Foodji: „Wir wollen gesunde Betriebsverpflegung zum Standard machen“

Herr von Canal, herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Erweiterung Ihrer Series-A-Finanzierung. Wie wichtig ist die Beteiligung des Kharis Food Tech Fund für Foodji und welche strategischen Vorteile versprechen Sie sich davon?
Kharis Capital, die den Kharis Food Tech Fund managen, sind für uns ein extrem wichtiger Partner, nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Expertise in den Bereichen Food Tech und Supply Chain Management. Auch uns geht es darum, alle Schritte entlang der Wertschöpfungskette effizient und nachhaltig zu managen – nur so können wir Menschen frisches und gesundes Essen in Restaurantqualität zur Verfügung stellen – und zwar genau dann und dort, wo sie es brauchen. Das funktioniert mit einer automatisierten Supply Chain und einer eigens entwickelten, KI-gestützten Technologieplattform. In Kombination ermöglicht dies eine bedarfsgerechte Mengenplanung, die Food Waste auf ein Minimum reduziert.
Wie genau planen Sie, das zusätzliche Kapital zu nutzen?
Übergeordnetes Ziel ist es, weiter zu skalieren: Wir wollen unsere Marktpräsenz ausbauen, um noch mehr Unternehmen eine flexible und kostengünstige Betriebsverpflegung anbieten zu können. Das soll aber im Einklang mit unseren Nachhaltigkeitszielen geschehen. Das frische Kapital werden wir daher nutzen, um die operative Effizienz entlang unserer Lieferkette weiter zu erhöhen und die einzelnen Prozessschritte zu optimieren – von der KI-gestützten Planung über die regionalen Partner, die Speisenverpackung und -lieferung bis hin zur Befüllung der Foodjis sowie die Weitergabe übriggebliebener Lebensmittel an lokale Initiativen.
Über Daniel von Canal
Daniel von Canal ist Co-Founder und Managing Director des Münchner Food-Tech-Unternehmens Foodji, dem Spezialisten für Essen am Arbeitsplatz. Foodji bietet eine intelligente Versorgungslösung in Form von Essensautomaten, die frisches und rund um die Uhr verfügbares Essen bereitstellen. Der Fokus liegt dabei auf KMU ohne Kantine. Vor der Gründung von Foodji arbeitete Daniel von Canal als Investor im Private-Equity-Bereich und als Unternehmensberater.
Inwiefern hat sich der Markt der Betriebsgastronomie in den letzten Jahren verändert? Was bedeutet das für die Betriebsgastronomie?
Zum einen herrscht in der Betriebsgastronomie Personalmangel, wodurch es immer schwieriger wird, qualifizierte Fachkräfte für den Kantinenbetrieb zu finden. Zum anderen haben sich in Folge der Pandemie bei vielen Unternehmen hybride Arbeitskonzepte etabliert, sodass dort weniger Menschen zu verpflegen sind, deren Präsenz zudem unregelmäßiger und schlechter planbar wird. Vor diesem Hintergrund ist die klassische Kantine für immer weniger Arbeitgeber rentabel. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs wächst der Kosten- und Effizienzdruck in der Betriebsverpflegung weiter – oft sind Kantinenschließungen die Folge. Und zu guter Letzt sehen sich Unternehmen mit der Gen Z einer neuen Arbeitnehmergeneration gegenüber, die völlig neue Ansprüche an die Betriebsverpflegung mitbringt und erwartet, dass ihnen der Arbeitgeber ein frisches und gesundes Angebot macht.
Wie sollte die Betriebsgastronomie Ihrer Meinung nach auf diese Veränderungen reagieren?
Auf keinen Fall sollten Unternehmen die Verpflegung für ihre Beschäftigten aus Kostengründen streichen. Denn gesunde Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil für das Wohlbefinden, stärkt die Mitarbeiterbindung und steigert die Arbeitsplatzattraktivität. Das haben mittlerweile drei Befragungen unter unseren Kunden mit je über 1.000 Teilnehmern bestätigt. In der letzten Erhebung gab vergangenes Jahr außerdem jeder zweite an, ein Essensangebot am Arbeitsplatz sei für ihn ein Anreiz, ins Büro zu kommen – von den unter 28-Jährigen waren es sogar 63 Prozent. Arbeitgeber brauchen flexible Lösungen, die sich an hybride Arbeitsmodelle anpassen und Beschäftigten eine frische und gesunde Versorgung ermöglichen – und das rund um die Uhr, denn auch Mitarbeiter im Schichtbetrieb müssen berücksichtigt werden.
Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach dabei intelligente Essensautomaten?
In Deutschland gibt es schätzungsweise 8.000 bis 9.000 Betriebsrestaurants mit eigener Küche – in der Regel in großen Unternehmen, denn für kleinere rechnet sich eine Kantine meist nicht. Genau hier setzen wir an: Mit Foodji erreichen wir rund 100.000 KMU, die von den bisherigen Lösungen nicht abgedeckt sind. Zugleich ist das automatisierte Konzept günstiger als eine personalbetriebene Kantine oder ein Bistro. Durch ein Vor-Ort-Angebot sparen Mitarbeiter Zeit bei der Essensbeschaffung und können so ihre Pause besser nutzen – dadurch bleibt mehr Raum für Ruhe und Erholung. Die schnelle Verfügbarkeit frischer Mahlzeiten macht es außerdem einfacher, sich gesund zu ernähren. Eine Studie der Techniker Krankenkasse hat 2023 gezeigt, dass bei 43 Prozent der Befragten Zeitmangel ein entscheidender Grund dafür ist, dass gute Ernährungsvorsätze scheitern. In Unternehmen mit Betriebsrestaurant wiederum können intelligente Automaten außerdem eine Ergänzung sein, um das Team auch außerhalb der Kantinenöffnungszeiten verpflegen zu können.
Ihr Fazit: Wie sehen Sie die Zukunft der Betriebsgastronomie?
Mit Blick auf den Fachkräftemangel, den demografischen Wandel und die sich verändernden Ansprüche der nachrückenden Arbeitnehmergeneration verändert sich die Rolle der Betriebsverpflegung: Essen ist kein Benefit, sondern etwas Essenzielles. Doch während fast jedes Unternehmen eine Kaffeemaschine hat, fehlt eine gesunde Betriebsverpflegung in den meisten. Rund 100.000 KMU ermöglichen wir nun erstmalig, ihren Teams eine vollwertige Verpflegungsmöglichkeit anzubieten. Essen am Arbeitsplatz wird zum Standard werden, genau wie Kaffee. Arbeitgeber, die kein entsprechendes Angebot machen, werden im War for Talents perspektivisch das Nachsehen haben.
Und wo sehen Sie dabei Foodji in der Zukunft?
Mit der neuen Finanzierung bauen wir unsere führende Position am deutschen Markt weiter aus. Unser Ziel ist, die bestehende Versorgungslücke im deutschen Mittelstand zu schließen. Wir wollen gesunde Betriebsverpflegung zum Standard machen – und zwar in Unternehmen jeder Größe.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr von Canal!
(SAKL)