Gruppenarbeit
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„Ob Azubi oder Chef – mit Selbst- und Stressmanagement, Resilienz und Achtsamkeit kann man viel tun. Gerade vor dem Hintergrund des Mangels an guten Arbeitskräften sollte man sich bewusst sein, dass die Ressource Mensch gut behandelt werden muss. Gesundheit und Sicherheit in der Arbeit sollten Arbeitgeber und Ausbilder immer im Blick behalten. Lüdemann: „Diese sind in den Ausbildungsberufen    durch die Standardberufsbildpositionen verpflichtende Vorgaben.“

Sind es vielleicht nicht nur die geforderten Arbeitsaufgaben, die einen stressen, sondern auch die selbst geforderte Arbeitsleistung? Sind hier die eigenen Ansprüche zu hoch? Auch darüber lohne es sich nachzudenken. Speziell im Ausbildungsbereich kann Stress zum Beispiel entstehen durch: schwierige Auszubildende, Lehrer- und Ausbildermangel, Nachwuchsgewinnung, neue Inhalte und Methoden oder die Digitalisierung.

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Prinzipien und Methoden zur Stressvermeidung

Um zu viel Stress in den Griff zu bekommen, sei vor allem eine gesunde Portion der Selbsterkenntnis von-nöten – und die ist laut Lüdemann nicht immer leicht. Er riet den Teilnehmern des Ausbilderworkshops: „Man muss sich bewusst machen, wel­che Stressoren es gibt und dass sich diese nicht einfach vermeiden lassen.“ 

Sie lassen sich jedoch gezielt  in den Griff bekommen. Wie, demonstrierte Lüdemann anhand verschiedener Prinzipien und Methoden, darunter auch das Pomodore-Prinzip und das Pa­re­to-Prin­zip. Letzteres besagt beispielsweise, dass man nur rund 20 Prozent des Arbeitsaufwands überhaupt benötigt, um ca. 80 Prozent ei­ner Aufgabe zu erledigen. Für die restlichen 20 Prozent braucht man ca. 80 Prozent des Aufwands. Die Botschaft dahinter: Oft reicht es, eine Aufgabe gut zu erledigen.

In Sachen Organisieren und Strukturieren lernten die Teilnehmer unter anderem die Eisenhower-Matrix und ABC-Methode kennen. „Von den 30 Dingen, die aktuell im Kopf herumschwirren, sind meist nur fünf so richtig wichtig“, betonte Andy Lüdemann hierbei. Um herauszufinden, welche das sind, sollten die Ausbildungsverantwortlichen zunächst die Aufgaben, die bei ihnen derzeit anstanden, in einer Matrix nach Dringlichkeit und Wichtigkeit anordnen. Das Ergebnis: Die zunächst angsteinflößende Aufgabenflut erschien den meisten Teilnehmern anschließend nicht mehr so bedrohlich. Denn, so zeigte sich: Nicht alles muss unbedingt sofort erledigt werden, manches kann delegiert werden, anderes im Kalender notiert und später bearbeitet werden, und bei manchen weder wichtigen noch dringenden Aufgaben kann man überlegen, ob man diese überhaupt bearbeiten muss.

Ebenso interessant für den stressigen Arbeitsalltag: das Kanban-Board. Ein agiles Projektmanagement-Tool, mit dem sich die zu erledigenden Aufgaben visualisieren und steuern lassen – mit den verschiedenen Status-Schritten To-do, Doing, Done. Für die Selbststeuerung der Azubis und Lernprozessbegleitung könnten die Betriebe Azubis die „Steuerung“ der Aufgaben übergeben und das Board regelmäßig gemeinsam durchsprechen und anpassen.

Tagung und Fortbildung
Wichtige Aha-Erlebnisse: Vom Elevator Pitch nahmen die Workshop-Teilnehmer viele neu gewonnene Erkenntnisse mit nach Hause.  Foto: BdS

Möglichkeiten zum „Runterkommen“

Wie viel Zeit sich jeder Einzelne ­nimmt, um methodisch gegen Stress und Zeitmangel vorzugehen, bleibe den Teilnehmern laut Lüdemann letzt­lich selbst überlassen. Wichtig sei jedoch, sich bewusst Auszeiten zu gönnen, kleine Rituale zu etablieren oder vielleicht Ruhezonen zu schaffen. „Statt morgens auf das Smartphone zu schauen, sich einfach mal eine digitale Medienauszeit nehmen und in Ruhe den Vortag reflektieren oder im Büro drei Minuten durchatmen – das darf auch gerne bewusst bei den Kollegen kommuniziert werden. So entsteht gegenseitige Rücksichtnahme und manche Stressoren fallen automatisch weg“, vertiefte Lüdemann. 

Ein abschließender Reflexionsspaziergang in Zweiergruppen und ein „Elevator Pitch“, bei dem die Teilnehmer in 30 Sekunden die Kernpunkte zusammenfassten, die sie von der Veranstaltung mitnehmen, gehörten ebenso zum Workshop. „Das Thema Achtsamkeit steht bei mir nun ganz weit oben.“ „Wenn ich nicht auf mich achte, kann ich auch nicht auf andere achten.“ „Die ABC-Methode hat mir die Angst vor zu viel anstrengenden Aufgaben genommen.“ „Weg mit meinen langen Listen. Ich werde künftig regelmäßig die Eisenhower-Matrix benutzen.“ Das sind nur einige der zahlreichen Resümees der Teilnehmer.

Am Ende des Tages zeigten sich sowohl die Teilnehmer als auch BdS-Ausbildungsreferentin Nicole Campe, die seit Jahren für das Ausbildertreffen verantwortlich ist, begeistert von dem unterhaltsamen und interessan­ten Workshop. Dank des intensiven und konstruktiven Austauschs konnte jeder Teilnehmer Tipps für sich mitnehmen, die problemlos – dem individuellen Bedarf angepasst – in den Ausbildungsalltag integriert werden können.  

Das nächste BdS-Ausbildertreffen 2023 findet am Donnerstag, 14. September 2023 statt.

Vier Leitsätze von Andy Lüdemann, mit denen sich zu viel Stress verhindern lässt:

  1. „Ich kümmere mich selbst darum, dass ich mich weiterentwickle, dass ich weiß, was ich zu tun habe, und meine Aufgaben im Griff habe – ich betreibe Selbstmanagement.“
  2. „Ich nutze die mir zur Verfügung stehende Zeit, so gut ich kann. Mit Zeitmanagement koordiniere ich die knappe Ressource Zeit im Rahmen meines Selbstmanagements.“
  3. „Aus viel wird nicht wenig werden und oft ist mehr zu tun als schaffbar ist. Um das in den Griff zu bekommen, versuche ich, mich nicht stressen zu lassen beziehungsweise meine Gelassenheit, meine Reaktion und meine Resilienz zu stärken.“
  4. „Und um an den richtigen Stellen auch mal zum Durchatmen zu kommen und die Situation neutraler und bewusster zu betrachten, ist es gut, dass ich das Thema Achtsamkeit für mich entdeckt habe.“

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