Wirtschaftskrise dämpft Wintergeschäft im Gastgewerbe
Wirtschaftskrise und hohe Kosten wirken sich auf die winterlichen Urlaubs- und Freizeitpläne vieler Menschen in Deutschland aus. Jeweils fünfzehn Prozent wollen in der kalten Jahreszeit entweder Urlaubspläne oder Freizeitaktivitäten einschränken, wie das Umfrageinstitut Yougov in einer Umfrage für die Deutsche Presse-Agentur ermittelt hat.
Ein knappes Viertel will die Ausgaben für die Gastronomie reduzieren. An den Freizeitausgaben im Winter nicht sparen will demnach eine knappe Mehrheit von 51 Prozent.
Die winterliche Hauptsaison in den Alpen beginnt an diesem vorweihnachtlichen Wochenende. Yougov befragte vom 8. bis 10. Dezember 2.101 Erwachsene – die Erhebung war repräsentativ.
Deutlich wird, dass der Winter im Vergleich zur Hauptreisezeit im Sommer für eine große Mehrheit ohnehin weniger bedeutend ist: 16 Prozent haben einen Winterurlaub geplant, zwei Prozent wussten es nicht, 81 Prozent antworteten mit „nein“.
Konsumflaute in Deutschland kann Alpintourismus insgesamt bremsen
Sparen die Deutschen, kann das auch die Nachbarländer erheblich in Mitleidenschaft ziehen: Gäste aus der Bundesrepublik – unter denen wiederum Bayern und Baden-Württemberger stark vertreten sind – stellen sowohl in Österreich als auch der Schweiz die größte Gruppe der Winterurlauber. In Österreich kam laut amtlicher Statistik in der vergangenen Wintersaison fast die Hälfte der Hotelgäste aus Deutschland, in der Schweiz immerhin noch gut zwölf Prozent.
Die alpinen Winterurlaubsgebiete gehen in allen drei Ländern dennoch optimistisch in die Saison. Im vergangenen Jahr stiegen allen Abgesängen zum Trotz die Gästezahlen.
Auffällig: Die Schweiz als teuerstes Urlaubsziel verbuchte im Winter 2024/25 mit knapp einer halben Million zusätzlicher Übernachtungen – ein Plus von 2,8 Prozent – sogar einen neuen Rekord von 18,5 Millionen Logiernächten. Ein noch weitaus wichtigerer Wirtschaftsfaktor ist der Wintertourismus in Österreich mit 72 Millionen Übernachtungen in der vergangenen Saison, ein Anstieg um 1,6 Prozent.
Für Betriebe im Gastgewerbe bleibt die Herausforderung dennoch bestehen: preissensible Gäste, steigende Kosten und eine insgesamt angespannte wirtschaftliche Lage erfordern eine klare Angebots- und Preisstrategie, um auch in der Wintersaison wettbewerbsfähig zu bleiben.
Gäste geben weniger aus
Aller negativen Umstände und schneearmen Winter zum Trotz aber kann von einem Niedergang des alpinen Wintertourismus bislang keine Rede sein. Der Schweizer Rekord zeigt, dass Preise allein nicht der ausschlaggebende Faktor sind.
„Die wackelige Konjunkturlage und die höheren Preise dämpfen die Nachfrage, aber sie halten nur wenige davon ab, zu reisen“, sagt der Ökonom Oliver Fritz vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) in Wien. „Allerdings sind die Gäste weniger ausgabenfreudig, sie verreisen also vielleicht etwas kürzer, wählen günstigere Unterkünfte und verzichten auf das Mittagessen in der Skihütte.“
Günstige Ausgangslage für die alpinen Urlaubsregionen
In diesem Jahr sind die Ausgangsbedingungen für die alpinen Urlaubsgebiete günstig, wie der Wissenschaftler erläutert. Dazu gehören: früher Schneefall im Herbst, ausreichend kalte Temperaturen für die künstliche Beschneiung der Pisten und ein früher Beginn der Weihnachtsferien – sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden.
Grundsätzlich blicken auch die Gastgeber in den bayerischen Alpen positiv in die Wintersaison, wie Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga in Bayern, sagt. Kälte und gutes Wetter seien perfekte Voraussetzungen. „Die Buchungen laufen damit gut an.“
In der Schweiz sei die Nachfrage nach Skifahren im Winter seit fünf Jahren sehr stark, sagt eine Sprecherin der Seilbahnen Schweiz. „Wir blicken positiv auf den Winter 2025/26.“ Und das, obwohl ausländische Urlauber von der vergleichsweise niedrigen Schweizer Inflation in den vergangenen Jahren gar nicht profitieren: „Die Inflationsdifferenz wird mit dem steigenden Frankenkurs kompensiert und ist somit kein Standortvorteil für die Schweiz.“
Die eidgenössischen Skigebiete haben jedoch andere Standortvorteile. Dazu zählen die drei nah an den Alpen gelegenen internationalen Flughäfen in Zürich, Genf und Mailand, was überseeischen Gästen aus den USA oder Ostasien die Anreise erleichtert.
(dpa/SAKL)