Initiative

Neue Wege für eine zukunftsfähige Gemeinschaftsgastronomie

Allianz für Verantwortungsvolle Esskultur
Die Allianz für Verantwortungsvolle Esskultur möchte praxisorientierte Lösungen entwickeln. (Foto: © AVE)
Steigende Kosten, Fachkräftemangel, veränderte Gästeanforderungen – die Gemeinschaftsgastronomie steht vor großen Herausforderungen. Die neue Initiative „Allianz für Verantwortungsvolle Esskultur“ (AVE) will diese nun angehen und die Gemeinschaftsgastronomie neu denken.
Dienstag, 04.02.2025, 11:50 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Auf der Gemeinschaftsgastronomie lastet ein existenzieller Veränderungsdruck: Kostensteigerungen, Fachkräftemangel, veränderte Gästeanforderungen, Regulierungen, Digitalisierung und gleichzeitig steht sie politisch und gesellschaftlich als Hebel der Ernährungswende im Fokus. Anstelle von Aufbruch herrschen vielerorts Überforderung, Frustration und Reaktanz.

Diese Herausforderung will nun die neue Allianz für Verantwortungsvolle Esskultur (AVE) angehen – durch eine neue Art der Zusammenarbeit, eine gemeinsame Vision, geteiltes Wissen und Kollaborationsprojekte.

Das Potenzial der Gemeinschaftsgastronomie

Wirtschaftlichkeit, Ökologie, Gesundheit und Geschmack – ein zukunftsfähiges Ernährungssystem muss all das in Einklang bringen und hat eine hohe Verantwortung: Rund 17 Millionen Menschen essen in Deutschland täglich in den unterschiedlichen Einrichtungen der Gemeinschaftsgastronomie.

Hier setzt die AVE an – als eine Initiative von Praktikern, die die unterschiedlichen Bereiche der Gemeinschaftsgastronomie abbilden. Hierunter die Segmente Business, Care und Education sowie Cateringunternehmen und in Eigenregie betriebene Kantinen.

„Die Gemeinschaftsgastronomie erreicht Millionen Menschen jeden Tag und hat die einzigartige Möglichkeit, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu fördern und gleichzeitig den Wandel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und fairen, resilienten Wertschöpfungsketten voranzutreiben“, erklärt Dr. Marisa Hübner, Projektleiterin der AVE. „So eine umfassende Transformation erfordert Zusammenarbeit und den Mut, neue Wege zu gehen.“

Die Vision für 2030

Die Vision der AVE ist es, eine transparente und verantwortungsvolle Esskultur, die für Mensch und Erde gut ist, in der Gemeinschaftsgastronomie umzusetzen. Um das zu konkretisieren und auch messbar zu machen, hat die AVE ein multidimensionales Indikatorensystem mit konkreten Zielen erarbeitet, welches Praktikern und anderen Akteuren aus Politik, Gesellschaft, Handel und Landwirtschaft Orientierung bieten soll:

  • 40 Prozent Bio-Anteil im Gesamteinkauf
  • 75 Prozent pflanzliche Lebensmittel
  • weniger Lebensmittelverschwendung
  • Fokussierung auf regionale und saisonale Produkte
  • faire Handelsbeziehungen
  • zufriedene Gäste

Das Indikatorensystem ist ein Prototyp, der 2024 aus der Zusammenarbeit von Praktikern und einer wissenschaftlichen Begleitung entstanden ist und sich an der Planetary Health Diet sowie nationalen und internationalen Empfehlungen und Vorbildern orientiert. Anstelle eines starren Rahmenwerkes soll das Indikatorensystem als Steuerungswerkzeug dienen, das hilft, durch die Veränderung zu manövrieren.  

Zusammenarbeit über Wettbewerb: Lösungen von und für Macher

Die Stärke der AVE soll in einer neuen Form der Kooperation liegen. Hierbei geht es darum, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten und das dafür notwendige praktische Wissen zu bündeln und zu teilen sowie gemeinsame Herausforderungen zu diskutieren und in größeren Projekten zusammen anzugehen, wie beispielsweise nachhaltige, regionale Beschaffung oder Weiterbildungskonzepte. Best Practices sollen besser sichtbar und in praxisnahen Formaten für gemeinschaftsgastronomische Betriebe erfahrbar gemacht werden. 

Ins Leben gerufen wurde die AVE durch Dr. Marisa Hübner im Rahmen von Farm-Food-Climate, eine Mission der gemeinnützigen Organisation ProjectTogether. Nun nimmt die Allianz die gemeinsame Arbeit auf. Zu den Mitgliedern der Allianz zählen bis zu diesem Zeitpunkt: die Klüh Catering GmbH, Ina.Kinder.Garten gGmbH, Rebional GmbH und die Mercedes-Benz Gastronomie GmbH.

„Wir wollen keine theoretischen Diskussionen führen, sondern praxisorientierte Lösungen entwickeln, die sich direkt in den Küchen und auf den Tellern wiederfinden“, betont Marisa Hübner. Dazu wird die Allianz wissenschaftlich von Partnern wie der Regionalwert Research gGmbH begleitet, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu prüfen und kontinuierlich zu optimieren.

Die AVE ruft Gastronomie-Betriebe zum Mitmachen auf

Die Initiatoren und Mitglieder der AVE rufen alle Betriebe der Gemeinschaftsgastronomie auf, sich anzuschließen und den Ernährungswandel mitzugestalten: Interessierte Praktiker aus der Gastronomie sind herzlich eingeladen, sich über die Webseite der AVE mit dem Projektteam und weiteren Pionier-Betrieben zu vernetzen. Mehr Informationen zur AVE und eine Übersicht der Mitglieder-Betriebe sind auf der Webseite zu finden: https://ave-gastro.org/.

(AVE/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

V. l. n. r.: Yvonne Julitta Bollow, Guiseppe Saitta, Kemal Üres, Michael Donth, Anja Karliczek, Andreas Schwarz,  Wolfgang Kubicki, Ingmar Gabriel, The Duc Ngo, Martin Behle, Arne Anker, Philipp Vogel, Joachim Priessnitz
Austausch
Austausch

Vereint für die Gastro im Dialog mit der Politik

Ein Dutzend Vertreter aus Gastronomie, Handel und Politik kamen auf Einladung von „Vereint für die Gastro e. V.“ und auf Initiative von Kerstin Rapp-Schwan und Kemal Üres im Haus der Bundespressekonferenz zusammen. Im Fokus des Treffens standen die Forderungen der Branche an die Politik sowie die Diskussion möglicher Lösungsansätze. 
Thorsten Greth
Neue Initiative
Neue Initiative

Klüh Catering ist Gründungsmitglied der Allianz für verantwortungsvolle Esskultur

Eine neue Initiative hat ihre Arbeit aufgenommen: Die Allianz für Verantwortungsvolle Esskultur (AVE) hat sich der nachhaltigen Transformation der Gemeinschaftsgastronomie verschrieben. Klüh Catering, eine Tochtergesellschaft der Klüh-Gruppe, ist Gründungsmitglied.
Essensausgabe in der Kantine
Gesunde Verpfelgung
Gesunde Verpfelgung

Neues RAL Gütezeichen für gesicherte Essensqualität in der Gemeinschaftsverpflegung

Ab sofort gibt es einen neuen Qualitätsstandard für die Gemeinschaftsverpflegung: Das „RAL Gütezeichen Qualitätsprodukt Gemeinschaftsgastronomie“ wurde für eine gesicherte Essensqualität in der Gemeinschaftsverpflegung ins Leben gerufen.
James Ardinast, Lena Iyigün sowie die beiden Fachvorstände Sascha Euler und Jalalle Chahboune.
Initiative Gastronomie Frankfurt
Initiative Gastronomie Frankfurt

Lärmschutzempfehlungen für Gastronomiebetriebe

Das Thema „Lärm durch Außengastronomie“ erregt in Frankfurt immer wieder die Gemüter. Die Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF) setzt deshalb auf Verständigung. Sie hat nun neue Lärmschutzempfehlungen für Gastronomiebetriebe erarbeitet.
Hähnchen auf Tellern
Initiative Tierwohl
Initiative Tierwohl

Wienerwald setzt ein Zeichen für mehr Tierwohl

Gerade erst ist das neue Wienerwald-Restaurant in Torfhaus an den Start gegangen. Nun gibt es schon wieder Neuigkeiten von der Restaurantkette. Dabei steht das Tierwohl an erster Stelle. 
Kemal Üres
Initiative
Initiative

„Rettet die Vielfalt“ – Gemeinsame Gastro-Initiative für 7 Prozent Mehrwertsteuer gestartet

Im Kampf gegen die drohende Mehrwertsteuererhöhung in der Gastronomie startet die neue Initiative „Vereint für die Gastro“ die bundesweite Kampagne „Rettet die Vielfalt“. Unter der Schirmherrschaft von Kemal Üres vereint die Initiative Politik, Verbände und Gastronomen, um die Beibehaltung des 7-Prozent-Steuersatzes zu erwirken.
Die Nestlé-Studie bestätigt den Kulturwandel, der sich derzeit auf den Tellern vollzieht.
Ernährung
Ernährung

Nestlé-Studie bestätigt: Kulturwandel vollzieht sich auf dem Teller

Die Ernährungsgewohnheiten ändern sich. Gerichte, die lange Zeit in Mensen und Kantinen äußerst beliebt waren, verschwinden allmählich aus dem Sortiment. Nestlè hat sich im Rahmen einer Studie mit dieser Thematik befasst. Das Ergebnis ist eindeutig. 
Die Location
Eventtipp
Eventtipp

Igeho Congress – Blick in die Zukunft der Gemeinschaftsgastronomie

Die fortschrittliche Gemeinschaftsgastronomie rückt zunehmend in den gesellschaftlichen Fokus. Innovationsanregungen für die wachsenden Kundenansprüche erhalten Fachpersonen beim diesjährigen Igeho Congress.
Junge Servicekraft trägt lächelnd zwei Teller zum Tisch
Working Family
Working Family

Projekt gegen Personalmangel im Gastgewerbe

In Rheinland-Pfalz haben sich Familienbetriebe zusammengeschlossen, um mit dem Projekt „Working Family“ neue Fachkräfte für Küche, Restaurant und Rezeption zu finden. Die Initiative wird vom Wirtschaftsministerium unterstützt.