Tourismus

EU-Kommission gegen deutsche Reisegutschein-Lösung

Reisegutschein und ein Reisepass liegen im Sand
Zwangsgutscheine statt Erstattung für abgesagte Reisen – ja oder nein? Bislang gibt es zwischen EU-Kommission und der Bundesrepublik keinen Konsens. (Foto: ©west/stock.adobe.com)
Die Bundesregierung will Zwangs-Gutscheine bei abgesagten Pauschalreisen und Flügen einführen. Die EU-Kommission sieht dabei das Verbraucherrecht in Gefahr.
Mittwoch, 06.05.2020, 10:22 Uhr, Autor: Kristina Presser

Die EU-Kommission spricht sich auch weiterhin gegen eine von der Bundesregierung geplante Gutscheinlösung bei abgesagten Reisen aus. Justizkommissar Didier Reynders betonte in einem Schreiben an mehrere Bundesminister, das der Deutschen Presseagentur vorliegt, dass ihm die dringende Unterstützung der Reisebranche bewusst sei: „Doch muss gleichzeitig der Verbraucherschutz gewahrt werden, zumal die Krise auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher trifft. Des Weiteren halte ich es für wichtig, dass die Reise- und Tourismusbranche ihre Erholung auf Vertrauen aufbaut.“

Das Problem: Gemäß EU-Recht müssen Pauschalreisen sowie Flugtickets zeitnah erstattet werden. Dagegen will die Bundesregierung eine verpflichtende Gutscheinlösung durchsetzen, die den Firmen die Liquidität sichern soll.

Schnelle Lösung für die Reisebranche muss her

Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, sagte: „Wir haben die Antwort der Europäischen Kommission auf unsere Vorschläge zur Kenntnis genommen. Die Europäische Kommission sieht
keinen Raum für die von uns vorgeschlagenen Gutschein-Lösungen. Das bedauere ich sehr.“ Da sich die Lage von Tag zu Tag zuspitze, brauche man schnell eine Lösung im Sinne der ganzen Reisebranche und der betroffenen Kunden.

Laut Reynders könne eine Lösung darin bestehen, den Verbrauchern eine pragmatische und attraktive freiwillige Alternative zur Rückerstattung der geleisteten Zahlungen anzubieten. „In diesem Sinne könnten Reiseveranstalter unter bestimmten Voraussetzungen Gutscheine ausstellen.“

Auch deutsche Politiker sind gespalten

Und auch die EU-Verkehrskommissarin Adina Valean hält nichts von Zwangs-Gutscheinen als Rückerstattung. Unterstützung erhält sie nun durch Schleswig-Holsteins Justiz- und Verbraucherminister Claus Christian Claussen (CDU): „Ich sehe das genauso wie Frau Valean», sagte Claussen am Dienstag. Verbraucherinnen und Verbraucher dürften nicht verpflichtet werden, Gutscheine zu akzeptieren. „Besser wäre eine freiwillige Lösung, bei der erstens die Verbraucher selbst entscheiden können, und bei der zweitens die Bundesregierung die Gutscheine zusätzlich für den Insolvenzfall durch eine Ausfallbürgschaft absichert“, sagte er.

Anfang April hatten die Minister Andreas Scheuer (CSU, Verkehr), Christine Lambrecht (SPD, Verbraucher) und Peter Altmaier (CDU, Wirtschaft) an Valean geschrieben und gefordert, Zwangs-Gutscheine zu ermöglichen. Die EU-Staaten sind in der Debatte uneins. Etwa ein Dutzend Länder hat sich ähnlich geäußert wie Deutschland. Die EU-Kommission will bald Empfehlungen vorlegen.
(dpa/lno/KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Freundinnen mit Landkarte in der Stadt
Tourismus
Tourismus

Reisebranche auf Erholungskurs

Die Deutschen wollen wieder reisen: Laut einer Studie der „Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen“ planen zwei Drittel der Deutschen bereits einen oder mehrere Urlaube. Dennoch ist noch nicht alles so, wie vor der Corona-Pandemie.
Touristengruppe
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Deutschland-Tourismus erstmals auf Vorkrisenniveau

Im August verzeichneten Hotels, Gasthöfe und Pensionen mehr Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland als im Vorjahresmonat. Dabei hat der Deutschland-Tourismus erstmals das Niveau von vor der Corona-Krise erreicht.
Tourist mit Rucksack vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Statistik
Statistik

Hotellerie im August wieder im Aufwind

Nach einem schwachen Juli legt die deutsche Beherbergungsbranche im August 2025 wieder leicht zu. Besonders inländische Gäste sorgen für volle Betten – auch wenn weniger Reisende aus dem Ausland kamen.
Frau im Zug hält ihr Deutschlandticket in die Kamera
ÖPNV
ÖPNV

DTV begrüßt Sicherung des Deutschlandtickets

Der Deutsche Tourismusverband begrüßt die Fortführung des Deutschlandtickets für das Jahr 2026. Präsident Reinhard Meyer betont, dass die touristische Nachfrage die Grundlage für den Ausbau des ÖPNV liefere.
Zwei Menschen laufen mit Regenschirm über den Strand
Sommerflaute
Sommerflaute

Weniger Übernachtungen im Juli

Trotz eines leichten Rückgangs bei den Übernachtungszahlen im Juli 2025 bleibt die Jahresbilanz der deutschen Tourismusbranche nahezu auf Rekordniveau.
Urlauberin steht im Hotelzimmer und schaut aus dem Fenster, neben ihr steht ihr Koffer und ihr Rucksack
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Deutschland-Tourismus erreicht neuen Halbjahresrekord

Im Juni 2025 verzeichneten deutsche Beherbergungsbetriebe 50,5 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 3,8 Prozent zum Vorjahr. Trotz weniger ausländischer Gäste sorgt vor allem die starke Inlandsnachfrage für einen neuen Bestwert im ersten Halbjahr.
Touristin läuft mit Deutschlandflagge durch Nürnberg
Statistik
Statistik

Tourismus in Deutschland: Weniger Übernachtungen im Mai 2025

Im Mai 2025 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland laut Statistischem Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen 2,6 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahresmonat. Mögliche Gründe und konkrete Zahlen.
Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher und Mathias Jakobi, Zentraleuropachef der IATA. Bild: DZG
Handlungsaufforderung
Handlungsaufforderung

Luftverkehr hat enorme Bedeutung für den Standort Deutschland

Momentan findet in der Bundeshauptstadt wieder die ITB, die Internationale Tourismus-Börse Berlin, statt. Im Rahmen der Veranstaltung fordert die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für den Luftverkehr, wovon schlussendlich auch das Gastgewerbe profitieren würde.
Touristin vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Rekordjahr für den Deutschlandtourismus

Urlaub in Deutschland ist trotz aller wirtschaftlichen Probleme noch beliebter als vor der Corona-Krise. So verzeichneten die Beherbergungsbetriebe im vergangenen Jahr mehr Übernachtungen als im bisherigen Rekordjahr 2019.