Tourismus

Reiseverhalten nach der Corona-Pandemie

Mann und Frau im Liegestuhl am Strand
Das Reiseverhalten der Deutschen verändert sich nach der Corona-Pandemie nur schleichend. (Foto: © iStockphoto)
Unter dem Titel „Wie tickt der Tourist?“ diskutierte das Bayerische Zentrum für Tourismus mit Experten aus der Wissenschaft. Im Fokus standen neben dem veränderten Reiseverhalten auch Trends, Einstellungen und Reisemuster.
Donnerstag, 27.05.2021, 15:47 Uhr, Autor: Martina Kalus

Wie aktuelle Umfragen des Bayerischen Zentrums für Tourismus (BZT) und der ReiseAnalyse zeigen, ist die Reiselust der Deutschen ungebrochen. Allerdings führen die derzeit geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu weitreichenden Reiseeinschränkungen. Wie geht es weiter, welche Trends und welches Reiseverhalten sind zukünftig zu erwarten? Diesen und anderen Fragen stellten sich Wissenschaftlern während der digitalen Konferenz unter Leitung von Prof. Dr. Alfred Bauer vom Bayerischen Zentrum für Tourismus.

Gesundheit als wesentlicher Sicherheitsaspekt

Wie tickt der Tourist nach einem Jahr Pandemie? Reiseentscheidungen basierten auch bereits vor der Pandemie sehr stark auf individuellen Bedürfnissen – die Pandemie hat „Sicherheit“ und „Gesundheit“ in den Mittelpunkt der Reiseentscheidung gerückt. Beide Aspekte beeinflussen die Wahl der Destination und der Urlaubsart. „Das Reisen ist von persönlichen Bedürfnissen getrieben, die durch die Corona-Pandemie lediglich unterdrückt wurden“, so Dr. Marion Karl vom Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Multioptionalität, Inlandstourismus und Nachhaltigkeit

„Der Wunsch zum Reisen, eine hohe Konsumpriorität und vielfältige Gestaltungswünsche sind als Trends zu beobachten“, skizzierte Ulf Sonntag von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. die Reisetrends für 2030. Den Touristen der Zukunft beschreibt der Tourismusforscher als multioptional, flexibel, bunter, älter, always online, reisekompetent, motiviert, interessiert und familiengeprägt. „Die Corona-Pandemie war und ist eine Chance für den Inlandstourismus und somit auch für den Tourismus in Bayern. Jetzt gilt es, neue Gäste zu gewinnen (…)“, merkte Sonntag an. Er betont auch, dass sich Auslandsreisen, sobald es die Rahmenbedingungen zulassen, wieder auf das Vor-Pandemie-Niveau einpendeln werden. Die Urlaubsmotive und Bedürfnisse der Touristen blieben unverändert. Hinsichtlich der Wertschätzung und Nachhaltigkeit bei Reisen sind Veränderungen seitens der Nachfrage zu beobachten. „Die Branche muss dafür sorgen, dass das Angebot nachhaltiger und wertiger wird. Wenn es die Branche nicht schafft, den Tourismus nachhaltiger zu gestalten, dann wird die Politik auf kurz oder lang regulierend eingreifen“, betonte Sonntag abschließend.

CCC-Konzept für einen kontaktarmen Tourismus

Der Tourist möchte unter Wahrung der notwendigen Sicherheitsaspekte ein maximales Urlaubserlebnis haben. Die Gestaltung eines solchen Urlaubs wird gerade an der Universität Augsburg untersucht. PD Dr. Markus Hilpert vom Lehrstuhl für Humangeographie und Transformationsforschung an der Universität Augsburg stellte das Forschungsprojekt „Low- & No-Touch-Tourism: das CCC-Konzept“ vor. In erster Linie geht es um die Reduzierung von „Crowding“. Zudem zielt das zweite C mit „Contact“ auf die Minimierung physischer Kontakte ab. Das dritte C steht für „Control“ und beschreibt die Reduzierung von physischen Kontakten. „Es gilt, eine berührungsarme Urlaubsumgebung beispielsweise durch Sprachsteuerung, Bewegungssensorik, Digital-Room-Keys auf dem Smartphone oder Gesichtserkennungen zu schaffen“, so Hilpert. Im Bereich der Umsetzbarkeit und der Akzeptanz solcher Maßnahmen ist sich Hilpert sicher: „Ein No-Touch-Tourist ist für die Tourismusbranche nicht interessant. Die große Masse wird von der Angebotsseite Low-Touch-Angebote wahrnehmen und sich nicht in einen kontaktlosen Tourismus wiederfinden wollen.“

Nachholbedürfnis groß, Reiseverhalten eher unverändert

Alle Experten der Diskussionsrunde sind sich einig, dass es nach der Corona-Pandemie keine gravierenden Änderungen im Reiseverhalten geben wird. Je nach Sicherheitslage sind Aufholprozesse zu erwarten, da sich die ökonomische Situation für weite Teile der Bevölkerung nicht verschlechtert hat. Das Nachholbedürfnis nach Reisen ist groß, da dies während der Corona-Pandemie nicht kompensiert werden konnte. Generell ist das Sicherheitsbedürfnis der Menschen gestiegen. Durch die Corona-Pandemie wurde deutlich, dass Reisen mit Gefahren verbunden ist. Dies führt zu einer bewussteren Entscheidung für das Reiseziel.

(BZT/MK)

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