Grossbasel und Kleinbasel

Auf der einen Rheinseite schwelgt Grossbasel in seiner ganzen jahrhundertealten Pracht. Auf der anderen Seite liegt Kleinbasel. Ähnlich wie man wei­ter stromaufwärts in Köln gern von der Schäl Sick spricht, wenn man die min­der gute Rheinseite meint, hat Kleinbasel zwar den Blick auf Prachtbauten, ist aber die Heimat einfacher Leute. Doch dort, wo einst Handwerker und Arbeiter ihr Quartier aufschlugen, leben heute junge Professionals und Familien. Das Flair ist lässiger, entspannter, die Mie­ten günstiger. 

Für Matt und Elly absolut ideal. Sie führen nämlich ihr gleichnamiges Bistro mit Außenterrasse für insgesamt 90 Gäste mitten in einem neu erbauten Wohngebiet. Ihr Fokus? Craftbier. Die winzige Bierbrauerei mit wenigen Gärbehältern, ausrei­chend für mehrere Bierstile und je 100 Liter, steht direkt im Eingangsbereich des Restaurants, gegenüber von einem winzigen Conceptstore. Das Essen ist durch­aus auch für große Gruppen und Plate-Sharing geeignet, basiert auf Produkten von lokalen Bio- und Demeterhöfen, interpretiert mit einem internationalen Schwenk. Neben Standards aus der modernen Gemüseküche gibt’s Zandertatar mit Ponzusoße und Shiso und ein Teres Major mit Sellerie und Spinat. Trotz aller Hemdsärmeligkeit ist das Gespür für Design und Innenausstattung unübersehbar. 

Das jüngere Zielpublikum, das sich Grossbasel noch nicht leisten kann oder gar nicht will, fühlt sich hier, auch unter ständig wechselnder Kunst, sichtlich entspannt. Parallel zur Bierkarte gibt’s eine Weinkarte und flaschenweise Billecart-Salmon für 120 CHF (ca. 129 Euro). 
Ja, Basel ist etwas ganz Besonderes.

Carmen Basler
Foto: Wyniger

Im Gespräch mit Carmen Basler, Mitglied der Geschäftsleitung Hospitality Gruppe Wyniger

Raffiniert genießen

Frau Basler, bitte beschreiben Sie die Wyniger-Gruppe.
Wir sind eine inhabergeführte Unter­nehmensgruppe, dazu gehören neben Gastronomie und Hotellerie verschiedene Kultur- und Handwerksbetriebe, ein Catering- sowie ein Facility Ma­na­gement und Dienstleistungsunter­nehmen. Alle Betriebe sind individuell geführt und unter einer eigenen Marke positioniert. Wir sind nur in der Region Basel aktiv.

Braucht es selbst an einem starken Wirtschaftsstandort wie Basel ein starkes Unternehmen im Hinter­grund, damit Restaurants überleben?
Die Kosten werden weiter steigen, dies bringt natürlich Herausforderungen … Darauf vorbereiten kann man sich nur durch eine weitsichtige Preiskalkulation und stringente Kommunikation gegenüber den Kunden.

Sie sind unterwegs zwischen Sterne­küche und Imbissbude. Wie geht das zusammen?
Wir vermitteln ein Lebensgefühl. Es werden Menschen unabhängig von Alter oder Einkommen angesprochen, die sich etwas gönnen möchten, die gern in einem lebendigen, aufgeschlossenen, urbanen – und historischen – Ambiente sind. Das Thema Nachhaltigkeit wird bei uns auf allen Ebenen vermittelt. Die Marke vermittelt einen aufgeschlossenen, modernen Kulturansatz und ist nicht nur kommerziell. Sie ist vor allem lebendig und veranstaltungsgetrieben.

Wie lifestylig sollte die Gastronomie an einem Standort wie Basel sein?
Wichtig ist eine wertige, zeitgemäße und aktuelle Gastronomie und Hotellerie, beispielsweise auch im Erbringen von Dienstleistungen. Nahe am Markt sein und der Region verpflichtet – eben nach­haltig. Bei Wyniger gehen wir einen Schritt weiter und versorgen uns, wo mög­lich, mit eigenen Produktionsbe­trieben sogar selbst. 

Basics zu Basel

  • In der Schweiz reagiert man auf deutsche Zugunpünktlichkeit nicht mit Kopfschütteln, sondern mit Maßnahmen. Verspätete Züge aus Deutschland werden an der Grenzstation Basel Bad an­gehalten. Fahrgäste müssen auf inländische Züge umsteigen, die auf die Sekunde pünktlich sind.
  • Der Flughafen Basel Mulhouse Freiburg liegt 15 Taximinuten von der Innenstadt entfernt. 
    Der öffentliche Nahverkehr mit Straßenbahn und Bus ist sehr gut ausgebaut. Wer in einem Hotel oder Ähnlichem übernachtet, bekommt für die Nutzung ein kostenloses Mobility Ticket, gültig bis zu 30 Tage.
  • Der Großteil der öffentlichen Brunnen darf zur Abkühlung 
    genutzt werden.
  • Die Basler Fasnacht ist der größte Karneval der Schweiz und immaterielles Kulturerbe der Unesco. Selbst absolute Faschingsmuffel sind spätestens am Aschermitt­woch zum Morgestraich bekehrt, wenn Tausende Trommler und Pfeifer frühs um vier Uhr ihren Zug durch die Gassen beginnen.
  • Basel ist eine internationale Kunst­­­metropole und betreibt 40 Museen, darunter international weg­weisende Namen wie Fondation Beyeler. In Weil am Rhein liegt mit dem Vitra Design Museum die Topadresse für zeitgenössisches Design. Dass Kunstfans oft auch gern essen, weiß man hier längst. Viele Museen betreiben sehr gute Bistros, sogar Restaurants. Einige Beispiele: handgeschnittenes Rindstatar und Safranrisotto mit Barolo in der Kunsthalle, Tapas der Kulturen im Museumsbistro Rollerhof, Apéro Riche mit Thunfisch-Tataki und Hirschcarpaccio im Kunstmuseum …

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