazit zu dem Kostenvergleich

Aufgrund der oft relativ hohen Kosten von aktiv gemanagten Aktienfonds sind ETF`s i.d.R. meist deutlich kosteneffizienter, der damit verbundenen Zinseszinseffekt kann vor allem bei kontinuierlichem Sparen über viele Jahre hinweg erheblich sein. Ein weiterer Vorteil liegt in der Transparenz von ETF`s. Haben Sie etwa einen ETF, der den MSCI-World Index abbildet, und Sie erfahren, dass der Index heute um 1,5 % gestiegen ist, dann wissen Sie, dass Ihr ETF auch um 1,5 % zugelegt hat. Außerdem können Sie jederzeit erfahren, aus welchen Aktien sich ein Index zusammensetzt, bei Aktienfonds ist dies nicht jederzeit möglich.

AUSBLICK

Im nächsten Beitrag erfahren Sie, welche die am meisten gehandelten nationalen und internationalen Indizes sind, daneben werden auch einige Branchenindizes genannt. Für ein individuelles und aktives Management spielen diese Indizes sowohl für die Auswahl von aktiv gemanagten Fonds wie auch von Aktien-ETF´s eine zentrale Rolle, aber auch bei der Wahl einzelner Aktien. Außerdem gibt es Tipps, worauf bei der Auswahl dieser Fonds zu achten ist.

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