Ralf Kössel mit Schülern
Im Unterricht von Ralf Kössel lernen die Schüler, ihre Praxiserfahrungen durch theoretische Bausteine zu ergänzen. Foto: Hotelfachschule Bad Wörishofen 

Zusammenschluss als Notnagel?

Nicht schließen, dafür aber fusionieren soll jetzt auch eine der renommiertesten Hotelfachschulen Deutschlands überhaupt. Die Stadtverwaltung plant, die Fritz-Gabler-Hofa in Heidelberg mit der Marie-Baum-Berufsschule im Stadtteil Wieblingen zusammenzulegen. Schulleiter Ralf Hein beobachtet seit 2011 die jahrelang rückläufigen Anmeldezahlen. „Einerseits ist dies auf den demografischen Wandel zurückzuführen, andererseits auf den zunehmenden Trend der Akademisierung. Fast die Hälfte eines Jahrgangs hat mittlerweile eine Hochschulzugangsberechtigung. Da ist der Gedanke verführerisch, sich die leidige Praxis zu sparen und über ein Studium direkt ins Management zu gelangen.“ Klar, Online-Weiterbildungen sind zwar wunderbar flexibel, doch sollte das Full-Service-Angebot einer Hotelfachschule laut Hein nicht unterschätzt werden. „Die Präsenzmodelle stellen eine Chance dar, z.B. für den Blick über den Tellerrand des eigenen Unternehmens, das Lernen findet vor Ort in der Schule statt und bietet die Möglichkeit, wichtige Kontakte zu knüpfen und somit sein privates wie berufliches Netzwerk auszubauen.“

Die aktuelle Schulsituation stelle für den Schulleiter und alle am Schulleben aktiv Beteiligten eine sehr große Herausforderung dar. „Das operative Geschehen dominiert den Alltag und bindet viel Arbeitskraft. Das nun erarbeitete Konzept der Fusion sorgt für Sicherheit und bietet die Chance, alle Bildungsangebote der Hotelfachschule am Standort Heidelberg zu erhalten. So können wir mit Ruhe die dann notwendigen weiteren mittel- und langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten analysieren und die nächsten Schritte gemeinsam planen.“

Die Heidelberger Hotelfachschule steht für Qualität, für eine hochwertige Ausbildung – diesen Namen kann man nicht aufrechterhalten, wenn man sie in eine andere Berufsschule eingliedert. Hier würde unsere Institution untergehen.

Annika Endres, Vorstandsmitglied VHH

Hier kommt Gegenwind

Dagegen vorgehen will allerdings die Vereinigung der Hotelfachschüler zu Heidelberg (VHH). Die Absolventen und Studierenden haben im Mai 2023 nämlich eine Petition zum Erhalt „ihrer“ Hotelfachschule Heidelberg gestartet. „Der Name hat einen gewissen Markenwert, ohne diesen hätte die Hotelfachschule keine Wertstellung, wie sie sie bis heute genießt“, sind sich Annika Endres, Vorstandsmitglied der VHH, und ihre Mitstreiter einig. „Rein betriebswirtschaftlich betrachtet macht die Fusion vollkommen Sinn, doch die Hofa Heidelberg dient allein der Erwachsenenbildung, während die Marie-Baum-Schule eine berufsvorbereitende Schule ist. Es gäbe einen immensen Altersunterschied zwischen den Schülern und auch unterschiedliche Schwerpunkte. Aufgrund dessen können wir uns einfach nicht vorstellen, wie dieses Nebeneinander an einer Schule funktionieren soll.“

Ob die Aktion den erhofften Erfolg bringt, bleibt abzuwarten – kurz nach Ende des Redaktionsschlusses, Anfang Juli, soll final über die Zukunft der Hofa Heidelberg entschieden werden. Ralf Hein ist jedenfalls überzeugt, dass auch in den kommenden Jahren viel Bewegung in der Bildungslandschaft sein wird und: „Hotelfachschulen müssen sich ihren Platz darin ständig neu erarbeiten.“

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