Poker um Handelskonzern

Steht Metro vor dem Verkauf?

Blick auf die Konzernzentrale der Metro AG in Düsseldorf
Blick auf die Konzernzentrale der Metro AG in Düsseldorf. (Foto: © picture alliance/Rolf Vennenbernd/dpa)
Ein tschechischer Milliardär will den Düsseldorfer Handelskonzern übernehmen. Der Metro-Vorstand sieht „das Unternehmen erheblich unterbewertet“ und will das Angebot jetzt eingehend prüfen.  
Montag, 24.06.2019, 10:00 Uhr, Autor: Kristina Presser

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky will Metro übernehmen. Die Holding EP Global Commerce, die zu 53 Prozent Kretinsky und zu 47 Prozent seinem slowakischen Geschäftspartner Patrik Tkac gehört, unterbreitete in den vergangenen Tagen ein entsprechendes Angebot. Der Düsseldorfer Handelsriese sprach dabei von einer erheblichen Unterbewertung und riet seinen Aktionären, zunächst von einem Verkauf ihrer Anteilsscheine abzusehen.

Zuletzt hielt EP nach Angaben der Metro AG auf ihrer Homepage 10,91 Prozent der Aktien des Handelskonzerns. Im August 2018 war die Holding bei Metro mit einem Anteil von 7,3 Prozent eingestiegen. Inzwischen hat sich EP über Aktienkäufe und Kaufoptionen bereits den Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Anteile gesichert. Das Übernahmeangebot habe das Ziel, „einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sicherzustellen, der EP Global Commmerce die volle operative Kontrolle gibt“, teilte EP mit. EP bietet für die Stammaktien der Metro AG 16,00 Euro und für die Vorzugsaktien 13,80 Euro. Das entspreche einem Eigenkapitalwert von 5,8 Milliarden Euro.

Kein radikaler Umbau bei Metro geplant

Der Xetra-Schlusskurs der Stammaktie lag am Freitag bei 15,55 Euro. Metro wies darauf hin, dass der Angebotspreis damit eine Prämie von ungefähr drei Prozent enthalte. Der Vorstand sei überzeugt, dass die Offerte „das Unternehmen erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert“. Vorstand und Aufsichtsrat würden das Angebot sorgfältig prüfen und nach Vorlage der Unterlagen dazu Stellung nehmen. Wie EP angibt, habe es die „volle Unterstützung des Hauptaktionärs Haniel“, der 15,2 Prozent hält. Großaktionäre sind außerdem die Meridian Stiftung (14,19 Prozent), die Beisheim Holding (6,56 Prozent) sowie Ceconomy (6,39 Prozent). Im Streubesitz befinden sich nach Metro-Angaben 46,76 Prozent.

Ein radikaler Umbau bei Metro mit seinen rund 146.000 Mitarbeitern sei laut EP mit Sitz in Grünwald bei München nicht geplant. In dem Übernahmeangebot heißt es: „Es ist nicht beabsichtigt, die derzeit bestehenden Metro-Märkte in Deutschland oder anderen Kernmärkten der Metro Group zu schließen oder Arbeitsplätze in größerem Umfang abzubauen.“ Auch sollen bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland nicht gekündigt werden.

Metro betrieb im vorigen Herbst 771 Märkte in 26 Ländern – davon waren 103 Standorte in Deutschland. Das Unternehmen ringt unter anderem mit Problemen bei der Supermarktkette Real und zurückgehenden Umsätzen in Russland. Die Metro AG war 2017 aus der Aufspaltung der Metro Group hervorgegangen, der andere Teil ist Ceconomy als Holdinggesellschaft der Elektronikeinzelhändler Media Markt und Saturn. (dpa/KP)

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