Interview

„Die Zukunft der Hotellerie sind Lifestyle-Hotels“

Interior Designer Andreas Neudahm
Interior Designer Andreas Neudahm. (Foto © Neudahm Hotel Interior Design GmbH)
Der europäische Hotelmarkt boomt: Über 440 neue Hotelprojekte sind derzeit europaweit in Bau mit insgesamt 71.000 Hotelzimmern*. Um sich in diesem stark wachsenden Markt gegen Mitbewerber behaupten zu können, brauchen Hotelgruppen Konzepte, die herausstechen und sich gleichzeitig nachhaltig bewähren.
Montag, 03.07.2017, 13:23 Uhr, Autor: Markus Jergler

Neben technischen Gadgets und Neuerungen kommt dem Look & Feel eine immer größere Bedeutung zu – das Design der Häuser und die Markensprache werden zunehmend zum Entscheidungskriterium für Gäste. Experte auf diesem Gebiet ist der international renommierte Interior Designer Andreas Neudahm, der seit mehr als 25 Jahren internationale Projekte verwirklicht.

Sie arbeiten seit über 25 Jahren als Hotel Interior Designer: Was war für Sie die wichtigste Erkenntnis während Ihrer langen Laufbahn?
Andreas Neudahm: Dass sich der Markt rasend schnell weiterentwickelt: Früher ging es bei der Hotellerie nur um die Übernachtung. Heute will der Gast passende Gastronomie, Barmöglichkeiten, den Austausch mit Menschen – er will unterhalten werden. Auch das digitale Zeitalter verändert die Hotellerie. Heute bucht der Gast vor allem über das Internet, er kennt das Hotel und die Zimmer von der Webseite– er weiß vorab, was er bekommt. Den Überraschungseffekt von früher gibt es heute nicht mehr.

Stichwort: Mut zur Nische – würden Sie Hotels dazu raten? Und warum?
Andreas Neudahm: Absolut. Dazu würde ich raten. Allerdings nur, wenn dahinter ein klares Gesamtkonzept von beiden Seiten steht, Designern und Betreibern. Ich kann als Interior-Designer ein Hotel nur so gut planen, wie es später von den Operations betrieben wird.

Wie erkennen Sie bereits heute, was in drei oder vier Jahren noch zeitgenössisch und im Trend sein wird?
Andreas Neudahm: Das hängt stark mit den Materialien, die verfügbar sind, zusammen: Wir gehen auf viele Messen und informieren uns stetig darüber, was in der Zukunft vonseiten der Industrie möglich ist: Was gibt es für Dekorationsstoffe, was für Holzstrukturen, was für andere Oberflächen und Materialien? Die Form des Sessels bleibt meist das Bekannte, es geht vor allem darum, wie man die Braut neu kleidet. Wir spielen mit den neuesten Materialien, die die Industrie hergibt und durch dieses Spiel schaffen wir etwas Neues. Es geht bei meiner Arbeit nicht nur um das Gefühl oder den Glauben, was funktionieren könnte und was nicht. Es geht auch um die Möglichkeiten, die ich habe.

Sind Sie ein Trendsetter?
Andreas Neudahm: Nein. Ich mag Trends nicht. Es wird heutzutage viel zu schnell gesagt, dass etwas ein Trend ist. Aber das ist kurzlebig. Nehmen wir ein Tamagotchi. Das war ein Trend. Bei meiner Arbeit geht es aber darum, etwas Langlebiges zu schaffen, wie beispielsweise das iPad. Es ist professionell, hat eine gute Struktur, ein gutes Design. Im Gegensatz zum Tamagotchi hat es als Gegenstand überdauert, es ist kein Trend. Darum geht es in meinem Job. Ich muss die Grätsche finden, zwischen jetzt und später. Gelingt mir das, greift der Return on Investment: Für jeden Euro, den die Kunden bei mir investieren, gewinnen sie Geld zurück.

Geben Sie uns bitte eine Prognose: Wohin geht es in Sachen Hotel Interior Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren?
Andreas Neudahm: Es wird in der Zukunft noch mehr Lifestyle-Hotels geben. Der Gast wird schneller reisen. Daher braucht er keine zehn Meter lange, schlecht beleuchtete Rezeption, er checkt per Handy ein. Er will keine Minibar, sondern eine Grab & Go-Bar, um sich Getränke mit aufs Zimmer zu nehmen. Er will Flexibilität – und er will unterhalten werden. Einige privat geführte Hotels machen das beispielsweise ganz gut, sie thematisieren den Lifestyle. In diesen Hotels werden die Themen des Mikrokosmos aufgegriffen, Häfen nebenan, der Zoo in der Nähe, Musik, Industrie und Fashion. Das ist Entertainment. Für so etwas braucht es Querdenker, die gleichzeitig einen Sinn für langlebige Produkte haben. Und davon gibt es nicht viele. (MJ)

* (Januar-Report 2017 des Hotel-Marktforschungsunternehmens STR)

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