26. Tourismusgipfel: „Die neue Bundesregierung muss ein Erfolgsmodell werden“
„Unser Tourismusgipfel findet in unruhigen Zeiten und in einer bewegten Welt statt. Die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland und der Welt sind groß. Gerade jetzt gilt: Die aktuelle Regierung muss ein Erfolgsmodell werden! Wir als Tourismuswirtschaft stehen als Partner zur Umsetzung bereit!“ – Mit diesem Appell eröffnete BTW-Präsident Sören Hartmann heute den 26. Tourismusgipfel in Berlin. „Wir sind ein Wachstumsmarkt, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dieses Potential gilt es zu heben. Der Wunsch der Menschen zu reisen ist ungebrochen und wir wollen unseren Gästen diesen gern bestmöglich erfüllen.“
„Verlässlichkeit und klare Kommunikation sind Key!“
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag zeigte sich Hartmann optimistisch. „Er bietet Potential, dass eine Wirtschaftswende gelingen kann. Die geplanten Maßnahmen wie umfassender Bürokratieabbau, die 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie, Gebührensenkungen im Luftverkehr und die Ermöglichung der Wochenarbeitszeit machen der Tourismuswirtschaft Mut, dass neues Wachstum folgt. Sie können dazu beitragen, den Betriebsalltag zu erleichtern, zuletzt so häufig notwendige Preissteigerungen einzudämmen und die Branche zukunftsfest zu machen. Wichtig ist jetzt, dass die Zusagen – trotz Finanzierungsvorbehalts – auch zügig umgesetzt werden.“
Ein positives Signal aus Sicht der Branche hierfür ist, dass der Koalitionsausschuss in der vergangenen Woche ein Sofortprogramm beschlossen hat und erste Maßnahmen noch vor den Sommerferien auf den Weg bringen will.
Auch die Branche wisse um die vielen großen politischen Herausforderungen wie Kriege, Handelskonflikte, Migration, Wohnungsmarkt, die Zukunft von Rente, Pflege und Gesundheitssystem. „Aber das Ziel des wirtschaftlichen Wachstums darf nicht zu kurz kommen. Es muss genau die zentrale Rolle spielen, die ihm im Koalitionsvertrag zukommt“, betonte Hartmann. „Und für uns ganz wichtig: Es darf nicht nur um Industriepolitik gehen, auch die Dienstleistungswirtschaft muss in den Fokus genommen werden. Auch sie ist eine zentrale Säule des Wirtschaftsstandorts Deutschland.“
Hartmann begrüßte, dass es jetzt wieder eine handlungsfähige Regierung gibt. Wichtig im politischen Alltag seien mehr Stabilität, weniger Streit und mehr zielgerichtetes Handeln. „Verlässlichkeit und klare Kommunikation sind Key! Wir brauchen Politik, die wieder mehr verbindet, Kompromisse feiert und Populismus weniger Raum und Angriffsfläche bietet.“
Sichtbarkeit des Tourismus erhöhen
Für Anja Karliczek, die neue Vorsitzende des Tourismusausschusses im Bundestag, ist klar: Der Tourismus braucht mehr politische Aufmerksamkeit. „Millionen Menschen arbeiten in dem Bereich, Millionen Menschen kommen mit den Leistungen und Angeboten in Berührung“, sagt die CDU-Politikerin.
Sie wolle die Sichtbarkeit des Wirtschaftszweigs erhöhen – und fordert, Chancen in internationalen Märkten wie Asien und Afrika gezielter zu nutzen. Auch die Probleme der Gastronomie habe sie im Blick: „Hier stehen wirtschaftliche Existenzen auf dem Spiel, Arbeitsplätze, die Attraktivität gerade des ländlichen Raums.“
Zudem leide die gesamte Flughafeninfrastruktur schon lange unter hohem Kosten- und Wettbewerbsdruck, sagte Karliczek. Viele Fluggesellschaften suchten sich aufgrund der hohen Kostenentwicklung in Deutschland andere Abflugorte. „Das ist nicht gut für unser Tourismusland und die gesamte Wirtschaft.“
Pauschalreise beliebt, aber gefährdet
Aus der Branche selbst kommen ebenfalls deutliche Worte – trotz grundsätzlich positiver Aussichten. Dertour-Chef Christoph Debus sieht für das Reisejahr 2025 eine stabile Entwicklung: „Die Gästezahlen ziehen an, die Reiselust wächst weiter spürbar und die Pauschalreise wird stark nachgefragt.“
Sorgen bereitet dem Branchenzweiten Dertour die geplante Reform der EU-Pauschalreiserichtlinie. Zusätzliche Auflagen könnten das verbraucherfreundliche Modell der Pauschalreise verteuern und im Wettbewerb mit individuell gebuchten Leistungen benachteiligen. „Die Mehrwerte der Pauschalreise greifen auch nur dann, wenn sie auch gebucht werden“, warnt Debus. Er fordert, dass sich die Bundesregierung stark in den Prozess auf EU-Ebene einbringt.
„Reisetätigkeit darf nicht ausgebremst werden“
Der Deutsche Reiseverband (DRV) rief die Bundesregierung dazu auf, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Reisebranche gezielt zu verbessern. Die Branche „braucht Rückenwind, keinen Gegenwind“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig.
Besonders der Luftverkehr als Rückgrat der Branche müsse gestärkt werden. „Wenn Deutschland als Luftverkehrsstandort an Attraktivität verliert, hat das direkte negative Folgen auf das Angebot an Urlaubs- und Geschäftsreisen und treibt die Kosten für die Reisenden weiter in die Höhe“, so Fiebig. Die Politik müsse „dringend gegensteuern, um negative Auswirkungen zu verhindern“.
Redner beim 26. Tourismusgipfel
Zu den Rednern des 26. Tourismusgipfels zählen unter anderem der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie und Beauftragte der Bundesregierung für den Mittelstand Gitta Connemann, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr Ulrich Lange, der neue Koordinator der Bundesregierung für die Maritime Wirtschaft und Tourismus Dr. Christoph Ploß, die neue Vorsitzende des Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag Anja Karliczek, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann MdEP, Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament sowie der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Armand Zorn.
Appell an die Politik: „Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten“
Hartmann appellierte an die Politik, die Tourismuswirtschaft auch als Partner in der Bewältigung der anstehenden Herausforderungen zu sehen. „Lassen Sie uns das Land bewegen. Gemeinsam. In eine positive Richtung. Gerade jetzt, in dieser so volatilen Situation – wo sich vieles in die eine oder andere Richtung drehen kann, zum Guten oder zum Schlechten.“
Er hob noch einmal hervor, dass die Tourismusbranche bereit ist, mitzugestalten: „Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten, den Standort stärken, positive Werte in den Mittelpunkt stellen. Für die Tourismuswirtschaft kann ich Ihnen sagen: Wir als Branche stehen bereit, mitzugestalten – mit inhaltlicher Expertise, Unternehmergeist und wirtschaftlichem Mut aber auch gesellschaftlich als prädestinierte Völkerverständiger und Brückenbauer.“
(BWT/dpa/SAKL)