Sattes Einnahmenplus für Österreichs Tourismus
In diesem Jahr sei „ein überdurchschnittliches Einnahmenplus“ zu erwarten, wie die österreichischen Beherbergungsbetriebe mitteilen. In den ersten zehn Monaten gab es bereits einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von über 5 Prozent. Die Gästezahl erhöhte sich um 5,4 Prozent, die Übernachtungen stiegen um 5,1 Prozent. Die Nachfrage nach Urlaub in Österreich war schon in der vergangenen Wintersaison 2015/16 überdurchschnittlich dynamisch – das setzte sich im Sommer 2016 fort.
Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die unsichere geopolitische Lage, das günstige Wetter und den massiven Zuwachs an deutschen Urlaubern. Zwischen Januar und Oktober kamen um 7,5 Prozent mehr Deutsche nach Österreich als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, das war der stärkste Anstieg seit 25 Jahren. Die deutschen Nachbarn bilden hierzulande von jeher die größte und damit wichtigste Urlaubernation.
Generell habe sich die Tourismuskonjunktur 2015 und 2016 – nach sechs wachstumsschwachen Wirtschaftsjahren – erholt. Es war zwar auch in den Jahren davor laufend von neuen Gästerekorden und Einnahmensteigerungen die Rede gewesen, doch erst 2015 hätten sich die Sektoreinnahmen auch preisbereinigt nennenswert erhöht.
Leichte Abflachung des Wachstums erwartet
Für 2017 rechnen die Volkswirte der Bank Austria mit einer „leichten Abflachung des starken Wachstums“ im heimischen Tourismus. Österreich bleibe aber „einer der wettbewerbsstärksten Tourismusstandorte weltweit“ – aufgrund der überdurchschnittlich guten touristischen Infrastruktur und der hohen Wettbewerbsfähigkeit bei den Preisen belegte Österreich im internationalen Ranking des World Economic Forum 2015 Platz 12 von mehr als 140.
Während sich die Einnahmen zuletzt sehr gut entwickelten, steht es um die Gewinne der Vermieter von Zimmern in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen wesentlich schlechter: In den vergangenen Jahren konnten sie ihre Kostensteigerungen kaum auffangen – im langfristigen Vergleich ist der operative Gewinn in Relation zum Umsatz in allen Segmenten, aber vor allem bei den Drei-Sterne-Betrieben, gesunken, geht laut Bank Austria aus Auswertungen der österreichischen Hoteltreuhand hervor.
Die Preise hätten erst 2016 – dank der hohen Nachfrage – wieder stärker erhöht werden können. Zwischen 2000 und 2005 waren die Beherbergungspreise hierzulande um mehr als 3 Prozent jährlich gestiegen, in den folgenden zehn Jahren dann nur noch um durchschnittlich 1,8 Prozent pro Jahr. Die schwache Preisentwicklung brachte die Erträge der Branche unter Druck. In vielen Fällen sind diese den Ökonomen zufolge „zu niedrig, um die Finanzierung des erforderlichen Investitionsniveaus zu stützen“. Günter Wolf ergänzt: „In Perioden mit steigenden Zinsen werden sich die Finanzierungsschwierigkeiten der Branche verschärfen.“ Derzeit profitieren die finanzschwachen Betriebe noch vom extrem niedrigen Zinsniveau. (ck)