
Man braucht keine Millionen, sondern Mut
Ein häufiger Irrtum: Employer Branding sei nur etwas für Häuser mit großen Budgets. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. „Employer Branding ist keine Geldfrage, sondern eine Frage der Haltung“, betont Anna Heuer. Auch kleine und mittelständische Betriebe können sich als attraktive Arbeitgeber positionieren, wenn sie zeigen, was sie gut machen: persönliche Führung, Entwicklungsmöglichkeiten, flache Hierarchien, Wertschätzung.
Merheim bringt es auf den Punkt: „Employer Branding ist nicht das, was du erzählst, sondern das, was Mitarbeiter über dich erzählen.“ Wer sie einbindet, fördert und ernst nimmt, schafft eine starke Marke – innen wie außen.
Neue Generation, neue Fragen
Besonders die Erwartungen der Generation Z stellen viele Betriebe vor neue Herausforderungen – und Chancen. Junge Menschen wollen heute wissen, wofür sie arbeiten. Sie suchen Sinn, Struktur und Selbstwirksamkeit – nicht nur Geld.
„Die Erwartungen sind vielfältiger geworden. Pauschalisierungen helfen da wenig, die größte Chance liegt in dieser Vielfalt“, so Anna Heuer. „Unsere Branche bietet eine außergewöhnliche Bandbreite an Berufsbildern und Einsatzmöglichkeiten, die sich hervorragend an die unterschiedlichen Bedürfnisse anpassen lassen. Genau hier liegt unser Potenzial: Statt in alten Mustern zu denken, sollten wir uns als Möglichmacher für individuelle Lebensentwürfe begreifen.“

Psychologie als Pflichtfach
Das Hotel Stadt Hamburg auf Sylt macht Psychologie zur Pflicht für seine Führungskräfte. Direktor Christian Wirsich ist überzeugt: „In unserer Branche geht es jeden Tag um Menschen – um unsere Gäste, aber auch um unsere Teams. Deshalb war für mich klar: Wir brauchen ein tieferes Verständnis darüber, wie der Mensch eigentlich tickt.“

Gemeinsam mit der Hamburger Unternehmensberatung The Corporate Mind entwickelte das Haus ein innovatives Schulungskonzept, in dem psychologisches Grundlagenwissen vermittelt wird – praxisnah, alltagstauglich und für alle Führungsebenen. In mehreren Modulen lernten die Führungskräfte, wie sich menschliches Verhalten erklären lässt, was Bedürfnisse steuert und wie innere Antreiber unser Miteinander prägen.
Madeleine Beil von The Corporate Mind sagt: „Psychologisches Know-how ist kein Luxus, es gehört ins Allgemeinwissen. Gerade in Branchen wie der Hotellerie, in denen täglich Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Bedürfnissen aufeinandertreffen, ist es unerlässlich, sich selbst und andere besser zu verstehen.“ Das Training wirkte: Kommunikationswege wurden verbessert, Konflikte offener angegangen, neue Routinen etabliert. „Viele Kollegen haben sich wiedererkannt. Das war ein Augenöffner“, sagt Wirsich.
Employer Branding ist also kein Trend, sondern Grundlage für die Arbeitswelt von morgen. Wo Menschlichkeit gelebt wird, entsteht Zukunft.