Tourismus im Alpenraum

„Man muss die Gäste navigieren“

Thomas Payr, Geschäftsführer Alps Resorts
Starre Arbeitskorsette, fehlende Konzepte und vor allem ein antiquarisches Denken in saisonalen Modellen prägen nach wie den Tourismus in den Alpenregionen. Um sich von diesen alten Modellen zu lösen, ist es nötig, zukunftsfähige Konzepte für einen ganzjährigen Tourismus zu entwickeln. (Foto: © Alps Resorts)
Der Fachkräftemangel macht auch den Tourismusbetrieben in der Alpenregion zu schaffen. Um diesem erfolgreich zu begegnen braucht es neue zukunftsfähige Konzepte für einen ganzjährigen Tourismus, ist Thomas Payr, Geschäftsführer der Alps Resorts, sicher.
Dienstag, 23.11.2021, 11:55 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Herr Payr, wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Probleme der alpinen Feriendestinationen?
Nicht nur in Österreich, sondern auch in Teilen der Schweiz und Deutschlands stützen sich viele Hotels immer noch auf ein Zwei-Saison-Modell und versuchen im Winter und Sommer eine möglichst hohe Auslastung zu erzielen. Die Nebensaison wird vernachlässigt oder der Betrieb in dieser Zeit sogar geschlossen. Das trägt maßgeblich zum Massentourismus in den Hauptsaisons bei. Nehmen wir beispielsweise die Region Zell am See: Ist man dort im August unterwegs, erschlägt es einen. Anfang November hingegen findet trotz Traumkulisse kaum Tourismus statt. Die Schließungen wirken sich aber auch erheblich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Betriebe sind dadurch unattraktiver für Arbeitnehmer und das rückt die ganze Branche in ein schlechtes Licht – was wiederum den Fachkräftemangel weiter verstärkt.

Wie lässt sich das Problem lösen?
Wir müssen auch in den Alpenregionen einen Ganzjahres-Tourismus etablieren. Hier sind an erster Stelle die Tourismusorganisationen gefragt: Sie dürfen ihr gesamtes Werbebudget nicht mehr auf eine Winter- und eine Sommerkampagne verwenden, sondern auch im Frühling und Herbst in das Marketing investieren. Gleichzeitig muss natürlich auch ein Angeboten geschaffen werden. Das heißt, man muss dafür sorgen, dass die Gastronomie und die Beherbergungsbetriebe geöffnet sind, aber auch Events stattfinden. Gerade der kulturelle Bereich wird in den Randzeiten kaum bis wenig bespielt. Da gibt es sehr viel Potenzial und Luft nach oben.

Wie sehen entsprechende Angebote von Seiten der Hotellerie aus?
In vielen unserer Premium Resorts ist es so, dass sie auch in den schwächeren Zeiten stark gebucht werden. Das ist jedoch auch ein Produkt, dass für sich steht: In die Private Spas und Chalets kommen Gäste, um drei, vier Tage zu relaxen. Bei vielen anderen Produkten, braucht es jedoch in der Umgebung mehr Infrastruktur, mehr Angebot. Da sind unseres Erachtens die Tourismusorganisationen und -verbände gefordert. Zudem muss jeder Hotelier selbst schauen, was zu ihm, seinen Gästen und seinem Betrieb passt. Wir versuchen beispielsweise auch mit verschiedenen Kooperationen die Nebensaisonen zu beleben. Etwa mit ‚Private Dining‘-Angeboten, wofür wir extra Köche engagieren, die den Gast direkt im Ferienhaus oder der Ferienwohnung bekochen. Überhaupt bietet sich der Bereich der Kulinarik an. Nicht umsonst ist beispielsweise der Herbst in Südtirol sehr gut gebucht, da von Oktober bis Mitte November das Törggelen stattfindet. Wir arbeiten daher auch daran, unseren Gästen Crime-Diner anzubieten. Zudem versuchen wir sportliche Angebote zu schaffen. Zum Beispiel Skitourengehen. Das funktioniert bis in den Frühling hinein – bis Ende April, Anfang Mai.

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