Coronakrise

„In dieser Branche gibt es keinen Nachholeffekt“

Thomas Bareiß
Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. (Foto: ©Jan Kopetzky)
Die aktuelle Wirtschaftslage, ausgelöst durch das Coronavirus, trifft das Gastgewerbe ins Mark. Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, fordert sofortige Notfallfonds.
Mittwoch, 18.03.2020, 14:32 Uhr, Autor: Kristina Presser

Die Tourismusbranche ist mit am schwersten von der aktuellen Coronakrise getroffen. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), spricht von einer existenzbedrohenden Lage. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die vielen Restaurants, Hotels und Unternehmen der Tourismusbranche mit über drei Millionen Beschäftigten verschwinden.“ Zwar würden die versprochenen Liquiditätsmaßnahmen und die erleichterte Kurzarbeit den Betrieben helfen. „Allerdings droht die Liquiditätskrise schnell zur Schuldenkrise zu werden. Die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen haben enorme Existenzängste.“ Innerhalb weniger Tage würde ihnen die Existenzgrundlage entzogen. Daher sei der Handlungsspielraum keine Wochen mehr, sondern es handle sich um Tage. „Wir brauchen jetzt schnell einen Notfallfonds, der einen Schutzschirm bildet“, sagte Bareiß. „Gerade die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen haben wenig finanzielle Reserven und tun sich schwer eine lange Dursnatstrecke durchzustehen.“ Der jetzige Einnahmeausfall sei für immer verloren, in dieser Branche gebe es keinen Nachholeffekt.

Corona: Abgesagte Reisen und unklare Richtlinien zu touristischen Übernachtungen

Die Forderung nach schneller staatlicher Unterstützung kommt auch vom Reiseverband DRV. Spätestens nachdem das Auswärtige Amt am gestrigen Dienstag eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen habe, komme nahezu der gesamte touristische Reiseverkehr zum Erliegen, wie DRV-Präsident Norbert Fiebig mitteilt. Die Konsequenz: Viele Reiseveranstalter haben bereits alle Reisen für die nächste Zeit abgesagt. „Die Situation ist für die Reisewirtschaft ausgesprochen schwierig und teilweise sogar existenzgefährdend“, warnte Fiebig.

Zusätzlich zu den finanziellen Hilfen fordert der Deutsche Tourismusverband (DTV) außerdem, die von der Bundesregierung am 16. März 2020 erklärten „Leitlinien zum Kampf gegen die Corona-Epidemie“ einheitlich umzusetzen. Diese besagen unter anderem, „dass Übernachtungsangebote im Inland nur zu notwendigen und ausdrücklich nicht zu touristischen Zwecken genutzt werden können“. In einigen Bundesländern sind touristische Übernachtungen bislang untersagt, in anderen noch nicht. „Dieser Flickenteppich stiftet Chaos, rechtliche Unsicherheit und ist in dieser Situation eine zusätzliche Belastung für alle Gastgeber und Gäste. In allen Ländern müssen einheitliche Regelungen gelten“, kritisiert Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). „Wir brauchen jetzt deutschlandweit Klarheit.“
(DTV/dpa/KP)

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