Interview

„Gäste haben Verständnis für Preisanpassungen“

Michael Altewischer
Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts, hält es für richtig, dass Hoteliers die Corona-Kosten einpreisen. (Foto: © Wellness-Hotels & Resorts)
Wie haben sich Wellnessreisen durch die Pandemie verändert? Und welchen Herausforderungen stehen Wellnesshoteliers gegenüber? Diese und weitere Fragen beantwortet Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts.
Montag, 30.08.2021, 12:30 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Die Wellnesshoteliers freuen sich über gute Auslastungen. Die Gäste buchen zwar häufig kurzfristig, dafür aber längere Aufenthalte. Maßnahmen gegen die Ausbreitung von Covid-19 sind in den Häusern etabliert und werden von fast allen Gästen akzeptiert. Der Blick auf den Herbst ist zuversichtlich. Größtes Problem ist nach wie vor der Mitarbeitermangel, der sich durch die Pandemie noch einmal verschärft hat. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Wellness-Hotels & Resorts unter 135 Wellness-Hoteliers aus dem 4- und 5-Sterne Segment aus Deutschland, Österreich und Italien. Weitere Details zu den Umfrageergebnissen erklärt Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts im nachfolgenden Interview.

Herr Altewischer, Anfang des Jahres hat die Umfrage zu den Wellness-Trends 2021 ergeben, dass die Sehnsucht der Gäste nach Wellnessurlaub groß ist. Inzwischen darf seit einigen Wochen wieder verreist werden. Was ist von dieser Sehnsucht übriggeblieben?

Der Wunsch nach Urlaub ist nach wie vor groß. Die Menschen brauchen nach Monaten der Lockdowns dringend einen Tapetenwechsel. Sie möchten sich verwöhnen lassen oder aktiv etwas für die eigene Gesundheit tun. Entsprechend ist die Auslastung der Wellnesshotels aktuell höher oder ähnlich gut wie im Vorjahres-Zeitraum Juni bis August.

Trotz der Urlaubssehnsucht war die Verunsicherung bei den Gästen zuletzt groß. Das führte zu kurzfristig stornierte Reisen – sei es durch Krankheit beziehungsweise Quarantäne der Reisenden selbst oder Beherbergungsverbote. Ist diese Unsicherheit inzwischen gewichen?

Keinesfalls. Die Menschen reisen gerne – allerdings möchten sie flexibel bleiben. Fast die Hälfte der Gäste bucht den Wellnessurlaub spontan. Allen anderen sind kurzfristige Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten wichtig.

Haben Sie in Ihrer Umfrage noch weitere Hinweise auf ein verändertes Buchungs- und Reiseverhalten der Wellnessgäste herausgefunden?

Der Wellnessurlaub ist vom Kurztrip zur Urlaubsreise avanciert. Während der Aufenthalt im Wellnesshotel traditionell der Zweit- oder Dritturlaub ist, ersetzt er im Moment für viele Menschen den großen Jahresurlaub. Wie die gesamte Ferienhotellerie spüren also auch die Wellnesshoteliers den aktuellen Trend, der aufgrund der immer noch unsicheren Lage zu Urlaub im eigenen Land oder in den angrenzenden Regionen geht.

Wie sicher ist der Wellnessurlaub?

Der Urlaub im Wellnesshotel ist sehr sicher. In allen Hotelbereichen werden umfangreiche Hygienemaßnahmen durchgeführt. Viele Wellnesshoteliers haben zusätzlich für mehr Platz in den Restaurantbereichen gesorgt und besonders umfangreiche Maßnahmen zu Hygiene und Abstand im Spa umgesetzt. Außerdem versuchen die Hoteliers, das Virus erst gar nicht in ihre Häuser gelangen zu lassen. Die 3-G-Regel gilt bei Anreise in fast 90 Prozent der Hotels – auch schon bevor dies gesetzlich geregelt wurde. In über der Hälfte der Wellnesshotels können Corona-Schnelltests sogar bei Anreise direkt im Haus durchgeführt werden. Andere haben eine Kooperation mit einem Schnelltest-Anbieter vor Ort.

Und was unternehmen die Hoteliers, um die Gäste vor einer möglichen Ansteckung durch die Mitarbeiter zu schützen?

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Auch bei den Mitarbeitern setzt die Mehrheit der Wellness-Hoteliers auf das Motto: testen, testen, testen. In den allermeisten Häusern werden die Kontrollen zweimal in der Woche direkt vor Ort durchgeführt.

Durch die zusätzlichen Test- und Hygienemaßnahmen entstehen in den Hotels nicht unerhebliche Zusatzkosten. Inwiefern werden diese an die Gäste weitergegeben?

Interessante Frage. Wir haben diese auch an die Hoteliers gestellt: Fast ein Viertel der Befragten hat sich entschlossen, die Corona-Kosten einzupreisen. Ich halte diesen Weg für richtig. Der Aufwand ist da und die Gäste haben grundsätzlich Verständnis für diese Form der Preisanpassungen. Covid-19 wird uns noch länger begleiten und es ist daher sinnvoll, die Zusatzkosten einzukalkulieren.

Mitarbeiter finden und binden – dieses Thema beschäftigt die Branche aktuell mehr denn je. Wie ist die Lage in der Wellness-Hotellerie?

Die in der gesamten Branche eh schon schwierige Situation hat sich durch die Lockdowns noch einmal verschärft. Während der langen Monate des Arbeitsverbots haben sich zahlreiche Fachkräfte umorientiert. Fast zwei Drittel der befragten Wellness-Hoteliers haben während der Lockdowns Mitarbeiter verloren. Diese zu ersetzen ist eine echte Herausforderung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mitarbeiter nach der langen Pause nicht selten eine erneute Einarbeitung benötigen.

Richten wir zum Abschluss den Blick in die nähere Zukunft: Wie sind die Erwartungen für den Herbst?

Ganz klar ist: Es darf keinen weiteren Lockdown geben. Wir brauchen – sowohl von Seiten der scheidenden als auch der neuen Bundesregierung – Planungssicherheit. Die von der Hotellerie vorgelegten Hygienemaßnahmen sind tragfähig. Das RKI hat bestätigt, dass Hotels keine Infektionsherde für Covid-19 sind. Und wir als Gastgeber sind bereit, Verschärfungen zu akzeptieren. Von unseren Gästen benötigen wie im Gegenzug Verständnis, wenn in den Häusern beispielsweise nur noch zwei G – geimpft oder genesen – als Beherbergungs-Voraussetzung anerkannt wird.

Alles in allem befinden wir uns auf dem richtigen Weg. 59 Prozent der Deutschen sind vollständig geimpft. Wenn die nächsten Wochen genutzt werden um die Impfquote auf Mitte 80 Prozent zu steigern, bleiben die Erwartungen an die Herbstsaison auch weiterhin so zuversichtlich, wie sie aktuell sind.

(Wellness-Hotels & Resorts/NZ)

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