Kommentar

Neid muss man sich erarbeiten

Juan Amador
Jetzt hat Österreich mit Juan Amador endlich den ersten 3-Sterne-Koch – und diese Entscheidung sorgt bei manchen erst recht wieder für Diskussionen. (© Helge Kirchberger)
Nachdem die erste Euphorie über den 3. Stern für Juan Amador verflogen ist melden sich die ersten Kritiker zu Wort. Alles andere wäre auch ein Wunder gewesen.
Freitag, 29.03.2019, 10:48 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Eigentlich hätte man Wetten darauf abschließen können: Seit vielen Jahren fragt sich die Branche in Österreich, woran es liegt, dass hierzulande noch nie ein dritter Michelinstern verliehen wurde. Auch HOGAPAGE hat diese Frage vor wenigen Wochen Ralf Flinkenflügel, dem Direktor des Guide Michelin Deutschland & Schweiz gestellt. Jetzt ist der Bann gebrochen, die Sensation ist perfekt, in Österreich gibt es das erste 3-Sterne-Restaurant – und prompt kommen nach der ersten Euphorie auch die ersten Kritiker aus der Deckung. Einhelliger Tenor: Es ist ja super, dass Österreich endlich einen 3-Sterne-Koch hat, Gratulation an Juan Amador – aaaaber: Warum eigentlich grad der Amador? Wir haben doch auch einen Mraz, einen Filippou und vor allem einen Reitbauer, die eben „österreichischer“ kochen, während Amador den internationalen Stil pflegt, den man so auch in Paris finden würde. Und ganz klein zwischen den Zeilen – wenn auch nicht explizit ausgesprochen – schwingt der Vorwurf mit: „Na super, wir haben so tolle Köche und jetzt ist es just ein Deutscher, der uns zeigt, wie man auf 3-Sterne-Niveau kocht…“ Für Kabarettist Florian Scheuba ist diese Bewertung gar „ein Offenbarungseid für den Guide Michelin, weil er zeigt, dass er mittlerweile fachlich irrelevant ist“.

In all diesen Reaktionen zeigt sich erstens die Wahrheit des Spruches „Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten“ und zweitens offenbart sie einen tiefen Blick in die österreichische Seele und das österreichische Habitat, wo innerhalb der kleinen Branche jeder jeden kennt, man sich gegenseitig wertschätzt und auf die Schulter klopft und Zurufe von außen, die dem heimischen Common-Sense widersprechen, nur höchst widerwillig akzeptiert werden.

Kritiken sind immer subjektiv
Doch in Wirklichkeit ist es so, dass jede Kritik, jede Bewertung höchst subjektiv und Anlass für Diskussionen ist. Vor vielen Jahren machte in der Branche mal das Gerücht die Runde, dass Walter Eselböck ein Kandidat für den 3. Stern sei. Es blieb ein Gerücht. Jetzt wird seit langem Heinz Reitbauer als potentieller 3-Sterne-Koch gehandelt und es wird doch ein anderer. Ebenso kann man diskutieren, warum Konstantin Filippou die 4. Haube bekommt und Markus Mraz nicht. Und auch dass Juan Amador im Gault Millau „nur“ mit drei Hauben bewertet wird, zeigt nicht, dass einer der beiden Guides falsch liegt, sondern nur, dass offensichtlich die Bewertungskriterien andere sind.

In diesem Sinne: Herzliche Gratulation an Juan Amador. Für den Kulinarikstandort Wien ist die Auszeichnung jedenfalls auch ein Gewinn. Und nach dem Guide ist außerdem vor den Guide: Vielleicht schafft es 2020 ja ein anderer (auch) in die Top-Liga. Sollte das dann allerdings just Silvio Nickol sein, könnte es lustig werden…

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