Trend zum „Garten-Tourismus“ weitet sich aus
Dass Touristen in ihrem Urlaub einen prachtvollen Park oder botanische Gärten besuchen, ist wohlbekannt. Doch Gärten selbst werden zunehmend zu einem eigenständigen Reiseziel. „Die Menschen möchten eine positive Gegenwelt genießen, das verstärkt sich nochmals in Zeiten von Corona“, lässt etwa Franz Gruber, der Geschäftsführer von Die Garten Tulln in Niederösterreich dazu verlauten. Die Anlage wurde 2008 als Landesgartenschau eingerichtet und blieb. Die 70 Musterschaugärten kommen ohne Torf, Chemie oder Pestizide aus.
1,2 Millionen Touristen auf der Insel Mainau
Die Begeisterung fürs Grün ist an den Gästezahlen der gärtnerischen Hotspots abzulesen. Im vergangenen Jahr kamen allein auf die Blumeninsel Mainau im Bodensee etwa 1,2 Millionen Besucher, in den Garten des Malers Claude Monet in der Normandie 715 000 und in die Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran rund 400 000. Und der Gartenreisende steht Beobachtern zufolge tatsächlich vor der Qual der riesigen Auswahl, da unter anderem zahlreiche historische Anlagen restauriert wurden. Gerade nach der Wende wurden im Osten Deutschlands zahlreiche Gartendenkmäler aufwendig saniert.
Gartentourismus von Brandenburg bis Sachsen-Anhalt
Ein Paradebeispiel hierfür sind die Gärten in Sachsen-Anhalt. „Bei uns trifft Gartengenuss auf eine lange Geschichte“, sagt Felicitas Remmert vom Verein „Gartenträume – Historische Parks in Sachsen-Anhalt“, zu dem 50 Parks in Sachsen-Anhalt gehören. Herzstück dieser Gartenlandschaft ist der Wörlitzer Park, der zweifellos zu den schönsten Landschaftsgärten im englischen Stil in Europa zählt. Aufgrund seiner Größe und Vielfalt kann der Flaneur einen ganzen Tag in diesem Stück Arkadien verbringen. Auch der Fürst-Pückler-Park in Branitz in Brandenburg, die Herrenhäuser Gärten in Hannover oder der private Landschaftspark von Schloss Dennenlohe in Franken sind beliebte Gartenziele.
Professionelle Reiseanbieter
Das Hauptziel von Gartentouristen ist derzeitig allerdings England. Und die dortige Gartenkunst steht in der Tat für große Tradition, üppige Pflanzenpracht und reichlich Farbe im Beet. Wer sich im englischen Linksverkehr nicht selbst ans Steuer setzen möchte, bucht eine Gartenreise mit dem Bus. Bei professionellen Anbietern darf eine hochkarätige Führung erwartet werden. Auf anspruchsvollen Gartenreisen steht durchaus eine Tea Time „mit Ihrer Ladyschaft“ im Garten eines noblen Anwesens auf dem Programm. „Besonders in den Privatgärten, die sonst nicht zugänglich sind, kommen wir mit den Gastgebern gut ins Gespräch“, erzählt Isabelle Van Groeningen. Die Gartenhistorikerin von der Königlichen Gartenakademie in Berlin führt Gruppen in die Pflanzenparadiese Englands.
Zunehmend jüngere Touristen als Zielgruppe
Doch Gartenreisen sind längst nicht mehr nur etwas für die Generation über 50. Das Thema Garten hat auch Jüngere infiziert. „Das Gartenreise-Image hat sich eindeutig zum Positiven gewandelt“, stellt Carsten Seick von Dr. Seick Kultur- und Gartenreisen fest. Der Reiseveranstalter hat sich auf geführte Gartentouren während Kreuzfahrten spezialisiert – kein Landgang ohne Garten. (dpa-tmn/TH)