Umfrage

Mehrheit der Deutschen für 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie

Gruppe beim Essen im Restaurant
81,8 Prozent der Befragten ist der Meinung, dass der verringerte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie beibehalten werden soll. (Foto: © djile/stock.adobe.com)
Sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder auf 19 Prozent angehoben werden, könnte dies verheerende Folgen für die Gastronomie haben. Das befürchtet auch eine Mehrheit der Deutschen. Sie ist der Meinung, dass die 7-Prozent-Mehrwertsteuer in der Gastronomie beibehalten werden sollte. Dies verdeutlicht eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Metro AG.
Montag, 25.09.2023, 12:53 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Fast drei Viertel der Menschen in Deutschland befürchten ein weiteres Gastronomiesterben bei einer Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants, Gaststätten und Cafés. Zugleich betonen rund 90 Prozent die große Bedeutung der Gastronomie für attraktive Innenstädte und eine lebendige Gesellschaft. Entsprechend befürwortet die große Mehrheit der Deutschen mit über 80  Prozent eine Beibehaltung des verringerten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie.

Sollte die Mehrwertsteuer dennoch auf 19 Prozent angehoben werden, wäre mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) nicht bereit oder in der Lage, für das Essengehen mehr Geld zu bezahlen. Damit gerieten die Umsätze bzw. Margen der Gastronomie weiter unter Druck. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Metro AG hervor, die im August 2023 rund 10.000 Bundesbürger zur aktuellen Situation der Gastronomie befragt hat.

„Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie“

„Die Studie zeigt: Die Deutschen wertschätzen die Gastronomie und haben zugleich große Sorgen, dass immer mehr Betriebe aufgrund des wirtschaftlichen Drucks schließen müssen“, sagt Dr. Steffen Greubel, CEO der Metro AG. „Die Branche hat aufgrund der massiven Inflation von Lebensmitteln, Energiepreisen und Löhnen die Belastungsgrenze erreicht – und auch viele Bürger können oder wollen sich weitere Preisanstiege beim Essengehen nicht mehr leisten. Eine Rückkehr zu 19 Prozent Mehrwertsteuer wäre nicht nur ein Stoß ins Herz der Gastronomie mit fast 2 Mio. Beschäftigten in Deutschland, die die Politik während der Pandemie gerade noch gerettet hat. Es wäre auch ein Stoß ins Herz unserer Innenstädte und ländlichen Regionen, denn mit der Gastronomie verschwinden auch wertvolle Orte des Austauschs und der Begegnung.“

Dr. Steffen Greubel erklärt weiter: „Zugleich würde dadurch die steuerliche Ungleichbehandlung von Lebensmitteln zementiert – denn Lieferservices und Take-away werden weiterhin nur mit 7 Prozent besteuert, und in fast allen europäischen Nachbarländern sind Lebensmittel steuerlich gleichgestellt. Dieser deutsche Sonderweg ist nicht nachvollziehbar und schafft klare Fehlanreize. Deshalb treten wir dafür ein, den reduzierten Mehrwertsteuersatz für die Speisegastronomie dauerhaft beizubehalten.“

Die Ergebnisse im Detail

Fast Dreiviertel (74 Prozent) und damit die große Mehrheit der Bevölkerung sorgt sich darum, dass es aufgrund des wirtschaftlichen Drucks künftig weniger Gastronomiebetriebe geben wird als heute; 18,9 Prozent sorgen sich nicht darum und 7,1 Prozent sind unentschieden.

Sachsen (82,1 Prozent), Thüringen (81,8 Prozent), Sachsen-Anhalt (77,4 Prozent) und Baden-Württemberg (76,7 Prozent) sind die Bundesländer mit den höchsten Zustimmungswerten. Die größten Sorgen machen sich dabei die Altersgruppen der 50- bis 60-Jährigen (76,2 Prozent) sowie der 30- bis 39-Jährigen (74,9 Prozent); Kaufkraft spielt hierbei keine Rolle.

Die absolute Mehrheit (91,9 Prozent) der Deutschen findet, dass die Gastronomie eine sehr wichtige oder wichtige Rolle für attraktive Innenstädte und Regionen spielt; nur 4,2 Prozent finden das nicht und 3,9 Prozent der Befragten sind unentschieden. Die Zustimmungswerte in den 16 Bundesländern sind hierbei einheitlich hoch, angeführt von Bayern (93,9  Prozent). Auch sind sich alle Altersgruppen darüber einig. Zudem sind die Zustimmungswerte unabhängig vom Familienstand (Single, verheiratet oder geschieden) und von der beruflichen Stellung und Kaufkraft.

Ebenfalls finden 89,3 Prozent der Menschen, dass die Gastronomie eine sehr wichtige oder wichtige Rolle für eine lebendige Gesellschaft einnimmt; 5,4 Prozent finden, dass die Gastronomie dazu eher nicht beiträgt und 5,3 Prozent haben keine klare Position. Ostdeutschland, Bayern und Baden-Württemberg sind Vorreiter bei den Befürwortern mit rund 90 Prozent Zustimmungsraten; bei den Altersgruppen kommt die stärkste Zustimmung von der Altersgruppe 55 Plus.

Eine deutliche Mehrheit (81,8 Prozent) der Befragten ist der Meinung, dass der verringerte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Speisen in der Gastronomie beibehalten werden soll, 11,4 Prozent sind dagegen und 6,8 Prozent unentschieden. Die höchsten Zustimmungswerte kommen aus Thüringen und Sachsen-Anhalt mit knapp 90 Prozent; Verheiratete und Geschiedene stimmen eher zu als Singles.

Zugleich wäre mehr als die Hälfte der Befragten (59,3 Prozent) nicht oder eher nicht bereit, mehr fürs Essengehen zu bezahlen, sollte die Mehrwertsteuer wieder erhöht werden; 27,4 Prozent würden auf jeden Fall oder eher mehr bezahlen, 13,3 Prozent sind bei der Frage unentschieden. Deutschlandweit sind dabei die Befragten in Sachsen am wenigsten bereit (72,2 Prozent), mehr Geld auszugeben, und vor allem die 18- bis 29-Jährigen scheuen eine Preiserhöhung (64,9 Prozent). Auch sind Frauen (62,9 Prozent) weniger zu Preisaufschlägen bereit als Männer.

Über die Umfrage

Civey hat für die Metro AG im August 2023 online 10.000 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 (Gesamtergebnis) erhoben worden.

Alle Daten wurden im Civey-eigenen Panel mit verifizierten Teilnehmenden erhoben. Ergebnisse auf Bundesebene sind nach offiziellen Bevölkerungsdaten gewichtet. Regionale Ergebnisse unterhalb der Bundesebene sind ebenfalls nach offiziellen Bevölkerungsdaten gewichtet und werden zusätzlich in Kombination mit einem umfassenden regionalen Variablenset bis auf Landkreisebene mit so genannten Small Area Methoden modelliert.

(ots/Metro/SAKL)

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