Zuneigung zeigen verboten
Saudi Arabien will künftig um Touristen buhlen. Daher wurden nun die Visa-Bestimmungen gelockert, damit internationale Gäste künftig vielfältige Landschaften und bedeutende kulturelle Bauten bestaunen können. Die Öffnung Saudi-Arabiens für den Tourismus sei ein wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung der Vision 2030, die vorsieht, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren und dessen Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren, heißt es von offizieller Seite. Saudi-Arabien erwartet internationale und inländische Besuche bis 2030 auf 100 Mio. pro Jahr zu steigern, große ausländische und inländische Investitionen anzuziehen und Millionen Arbeitsplätze zu schaffen.
Mekka und Medina für Nicht-Muslime gesperrt
Wer jetzt aber schon die Koffer packen möchte, um mit seinen Freunden statt am Ballermann in Saudi Arabien Party machen zu können, der sei gewarnt. Einen kleinen Pferdefuß hat diese Öffnung des erzkonservativen Königreiches nämlich. Denn der strenge Verhaltenskodex in dem Land wird auch für ausländische Touristen kaum gelockert werden. So ist etwa das Tragen „unanständiger Kleidung“ ebenso verboten wie die Zurschaustellung gegenseitiger Zuneigung. Auch spucken oder Müll auf die Straße werfen ist verboten. Und es darf auch keine Musik während der Gebetszeiten gespielt werden. Die Höhe der Bußgelder reicht von umgerechnet etwa zwölf Euro bis 1.500 Euro. Auch an den Genuss von Alkohol sollte man nicht mal denken. Unklar ist weiters, ob unverheiratete Männer und Frauen gemeinsam in ein Hotelzimmer dürfen. Und homosexuelle Paare sollten um das Land ohnehin einen großen Bogen machen. Gesperrt bleiben für Nicht-Muslime auch Mekka und Medina, die für Kulturinteressierte attraktive Reiseziele wären.
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass das Königshaus auch auf leiseste Form von Kritik an ihm selbst oder am Islam äußerst empfindlich reagiert, dass Hinrichtungen, Auspeitschungen oder Amputationen in Saudi Arabien gängige Strafen sind. Und immerhin wird Kronprinz Mohammed bin Salman verdächtigt, dass vor genau einem Jahr ein unliebsamer Journalist im saudischen Konsulat in Istanbul auf seinen Befehl hin von staatlichen Killern ermordet wurde. Nächstes Jahr also vielleicht doch lieber wieder Ballermann?