Interview

„Mit meinen Häusern möchte ich die Region für Touristen noch mehr aufwerten“

Jasmin Taylor – ehemalige Geschäftsführerin von JT Touristik
Jasmin Taylor – ehemalige Geschäftsführerin von JT Touristik und demnächst Hotellier mit gleich zwei Objekten. (Foto: © Seelandhaus GmbH)
Jasmin Taylor, frühere Geschäftsführerin von JT Touristik, plant, zwei Hotels im Spreewald zu eröffnen. Wir haben unter anderem nachgefragt, was sie motivierte, in die Hotellerie umzusatteln und warum der Spreewald die ideale Luxusdestination ist.
Dienstag, 02.07.2019, 09:23 Uhr, Autor: Kristina Presser

Jasmin Taylor leitete als Gründerin und Geschäftsführerin mehrere Jahre den Reiseveranstalter JT Touristik. Im Herbst 2017 folgte die Insolvenz und der Verkauf an Lidl. Sie zog sich aus dem Unternehmen zurück, nahm eine Auszeit. Jetzt, rund eineinhalb Jahre später, meldet sie sich mit zwei unterschiedlichen Hotelprojekten im Spreewald zurück – das „Seehotel am Schwielochsee“, ein Luxury-Hideaway, und die Ferienanlage „Das Seedorf“.

Frau Taylor, Sie sind Gründerin des Berliner Reiseveranstalters JT Touristik, der 2017 Insolvenz anmelden musste. Worin lag für Sie die Motivation, nach Ihrer Pause nun wieder in die Tourismusbranche einzusteigen? War es für Sie sogar naheliegend, irgendwann in die Hotellerie zu wechseln?
Jasmin Taylor: Ja, auf jeden Fall. Ich habe die letzten 20 Jahre die Top-Hotels auf der Welt verkauft und denke, jetzt in die Hotellerie zu wechseln, ist vermutlich auch ein bisschen der natürliche Werdegang. Motiviert habe ich mich, indem ich losgelassen habe. JT Touristik war ein Herzensprojekt, aber zum Schluss habe ich in Lidl einen sehr guten Nachfolger gefunden. Es ist großartig, dass die Marke JT Touristik weitergeführt wird und vor allem alle Mitarbeiter übernommen worden sind.

Erzählen Sie mir bitte etwas über die beiden Hotel-Projekte.
Im Herbst 2018 habe ich die Berliner Seelandhaus GmbH gegründet, die dann die beiden Seegrundstücke im Spreewald erworben hat. Ein Projekt ist das Seehotel – ein High-end-Hideaway mit ca. 130 Zimmern. Wenn alles gut geht, soll es 2020 auf der Halbinsel im Schwielochsee gebaut werden. Dafür holen wir gerade noch die Genehmigungen ein, weil es hier schon einen bestehenden Vorgängerbau aus den 1970er Jahren gibt, den wir abreißen lassen wollen. Gedacht ist es für Städter, wie Berliner, Leipziger und Dresdener, die ein paar Tage Luxusurlaub in der Natur verbringen wollen. Das andere Projekt ist „Das Seedorf“ im brandenburgischen Neuendorf am See, ein gutes Mittelklasse-Haus, das inmitten eines geschützten UNESCO-Biosphärenreservats liegt. Es bietet etwa 200 Gästen Platz. Den bestehenden Hotel-Altbau haben wir kernsanieren und umbauen lassen. Es besteht aus fünf Haupthäusern, 20 Cottages mit eigener Küche und einer Eventscheune. Die Eröffnung ist im Herbst 2019.

 Seehotel am Schwielochsee
Blick auf den geplanten Neubau des Seehotels am Schwielochsee mit eigenem Bootssteg. (Foto: © Seelandhaus GmbH)

Wie werden die gastronomischen Betriebe in Ihren beiden Hotels aussehen?
Im Seedorf wird es ein Restaurant geben, das eher ländliche Küche aus der Umgebung anbietet. Im Seehotel wird es mindestens zwei Restaurants mit gut bürgerlicher Küche aus regionalen Produkten und Kräutern aus dem Garten geben. Wer für die Küchenleitungen in Frage kommt, ist noch offen.

Warum haben Sie gleich zwei Häuser geplant?
Ich wollte beide Klientelen im Spreewald bedienen. Gerade für die Berliner wird die Region als Naherholungsgebiet immer beliebter. Der Trend ist ja gerade, Urlaub im eigenen Land zu machen.

Was erhoffen Sie sich von Ihren beiden Häusern für die touristische Bedeutung des Spreewaldes?
Der Spreewald ist inzwischen zwar ausgebucht, aber das Angebot ist bisher nicht so ausgeprägt, wie in anderen Teilen Deutschlands. Wir brauchen mehr Infrastruktur, eine bessere Gastronomie und mehr Häuser. Es ziehen immer mehr Menschen in die am Spreewald angrenzenden Großstädte. Diese Menschen sind teils sehr speziell, sehr trendy, und auf der Suche nach besonderen Urlaubserlebnissen. Sie wollen raus aus der Stadt, gut regional essen, im Grünen sein. Mit meinen Häusern möchte ich die Region für Touristen noch mehr aufwerten – und das Seehotel wird das auch im architektonischen Sinne tun.

Murat Tabanlioglu hat das Seehotel entworfen, ein türkischer Stararchitekt, der zum Beispiel auch das Istanbul Museum of Modern Art designt hat. Wie wichtig war es Ihnen, einen renommierten Architekten für das Seehotel zu gewinnen?
Es war sehr wichtig für mich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der für zeitgenössische Kunst steht, und auch den Zwischenschritt zwischen Architektur und Natur darstellen kann. Und weil ich ja lange die Top-Hotels auf der Welt verkauft habe, war mein Anspruch auch sehr hoch. Das Seehotel soll kein Fremdkörper sein, sondern sich sehr sanft in die Landschaft einbetten.

Wie genau kam es zur Zusammenarbeit?
Ich kenne Murat schon lange und habe viele Ausstellungen von ihm besucht. Er hat in Wien studiert, ist in Europa zu Hause, aber gleichzeitig ein Weltbürger. Mich hat seine Arbeit immer sehr fasziniert.

War es leicht für Sie, sich angesichts des enormen Hotelwachstums auf dem deutschen Markt für die beiden Hotelprojekte zu entscheiden?
Ja, sehr sogar. Ich hatte mich zuerst im Ausland umgesehen. Dann bekam ich diese beiden Objekte von einem Freund zum Kauf angeboten, also die Grundstücke und die darauf schon stehenden Objekte. Mittlerweile wird sehr viel in Deutschland gebaut und auch sehr schöne Hotels. Aber meine Projekte können sich ebenfalls sehen lassen, weshalb ich mir über Konkurrenz wenig Gedanken mache – nur darüber, wie ich die Hotels auch im Winter gut vermarkten kann.

Aber war es dann für Sie nicht nur Zufall, dass Sie die beiden Projekte zum Kauf angeboten bekommen haben, sondern auch etwas Besonderes, sich für zwei Hotels im Spreewald zu entscheiden? Denn den Spreewald würde man im ersten Moment nicht unbedingt als Luxusdestination beschreiben.
Mein Ziel war es, ein Hideaway der Luxuskategorie für Leute aus Metropolen zu schaffen. Als ich mir die beiden Objekte das erste Mal angesehen habe, habe ich mich auf den ersten Blick in sie verliebt.

Generell gibt es in Deutschland im Gastgewerbe einen großen Fachkräfte- und Personalmangel. Haben Sie schon eine Idee, wie Sie das für Ihre Häuser lösen können?
Für das Seehotel wird das schon eine große Herausforderung. Im Seedorf arbeiten wir mit sehr viel Outsourcing. Wir arbeiten zum Beispiel mit einer Wäscherei zusammen, die alles abholt und liefert. Auch das Houskeeping ist outgesourced. Und das Restaurant ebenfalls. Insofern ist der Personalbedarf für dieses Projekt sehr klein. Insgesamt denke ich, dass kleinere, mittelständische Hotel-Unternehmen größere Personalfindungsprobleme haben als Luxushäuser.

Sie sind demnächst selbst Hôtelière – eher selten in einer Branche, die hauptsächlich Männer dominieren. Legen Sie deshalb vielleicht sogar verstärkt Wert darauf, leitende Positionen in Ihrem Hotel an Frauen zu vergeben?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich leitende Positionen mit Frauen besetzen kann, wobei ich immer für einen ausgeglichenen Geschlechter-Mix bin. So funktioniert und arbeitet das Team am besten zusammen. Aber das Wichtigste ist eine gute Ausbildung, unabhängig vom Geschlecht. Ich glaube, der Mix, auch was Nationalitäten betrifft, ist erfolgsversprechend. Für mich ist nur relevant, dass jemand seinen Job gut macht.

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