Corona-Krise

Touristiker demonstrieren für staatliche Hilfen

Demonstanten mit Schildern
In mehreren deutschen Städten gingen jetzt Mitarbeiter der Reisebranche auf die Straße und demonstrierten für staatliche Soforthilfen (hier: Symbolbild). (Foto: ©Halfpoint/stock.adobe.com)
Der Tourismusbranche geht es schlecht. Die Bundesregierung hat ihre Reisewarnung nochmals bis 14. Juni verlängert. Nun gab es in mehreren deutschen Städten Proteste von Mitarbeitern der Reisebranche, die finanzielle Soforthilfen fordern.
Mittwoch, 29.04.2020, 15:50 Uhr, Autor: Kristina Presser

In mehreren deutschen Städten haben heute Mitarbeiter der Reisebranche für einen Rettungsschirm der Bundesregierung in der Corona-Krise demonstriert. Allein in Frankfurt und Wiesbaden gab es Kundgebungen mit jeweils etwa 30 Teilnehmern, wie Polizei und Veranstalter mitteilten. Das Aktionsbündnis „Wir zeigen Gesicht“ machte darauf aufmerksam, dass die Touristik nicht nur aus den großen Konzernen, wie Tui und Lufthansa, bestehe. Nahezu völlig unbeachtet blieben die Zehntausend klein- und mittelständischen Unternehmen. Vor allem viele Reisebüros stünden vor dem Aus. Daher fordert das Aktionsbündnis eine nicht rückzahlbare finanzielle Soforthilfe, zum Beispiel einen Notfallfonds speziell für die Tourismuswirtschaft einschließlich der Reisebüros.

Auch in Stuttgart haben sich unter dem Motto Rettet die Reisebranche, wir sind Touristik ein paar Dutzend Reisekaufleute versammelt. Madeleine Hermann vom Reisebüro TUI Travelstar Reiseforum in Rangendingen, die den Protest in Stuttgart mitorganisiert hat: „Heute kam die Reisewarnung des Bundes bis Mitte Juni – wir brauchen Hilfe vom Staat, und das ganz, ganz schnell.“

„Wir sind in Kurzarbeit, wir haben alle Angst um unseren Job“

Auch im Südwesten seien die Probleme groß, sagte Hermann: „Wir sind in Kurzarbeit, wir haben alle Angst um unseren Job. Buchungen gibt es keine, wenn überhaupt, dann noch Umbuchungen, meistens aber Stornierungen.“ Es dürften nicht nur die großen Haie unterstützt werden, um zu überleben. „Wenn die Politik nicht aufwacht, gehen ganz viele kleine Reisebüros, die mit Herz dabei sind, zugrunde.“

Proteste von Mitarbeitern von Reisebüros und Reiseveranstaltern gab es außerdem in Hamburg und Kiel. Auch hier stand die Forderung nach finanzieller Soforthilfe für touristische Unternehmen im Fokus. Wegen der Corona-Krise konnten lediglich rund 25 bis 30 Teilnehmer – in gebührendem Abstand zueinander – an den Demos teilnehmen.

Politik zeigt Verständnis

Hamburger Parteien zeigten dabei Verständnis für die Forderungen der Demonstranten, wie etwa Götz Wiese, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion: „Die Reisebüros sind vom Shutdown besonders betroffen. Erst Stornos und dann keine Möglichkeit zur Buchung neuer Reisen – diese Kombination treibt viele Reisebüros in die Insolvenz.“ Ziel müsse sein, dass Hotels und Gaststätten so schnell wie möglich wieder öffnen können. „Dann können auch wieder Reisen vermittelt werden.“

Von Seiten der Hamburger SPD hieß es: Die Partei arbeite auf Bundes- und Europaebene gemeinsam mit der Bundesregierung intensiv an einer Gutscheinlösung. So könnten Umsätze für bereits gebuchte Reisen
im Unternehmen verbleiben und diese stabilisieren, sagte Dorothee Martin, Tourismusexpertin der SPD-Bürgerschaftsfraktion. „Für uns als SPD ist völlig klar, dass es in der Krise Staatshilfen nicht nur für Global Player und Konzerne geben darf. In der Coronakrise stehen die Reisebüros nicht allein.“

Drei Millionen Beschäftigte, 12.000 Reisebüros und 3.000 Reiseveranstalter fühlten sich von den Politikern völlig im Stich gelassen, hieß es bei den Veranstaltern des Aktionsbündnis „Wir zeigen Gesicht“. Es gehe um 290 Milliarden Euro Umsatz.
(dpa/lhe/lsw/lno/KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes auf der ITB Berlin 2024. (Foto: © Messe Berlin GmbH)
Tourismus
Tourismus

Die Reisebranche sieht sich zurück auf Kurs

Der Optimismus in der Reisebranche wächst. Die Buchungen steigen und die Auswirkungen der harten Corona-Jahre sind offensichtlich vorbei. Zudem werden die Menschen wieder investitionsfreudiger, wenn es um die schönste Zeit des Jahrs geht.
Spring at Brandenburg Gate
Tourismus
Tourismus

Reiselust in Deutschland steigt

Nach zwei Corona-Jahren steigt die Reiselust der Menschen in Deutschland. Hoteliers, Reiseveranstalter und Flughäfen hoffen auf bessere Geschäfte. Die Unwägbarkeiten der Pandemie könnten allerdings manche Reiseträume bremsen.
Schild, dass auf die Einreisebestimmungen an der Grenze hinweist
Infektionsschutz
Infektionsschutz

Österreich verschärft Einreisebestimmungen

Gerade haben Gastronomie und Hotellerie in Österreich wieder öffnen dürfen, da erschweren neue Einreisebestimmungen den Tourismus: Ab 20. Dezember gilt bei der Einreise die 2G-plus-Regel.
Hotelzimmer
Tourismus
Tourismus

Thüringer Tourismus fast auf Vorkrisenniveau

In Thüringen sind im August fast so viele Touristen angekommen wie vor der Corona-Pandemie. Die Zahl der Übernachtungen lag mit 1,2 Millionen lediglich 0,7 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.
Paar schaut auf Landkarte
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Niedersächsischer Tourismus erholt sich weiter

Der niedersächsische Tourismus erholt sich weiter vom Corona-Einbruch und hat im August bei den Übernachtungen das Vorkrisenniveau übertroffen. Die Zahl stieg im Vergleich zum August 2019 um 2,7 Prozent.
Freundinnen mit Landkarte in der Stadt
Tourismus in Herbst
Tourismus in Herbst

Mecklenburg-Vorpommern erwartet viele Besucher

Mit ordentlich Rückenwind aus den Sommermonaten geht die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommerns in den Herbst. Um die Folgen der Pandemie abzumildern, ist es wichtig, noch einmal viele Gäste für einen Urlaub zu gewinnen.
Husum, Nordfriesland, Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein
Schleswig-Holstein

Tourismus-Chefin sieht Branche wieder im Aufwind

Nach monatelangem Stillstand zeichnet sich beim Tourismus in Schleswig-Holstein ein erkennbarer Aufwärtstrend ab. Das im April eingeführte Modellprojekt hatte bereits im ersten Halbjahr für einen strategischen Vorteil gesorgt.