Tourismus

Kreuzfahrtbranche in Deutschland startet in die Saison

Kreuzfahrt
In einzelnen Häfen übersteigt die Zahl der Anläufe 2019, das letzte Jahr vor der Pandemie. (Foto: © alphaspirit/stock.adobe.com)
Nach zwei Corona-Jahren plant die Kreuzfahrtbranche in Deutschland das Comeback für das Geschäft mit dem Urlaub auf See. Die vier großen Kreuzfahrthäfen haben durchweg doppelt und dreifach so viele Abfahrten auf dem Plan wie noch 2021.
Mittwoch, 06.04.2022, 12:02 Uhr, Autor: Martina Kalus

Fast alle Schiffe unter Dampf und mehr als 800 Anläufe allein in Deutschland: Nach zwei Katastrophenjahren bietet die Kreuzfahrtbranche ihren Fans im dritten Corona-Jahr wieder das volle Programm. Die vier großen Kreuzfahrthäfen Hamburg, Kiel, Warnemünde und Bremerhaven haben durchweg doppelt und dreifach so viele Abfahrten auf dem Plan wie noch 2021. In einzelnen Häfen übersteigt die Zahl der Anläufe sogar 2019, das letzte Jahr vor der Pandemie, die den jahrelangen Boom dieser bei einer treuen Fangemeinde beliebten Urlaubsart unterbrach.

Tui Cruises plant mit üblicher Auslastung

Dabei werden die Schiffe zusehends auch voller. Tui Cruises beispielsweise will im Laufe des Jahres schrittweise zur normalen Auslastung zurückkehren. Auch in Häfen geht man aufgrund von Gesprächen mit Reedereien davon aus, dass es an Bord wieder gen Vollauslastung gehen soll. Für die Erfolgsrechnung der Reedereien wäre das dringend nötig, denn die oft Hunderte Millionen Euro teuren und mehrere Tausend Passagiere fassenden Schiffe rechnen sich nur, wenn sie möglichst voll belegt sind. Das war aus Sicherheitsgründen 2020 und 2021 nicht der Fall, wenn die Schiffe überhaupt fuhren.

2020 gab es in Deutschland 112 Anläufe, im Jahr darauf immerhin 326. Nun sind es deutlich mehr: Allein in Hamburg mit seinen drei über die Stadt verstreuten Kreuzfahrtterminals sind über 300 Anläufe geplant. In Kiel sind es rund 250, in Warnemünde knapp 150 und in Bremerhaven mehr als 110. Von dort geht es zumeist in die Ostsee und gen Westeuropa. Hinzukommen die klassischen Sonnengebiete im Mittelmeer. Neben den großen Marken – der Carnival-Tochter Aida Cruises, Tui Cruises, einer Tochter von Tui und Royal Caribbean, sowie MSC Cruises – mischen praktisch alle namhaften Kreuzfahrtanbieter wieder mit.

Die Kreuzfahrtbranche beobachtet ein wachsendes Interesse

Zwar mag sich kein Unternehmen dazu äußern, wie sich das Geschäft 2021 auf dem deutschen Markt entwickelte. Einen groben Anhaltspunkt liefert aber die Jahresbilanz des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Demnach betrug der Umsatz der Hochsee- und Flusskreuzfahrten 1,1 Milliarden Euro und damit 52 Prozent weniger als im ersten Corona-Jahr. „Verglichen mit der Zeit vor Corona ist der Umsatz innerhalb von zwei Jahren um über 80 Prozent eingebrochen“, heißt es beim DRV. Global betrachtet war das vergangene Jahr für die Branche ähnlich desaströs wie 2020. Die großen Vier – Carnival, Royal Caribbean, Norwegian und MSC – fuhren zusammen gut 20 Milliarden Dollar Verlust ein, nach 21 Milliarden im Jahr zuvor, wie aus den Geschäftsberichten hervorgeht.

Dass es 2022 besser werden soll, liegt aus Sicht der Branche an der aufgestauten Reiselust, die sich laut DRV auch bei Kreuzfahrten in steigenden Vorausbuchungen niederschlägt. «Die Unternehmen sind sehr zuversichtlich, dass das Geschäft anzieht und ab Sommer und im nächsten Winter auch wieder deutlich mehr Ziele angesteuert werden können.“ Auch einzelne Reedereien berichten von einem hohen und wachsenden Interesse der Kundschaft, die der Kreuzfahrtindustrie bis 2019 einen Dauerboom beschert hatte.

Weiterhin strenge Gesundheitskonzepte

Weiteren Rückenwind erhält die Branche aus Berlin. So verzichtet das Auswärtige Amt inzwischen auf den pauschalen Rat an Reisende, wegen der schwer vorhersehbaren Entwicklung der Pandemie auf Kreuzfahrten zu verzichten. Wie Deutschland Anfang April haben auch viele Zielländer ihre Corona-Regeln heruntergefahren. Dass ein Restrisiko bleibt, hat sich allerdings um den Jahreswechsel herum gezeigt. So musste MSC winterliche Reisen ab Hamburg in europäische Metropolen aussetzen, weil Zielländer wie Großbritannien und die Niederlande scharfe Omikron-Regeln erlassen hatten. Tui Cruises musste wegen Covid-Fällen an Bord „einige wenige Reisen verkürzen beziehungsweise absagen“.

Gemessen an Hunderten Reisen mit Hunderttausenden Gästen halten sich solche Vorfälle in Grenzen. Die Reedereien verweisen auf den Erfolg ihrer bereits im Sommer 2020 branchenweit eingeführten Corona-Regeln. „Wir hatten seit der Wiederinbetriebnahme unserer Kreuzfahrten nur vereinzelte Fälle an Bord der Mein-Schiff-Flotte“, heißt es bei Tui Cruises. „Dank des bewährten Gesundheitskonzepts konnte in jedem Fall eine weitere Verbreitung an Bord verhindert werden, und wir mussten nur in wenigen Einzelfällen die Fahrtroute minimal anpassen.“ MSC Cruises betont: „Da wir an Bord bei jeder Kreuzfahrt immer 100 Prozent der Bordbevölkerung überwachen und testen, sind wir in der Lage – dank unserer strengen Gesundheits- und Sicherheitsprotokolle – Fälle zu erkennen, die an Land meist unentdeckt geblieben wären.“

Deswegen bleiben die Reedereien auf der vorsichtigen Seite. Während bundesweite Maskenvorgaben und strenge, an den Impfstatus geknüpfte Zugangsrechte Anfang April fielen, merken Kreuzfahrtgäste noch sehr deutlich, dass eine Pandemie herrscht: Ohne doppeltes negatives Testergebnis kommt kein Erwachsener an Bord. Ohne Maske geht bei An- und Abreise und an Bord weiter nichts.

Offene Stellenangebote auf dem Schiff finden Sie in unserer HOGAPAGE Jobbörse.

(Touristiklounge/dpa/MK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Giada De Laurentiis steht neben Frank A. Del Rio
Kreuzfahrt
Kreuzfahrt

Chefköchin Giada De Laurentiis wird Schiffs-Patin

Giada De Laurentiis ist überaus erfolgreich: Sie ist Köchin, Gastronomin, Autorin und Emmy-Preisträgerin zugleich. Und in Kürze wird ihr eine ganz besondere Ehre zuteil. Zusammen mit einem weiteren Star wird sie im Mai ein Kreuzfahrtschiff taufen.
Aida Kreuzfahrtschiff
Saisonstart
Saisonstart

AIDA startet im Juli die Kreuzfahrtsaison

Am 31. Juli 2021 startet AIDA Cruises mit AIDAmar in die Kreuzfahrtsaison ab Hamburg. Die Hansestadt ist dann immer samstags Start- und Zielhafen für siebentägige Reisen, die zunächst zu den niederländischen Metropolen Amsterdam (IJmuiden) und Rotterdam führen.
Tim Raue
Saisonstart
Saisonstart

Tim Raue präsentiert festliches Weihnachtsmenü im Sphere

Ab dem 8. November 2025 startet das Sphere Tim Raue auf dem Berliner Fernsehturm in die Festtagssaison. Mit einem Weihnachtsmenü, das Berliner Klassiker mit Tim Raues Handschrift verbindet, soll den Gästen ein besonderes Erlebnis in 207 Metern Höhe geboten werden.
Offizielle Präsentation der gemeinsamen Initiative von Stadt, KTG, Dehoga und IHK
Initiative
Initiative

Digitale Hotelstelen stärken den Karlsruher Tourismus

Ein Fingerdruck und los geht die digitale Reise: Mit der Präsentation einer der 40 interaktiven Hotelstelen im Hotel Santo startet die Stadt in ein neues innovatives Projekt zur Stärkung des Städtetourismus.
Christoph Ploß
Nationale Tourismusstrategie
Nationale Tourismusstrategie

Christoph Ploß kündigt Entlastungen für die Tourismusbranche an

Die Bundesregierung plant eine Neuausrichtung ihrer Tourismuspolitik. Bis spätestens zur ersten Jahreshälfte 2026 soll eine neue Nationale Tourismusstrategie entstehen – mit Fokus auf Unternehmensentlastungen, Bürokratieabbau, Digitalisierung und bessere Mobilität. Tourismuskoordinator Christoph Ploß stellte die Pläne kürzlich vor. 
Tourismustag Ahrtal 2024
Ankündigung
Ankündigung

Reisebranche trifft sich zum Tourismustag im Ahrtal

Unter dem Motto: „Tourismus der Zukunft – Zwischen Genuss, Gesundheit, KI und Digitalisierung“ kommen am 16. Oktober 2025 im Ahrtal Referenten und Gäste zusammen, um die sich zu den Trends und Herausforderungen der Touristik, speziell für das Ahrtal, auszutauschen. 
Tourist mit Rucksack vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Statistik
Statistik

Hotellerie im August wieder im Aufwind

Nach einem schwachen Juli legt die deutsche Beherbergungsbranche im August 2025 wieder leicht zu. Besonders inländische Gäste sorgen für volle Betten – auch wenn weniger Reisende aus dem Ausland kamen.
Fünf Touristen machen in Frankfurt ein Selfie
Finanzen
Finanzen

Ausgaben von Touristen tragen ganzjährig zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei

Neue Daten von Adyen, einer Finanztechnologie-Plattform, zeigen, dass internationale Reisende in Deutschland auch abseits der Sommersaison eine wichtige Wirtschaftskraft darstellen. 
Dr. Marcel Klinge
Forderung
Forderung

DZG: Gastwelt soll eigenständiger Themenschwerpunkt in der neuen Tourismusstrategie werden

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) drängt auf mehr Verbindlichkeit: Nur wenn die Gastwelt zum eigenen Themenschwerpunkt in der geplanten „Nationalen Tourismusstrategie“ wird, könnten Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung und KI wirksam angegangen werden.