Mahlzeit!

Rheinland-Pfalz und seine Kantinen

Spaghetti Bolognese
Spaghetti Bolognese ist weiterhin ein Spitzenreiter in Kantinen. (Foto: Dash/stock.adobe.com)
Längst ist die Betriebsgastronomie mehr als ein Ort der Sättigung. Sie ist Ausdruck unternehmerischer Verantwortung, ein Gradmesser für den kulinarischen Zeitgeist – und zunehmend ein Faktor in der Klimabilanz.
Dienstag, 02.09.2025, 08:06 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Bei Basf in Ludwigshafen zum Beispiel gleicht die Kantinenlandschaft einer Kleinstadt: Zehn Betriebsgaststätten, Platz für 3.400 Menschen, täglich rund 7.500 ausgegebene Mahlzeiten. Im Sommer kommen 600 Terrassenplätze hinzu. Gekocht wird frisch, neben klassischen Fleischgerichten stehen vegane und vegetarische Alternativen auf dem Menü, wie der größte Arbeitgeber im Bundesland mitteilt. Die Zutaten stammen, soweit möglich, aus der Region.

Weniger Fleisch, mehr Haltung

Spitzenreiter ist ein Traditionsgericht: Spaghetti Bolognese mit Rinderhack und geriebenem Käse (4,50 Euro). Auf Platz zwei: der Freitags-Fisch – paniertes Seelachsfilet mit Kartoffelsalat. Der Chemiekonzern misst nicht nur die Zahl der Mahlzeiten, sondern auch deren CO₂-Fußabdruck, wie eine Sprecherin sagt: Seit 2020 konnten die Emissionen pro Teller um 20 Prozent reduziert werden. Möglich wird dies auch durch den Trend zu fleischfreien Gerichten. Für die Mitnahme des Essens habe man eine Alternative zu Einweggeschirr eingeführt.

Auch bei Daimler Truck in Wörth spiegelt die Kantine mit 690 Sitzplätzen den Zeitgeist. Der „Big Benz Burger“ ist ein Verkaufsschlager – bis zu 700 Portionen täglich werden ausgegeben, wie das Unternehmen mitteilt. Daneben zählen Geflügel-Gyros mit Zaziki sowie Pommes zu den Favoriten. Gleichwohl steigt die Nachfrage nach vegetarischen Alternativen, etwa asiatische Gemüse-Currys mit Naan-Brot.

Schnitzel-Donnerstag und Freitags-Fisch

Ergänzt wird das Angebot täglich durch mindestens ein vegetarisches Menü sowie ein vielfältiges Salat- und Gemüsebuffet. Gekocht wird im großen Stil: 1.200 Hauptgerichte mittags, weitere 350 abends. Das Angebot werde stetig weiterentwickelt, unter anderem in Bezug auf Kundenwünsche, hieß es.

Bei Gerolsteiner Brunnen liegt die Betriebsgastronomie in eigener Hand: Das Restaurant mit 160 Sitzplätzen wird vom Unternehmen selbst betrieben. Auf dem Speiseplan stehen täglich ein vegetarisches und zwei Fleischgerichte sowie ein Salatbuffet. «Besonders beliebt ist Currywurst mit Pommes, dicht gefolgt vom donnerstags servierten Schnitzel», sagt Simon Jardin, Koordinator Betriebsrestaurant Gerolsteiner Brunnen.

Die Öffnungszeiten sind großzügig bemessen: von 6.00 bis 20.30 Uhr. „Für die Zubereitung verwenden wir, wo immer möglich, regionale Zutaten“, betont Jardin. „Wir servieren täglich etwa 250 bis 300 Hauptgerichte. Hinzu kommen belegte Brötchen, süße Teilchen, Snacks und Eis.“ Die Getränke sind in dem Getränkeunternehmen kostenlos. 

Auch bei Debeka in Koblenz ist der Wandel spürbar. Die Versicherungsgruppe beobachtet ein verändertes Essverhalten – weniger Fleisch, mehr vegetarische und internationale Gerichte. Ein neues Konzept mit vier Themenstationen ist die Antwort: Gesund & Fit (vegetarisch/vegan), Heimatküche (regional), Pizza & Pasta (mediterran) und Weltküche. Rund 589 Essen am Tag gehen raus.

KSB liebt SchniPoSa

Die Preise sind moderat, wie Debeka mitteilt: Farfalle mit Tomaten-Frischkäse-Sauce kosten 4,40 Euro, mit Hähnchenbeilage 2,65 Euro zusätzlich. „Im Betriebsrestaurant haben wir aktuell 324 Sitzplätze. In der Cafeteria 132, davon 48 im Raucherbereich. Im Außenbereich kommen wir auf 90 Sitzplätze.“ Zu den beliebtesten Gerichten gehören Currywurst, Schnitzel und Pizza.

Bei der Pumpenfirma KSB in Frankenthal zeigt sich ein ähnliches Bild.
Sehr gefragt: Schnitzel mit Pommes und Salat – kurz: SchniPoSa. Auch Brat- und Currywurst gehören zu den Favoriten. „Wenn die Favoriten angeboten werden, weiß der Küchenchef: 70 Prozent der Esser wählen SchniPoSa oder eben die Wurst, 30 Prozent wählen ein anderes Essen“, erzählt eine Sprecherin.

Gleichzeitig steige die Nachfrage nach fleischlosen und leichten Gerichten. Platz ist ausreichend vorhanden: Die Kantine bietet 450 Sitzplätze, ein Rindergulasch mit Spätzle kostet 4,50 Euro. KSB investiert aktuell rund zehn Millionen Euro in die Modernisierung seines Betriebsrestaurants in Frankenthal.

Was sagt ein Sternekoch dazu?

Die Tour d’Horizon zeigt: Kantinen werden immer mehr zu Orten, an denen nicht nur gegessen, sondern auch ein Stück Zukunft mitgestaltet wird. Wie nimmt ein Experte wie der in Mainz geborene Küchenchef Tristan Brandt das wahr? „Als Deutschlands einst jüngster Zwei-Sterne-Koch sehe ich die Betriebsgastronomie als Spiegelbild einer Gesellschaft“, sagt der 40-Jährige. „Hier entscheiden Geschmack, Qualität und Verantwortung jeden Tag neu.“

Gutes Essen für Mitarbeiter sei kein Luxus, sondern Grundlage für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Motivation. „Qualität muss auch in einer Kantine erreichbar sein“, betont der Spitzenkoch, der 2017 für seine Arbeit im Mannheimer ‚Opus V‘ im Guide Michelin mit zwei Sternen geführt worden war.

„Mit nachhaltigen Einkaufswegen, sorgfältiger Speisenauswahl und Zubereitung“, sagt Brandt, „beweisen die meisten Betriebe, dass gutes, ehrliches Essen auch unter Budgetbedingungen gelingt.“

(dpa/SAHO)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Essensausgabe in einer Kantine
Verordnung
Verordnung

Neues Bio-Label für Kantinen und Co. auf den Weg gebracht

Der Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV) soll für Verbraucher künftig auf einen Blick erkennbar sein. Nach einem Plan der Bundesregierung sollen daher Kantinen, Mensen und andere Einrichtungen ihren Einsatz für eine nachhaltige Verpflegung mit einem dreistufigen Label freiwillig kenntlich machen.
Karl Lauterbach
Vegetarier
Vegetarier

Karl Lauterbach geht in Kantinen leer aus

Buletten, Weißwürste und Senftöpfe – an all diesen Speisen findet Karl Lauterbach keinen Gefallen. Doch was will der Gesundheitsminister stattdessen?
Gereon Haumann
Übernachtungssteuer
Übernachtungssteuer

Keine Bettensteuer in Kaiserslautern – Dehoga Rheinland-Pfalz begrüßt die Entscheidung

Kaiserslautern verzichtet auf die Bettensteuer. Der Dehoga Rheinland-Pfalz spricht von einem starken Signal für Wettbewerbsfähigkeit, Planungssicherheit und den Tourismus in der Region.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt
Neue Impulse
Neue Impulse

Neue Tourismusstrategie für Rheinland-Pfalz

Die Bundesgartenschau ist für 2029 im Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal geplant. Auch auf dieses Großereignis zielt die rheinland-pfälzische Tourismusstrategie.
Gereon Haumann
Mehrwertsteuer
Mehrwertsteuer

Dehoga will Klarheit bei Steuerplänen

Der rheinland-pfälzische Dehoga-Landeschef fordert von Bund und Ländern eine schnelle Entscheidung über die Mehrwertsteuer und Pendlerpauschale – sonst drohten Hunderte Betriebsschließungen.
Speisekarte
Ratgeber
Ratgeber

Lebensmittelkennzeichnung in Gastronomie und Catering

Allergene, Zusatzstoffe und Herkunftsangaben – was auf verpackten Lebensmitteln längst gesetzlich geregelt ist, gilt auch für Restaurants, Kantinen und Cateringbetriebe. Klare, korrekte Angaben schaffen nicht nur Rechtssicherheit, sondern stärken auch das Vertrauen der Gäste. Ein Überblick über die wichtigsten Pflicht- und freiwilligen Angaben auf Speisekarten.
Porträt von Gereon Haumann
Rheinland-Pfalz
Rheinland-Pfalz

Dehoga äußert Kritik an kommunaler Verpackungssteuer

Mainz diskutiert über eine Verpackungssteuer. Der Dehoga Rheinland-Pfalz hält das für den falschen Weg. Statt Abgaben will der Verband auf flächendeckende, einfache Mehrwegsysteme setzen, die Einwegverpackungen überflüssig machen.
Zimmer im neuen Jufa Hotel
Hoteleröffnung
Hoteleröffnung

Jufa Hotel in Bernkastel-Kues eröffnet

Die österreichische Hotelgruppe hat am 1. Juli 2025 ihr neuestes Familienhotel eröffnet: Das Jufa Hotel Bernkastel-Kues wird das größte Hotel der Stadt in Rheinland-Pfalz und ist durch die Revitalisierung einer ehemaligen Realschule entstanden. 
Ausgezeichnete Gastgeber vor Dehoga-Gebäude
Auszeichnung
Auszeichnung

Dehoga Rheinland-Pfalz: 31 Gastgeber ausgezeichnet

Bei der Hotelklassifizierung in Bad Kreuznach wurden in diesem Jahr 31 gastgewerbliche Betriebe ausgezeichnet, manche davon sogar mehrfach. Neben der Sterneklassifizierung wurden auch Umweltauszeichnungen und Auszeichnungen an Top-Ausbildungsbetriebe vergeben.