Kampf um jeden Schüler
Foto: miniseries via Getty Images

Kampf um jeden Schüler

Wie geht es für die Hotelfachschulen weiter?

von Karoline Giokas
Mittwoch, 12.07.2023
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Bereits 2018 musste die Hotelfachschule Garmisch-Partenkirchen für immer ihre Türen schließen. Und das nach 60 Jahren! Werner Prochaska, der ehemalige Schulleiter, machte laut Medienberichten unter anderem die Entstehung zu vieler Schulen gleichen Zuschnitts, die mit den Jahren entstanden sind, dafür verantwortlich.

Nach 32 Jahren ist Schluss

Seit Sommer 2022 ist nun auch die endgültige Schließung der Berufs- und Hotelfachschule in Pegnitz beschlossene Sache. Lange wurde in dem Bayreuther Landkreis hitzig über die Zukunft der Weiterbildungsstätte, die 1990 gegründet wurde, diskutiert. Zwar ist die Hofa Pegnitz die einzige kommunale Hotelfachschule in Oberfranken, aber der Betrieb wurde im Laufe der letzten Jahre immer unwirtschaftlicher: Einst konnte die Schule über 180 Schüler verzeichnen, zuletzt waren es nur noch rund 30 bis 35. Zu wenige. 

Zwei Jahre „Bewährungsfrist“ wurden der Schule deshalb eingeräumt, um das Ruder herumzureißen – dafür sogar in Zusammenarbeit mit der IHK und dem DEHOGA eine Social-MediaKampagne gestartet, bei der u.a. Ehemalige der Hofa Pegnitz zu Wort kommen. Bisher ohne sichtbaren Erfolg. Mit dem Schuljahresende 2022 wurden daher bereits keine neuen Schüler mehr aufgenommen. 2024 sollen die Pforten ganz geschlossen werden.

Hotelfachschüler
Ab dem Schuljahr 2023/24 können die Abschlüsse an der Hofa Bad Wörishofen auch berufsbegleitend innerhalb von drei Jahren absolviert werden. Foto: SolStock via Getty Images

Von der Hotelfachschule zur Business School

Harald Becker von der Wihoga Dortmund ist überzeugt, dass das bisherige Modell Ersatzschule keine ökonomische Perspektive mehr hat. „Wir müssen uns auf die neuen Marktbedingungen einstellen, wenn wir unserem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden wollen“, so der Schulleiter. Immerhin sei bekannt, wie stark die Gastronomie und Hotellerie seit Jahren unter der geringen Wertschätzung der Berufe, den schwierigen Arbeitsbedingungen und der zum Teil unzureichenden Bezahlung leidet. Die Pandemie tat ihr Übriges. „Vor Corona konnten wir dem negativen Trend mit innovativen Angeboten immer etwas entgegensetzen. Corona hat unserer Branche einen so herben Schlag versetzt, den wir nicht mehr auffangen können“, ergänzt Becker. Die Bildungslandschaft in der beruflichen Aus- und Weiterbildung habe sich inzwischen verändert. Der Trend gehe in Richtung Seminare und Kurzlehrgänge.

Im Oktober 2022 beschloss Becker daher, das Geschäftsmodell der renommierten Ausbildungsstätte grundlegend zu ändern. Zum Sommer 2023 löst die Wihoga ihr Berufskolleg auf, wird zukünftig als Weiterbildungsträger für nicht refinanzierte und nicht staatlich organisierte Zertifikatslehrgänge und Seminare aktiv werden. Das gilt für berufsbegleitende Online- und Hybrid-Formate. Zudem werden Arbeitsförderungsmaßnahmen angeboten. Zusätzlich wird an der Entwicklung einer Gastroakademie Dortmund gearbeitet, die die Marke WIHOGA auch weiterhin in die Welt tragen wird.

Die Hofa Bad Wörishofen lockt mit modernen Schulungsräumen
Die Hofa Bad Wörishofen lockt mit modernen Schulungsräumen. Foto: Hotelfachschule Bad Wörishofen 

Neue Möglichkeiten entdecken

Von dramatischen Schüler-Anmeldeeinbrüchen kann auch die Hotelfachschule Bad Wörishofen berichten. „Unsere Schülerzahlen sind in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen: von 73 im Schuljahr 2012/13 auf 22 in 2022/23“, weiß Lehrkraft Ralf Kössel. Und genau hier liege das Problem: „Allgemein sind die neuen Ausbildungsverhältnisse seit 2007 bis 2021 um knapp 63 Prozent eingebrochen. Außerdem gibt es immer mehr akademische Studiengänge an FHs und Unis mit Schwerpunktsetzung Hotelmanagement/Tourismus, die junge Menschen mit (Fach-)Abitur und abgeschlossener Berufsausbildung im Gastgewerbe stärker ansprechen als die Weiterbildung zum Betriebswirt.“ Von der Abwanderung während Corona in attraktivere Branchen, dem nach wie vor schlechten Image der Hospitality und den inzwischen besseren Aufstiegschancen auch ganz ohne Betriebswirt gar nicht zu reden.

Jetzt wird mit regionalen Partnern kooperiert

„Unsere aktuellen Anmeldezahlen für das neue Schuljahr geben uns Anlass zur Hoffnung: Mit 18 Anmeldungen (Stand: Mitte Juni) wäre dies gegenüber derselben Zeit im Vorjahr eine Steigerung um über 100 Prozent!“, freut sich Kössel. Als Fachschule bietet Bad Wörishofen in erster Linie ausgebildeten jungen Menschen aus der Hotellerie und Gastronomie die Möglichkeit an, sich zum Staatlich geprüften Hotelbetriebswirt betriebswirtschaftlich fortzubilden – jetzt auch mit der zusätzlichen Berufsbezeichnung Bachelor Professional. „Ziel sollte es in den nächsten Jahren unter anderem sein, die Schülerzahlen wieder so zu steigern, dass zwei ‚stabile‘ Klassen mit jeweils ca. 20 Studierenden eingerichtet werden können“, blickt Kössel in die Zukunft und ist überzeugt: „Wir sollten dabei verstärkt auf die Bedürfnisse der touristischen Anbieter in der Region achten und mit diesen Kooperationen aufbauen. So geschehen beispielsweise mit den Allgäu TopHotels. Diese ermöglichen beispielsweise Mitarbeitern künftig die Weiterbildung zum Hotelbetriebswirt als Teilzeitmodell, offerieren Hotelfachschülern Kurzpraktika und können sich als potenzieller Arbeitgeber bei den Auszubildenden vorstellen.

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