Gute Entwicklung

„Wer Overtourismus entkommen will, kommt zu uns“

Martin Nydegger
Martin Nydegger ist seit Herbst 2017 Direktor von Schweiz Tourismus. (© Schweiz Tourismus)
Viele Reiseziele ächzen unter zu vielen Touristen. In der Schweiz ist das kein Thema. Im Gegenteil: Vor allem Urlauber aus Deutschland blieben zuletzt aus. Das soll sich aber wieder ändern.
Montag, 19.03.2018, 11:34 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

In die Schweiz reisten in den vergangenen Jahren vor allem aufgrund der Währungssituation deutlich weniger Urlauber aus anderen europäischen Ländern. Jetzt scheint die Trendwende geschafft – das sagt zumindest Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, im Interview mit dem dpa-Themendienst.

Frage: Wie steht es um den Schweiz-Tourismus?
Martin Nydegger: Wir haben acht Jahre lang wirklich gelitten, aber jetzt den Turnaround geschafft. Auch in den vergangenen Jahren hatten wir immer starke Zuwächse aus Asien. Unter dem Strich stand aber ein Minus, weil uns schlichtweg die Europäer gefehlt haben. 2017 war jetzt ein fantastisches Jahr.

Frage: Wo liegen die Gründe dafür?
MN: 2017 war generell ein sehr starkes wirtschaftliches Boomjahr. Daneben hat das Wetter sehr gut mitgespielt. Wir hatten einen warmen Sommer, einen tollen Herbst und sehr früh Schnee.

Frage: Welche Rolle spielt die Währung, die ja einer der Hauptgründe für den Rückgang der Besucherzahlen auch aus Deutschland war?
MN: Das hat sich zum Glück sehr entkrampft. Wir merken den Einfluss der Währung sehr direkt. Verändert sich die Währung zum Beispiel um ein Prozent, spüren wir das in der Regel im exakt gleichen Maß bei den Übernachtungen. Wir sind aber auch unabhängig von der Währung günstiger geworden. In vielen Bereichen sind wir heute auf einem Niveau mit Österreich.

Frage: Wie sahen die Zahlen für 2017 bei deutschen Urlaubern aus?
MN: Wir hatten 1,65 Millionen Ankünfte, das ist ein Plus von 2,3 Prozent, und 3,75 Millionen Übernachtungen, das ist ein Plus von 1,1 Prozent. Das klingt vielleicht nicht viel, es ist aber für uns elementar, dass der Rückgang gestoppt wurde. Deutsche Urlauber sind für die Schweiz besonders wichtig, da sie nicht nur an einen Ort gehen, sondern auch kleinere Orte oder mal ein Seitental besuchen.

Frage: Wie wichtig ist der Sommer, wie wichtig der Winter?
MN: Das Verhältnis ist in etwa 50 zu 50. Über viele Jahre war der Winter die Cash Cow, das hat sich etwas verändert – auch wenn der Winter 2017/18 natürlich sensationell war. Das hat die Zuversicht in Schnee und Winter wieder etwas zurückgebracht. Wir können den Klimawandel nicht leugnen, aber auch in den nächsten Jahrzehnten wird man noch in der Schweiz Skifahren können.

Frage: Dennoch werden die Winter in Zukunft eher kürzer…
MN: Das ist in der Tat so. Der spätere Beginn führt aber auch zu einem längeren Herbst. Der Herbst emanzipiert sich zunehmend vom Sommer und bekommt bei uns jetzt den offiziellen Saisonstatus. Das heißt, wir legen eine eigene Herbst-Marketingkampagne auf. Der Herbst ist eine ganz fantastische Jahreszeit. Zum Beispiel das Thema Kulinarik ist im Herbst ganz wichtig.

Frage: Overtourism ist eines der großen Themen derzeit für viele Destinationen. Für die Schweiz auch?
MN: Overtourism ist kein flächendeckendes Phänomen in der Schweiz. Vielleicht gibt es lokal mal an einem Ort ein paar mehr Leute, aber insgesamt kann man eher sagen: Wer dem Overtourismus entkommen will, kommt in die Schweiz. (dpa/CK)

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