HOGAPAGE-Interview

Foodji: „Wir wollen gesunde Betriebsverpflegung zum Standard machen“

Mitarbeiter am Essenstisch
Foodji will allen Beschäftigten eine gesunde und frische Verpflegung am Arbeitsplatz zugänglich machen. (Foto: © Foodji Marketplace GmbH)
Die Betriebsverpflegung ist im Wandel. Wachsender Kosten- und Effizienzdruck führen oft zu Kantinenschließungen. Foodji will mit intelligenten Essensautomaten die Mitarbeiterverpflegung weiterhin sicherstellen und hat dafür eine Series-A-Finanzierung von 28 Millionen US-Dollar erhalten. Daniel von Canal, Geschäftsführer und Mitgründer von Foodji, erklärt im Interview, wie das Kapital genutzt werden soll und welche Zukunft die Betriebsverpflegung erwartet.
Freitag, 16.05.2025, 13:04 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Daniel von Canal
Daniel von Canal ist Geschäftsführer und Mitgründer von Foodji. (Foto: © Foodji Marketplace GmbH)

Herr von Canal, herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Erweiterung Ihrer Series-A-Finanzierung. Wie wichtig ist die Beteiligung des Kharis Food Tech Fund für Foodji und welche strategischen Vorteile versprechen Sie sich davon?

Kharis Capital, die den Kharis Food Tech Fund managen, sind für uns ein extrem wichtiger Partner, nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Expertise in den Bereichen Food Tech und Supply Chain Management. Auch uns geht es darum, alle Schritte entlang der Wertschöpfungskette effizient und nachhaltig zu managen – nur so können wir Menschen frisches und gesundes Essen in Restaurantqualität zur Verfügung stellen – und zwar genau dann und dort, wo sie es brauchen. Das funktioniert mit einer automatisierten Supply Chain und einer eigens entwickelten, KI-gestützten Technologieplattform. In Kombination ermöglicht dies eine bedarfsgerechte Mengenplanung, die Food Waste auf ein Minimum reduziert.

Wie genau planen Sie, das zusätzliche Kapital zu nutzen?

Übergeordnetes Ziel ist es, weiter zu skalieren: Wir wollen unsere Marktpräsenz ausbauen, um noch mehr Unternehmen eine flexible und kostengünstige Betriebsverpflegung anbieten zu können. Das soll aber im Einklang mit unseren Nachhaltigkeitszielen geschehen. Das frische Kapital werden wir daher nutzen, um die operative Effizienz entlang unserer Lieferkette weiter zu erhöhen und die einzelnen Prozessschritte zu optimieren – von der KI-gestützten Planung über die regionalen Partner, die Speisenverpackung und -lieferung bis hin zur Befüllung der Foodjis sowie die Weitergabe übriggebliebener Lebensmittel an lokale Initiativen.

Über Daniel von Canal

Daniel von Canal ist Co-Founder und Managing Director des Münchner Food-Tech-Unternehmens Foodji, dem Spezialisten für Essen am Arbeitsplatz. Foodji bietet eine intelligente Versorgungslösung in Form von Essensautomaten, die frisches und rund um die Uhr verfügbares Essen bereitstellen. Der Fokus liegt dabei auf KMU ohne Kantine. Vor der Gründung von Foodji arbeitete Daniel von Canal als Investor im Private-Equity-Bereich und als Unternehmensberater. 

Inwiefern hat sich der Markt der Betriebsgastronomie in den letzten Jahren verändert? Was bedeutet das für die Betriebsgastronomie?

Zum einen herrscht in der Betriebsgastronomie Personalmangel, wodurch es immer schwieriger wird, qualifizierte Fachkräfte für den Kantinenbetrieb zu finden. Zum anderen haben sich in Folge der Pandemie bei vielen Unternehmen hybride Arbeitskonzepte etabliert, sodass dort weniger Menschen zu verpflegen sind, deren Präsenz zudem unregelmäßiger und schlechter planbar wird. Vor diesem Hintergrund ist die klassische Kantine für immer weniger Arbeitgeber rentabel. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs wächst der Kosten- und Effizienzdruck in der Betriebsverpflegung weiter – oft sind Kantinenschließungen die Folge. Und zu guter Letzt sehen sich Unternehmen mit der Gen Z einer neuen Arbeitnehmergeneration gegenüber, die völlig neue Ansprüche an die Betriebsverpflegung mitbringt und erwartet, dass ihnen der Arbeitgeber ein frisches und gesundes Angebot macht. 

Wie sollte die Betriebsgastronomie Ihrer Meinung nach auf diese Veränderungen reagieren?

Auf keinen Fall sollten Unternehmen die Verpflegung für ihre Beschäftigten aus Kostengründen streichen. Denn gesunde Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil für das Wohlbefinden, stärkt die Mitarbeiterbindung und steigert die Arbeitsplatzattraktivität. Das haben mittlerweile drei Befragungen unter unseren Kunden mit je über 1.000 Teilnehmern bestätigt. In der letzten Erhebung gab vergangenes Jahr außerdem jeder zweite an, ein Essensangebot am Arbeitsplatz sei für ihn ein Anreiz, ins Büro zu kommen – von den unter 28-Jährigen waren es sogar 63 Prozent. Arbeitgeber brauchen flexible Lösungen, die sich an hybride Arbeitsmodelle anpassen und Beschäftigten eine frische und gesunde Versorgung ermöglichen – und das rund um die Uhr, denn auch Mitarbeiter im Schichtbetrieb müssen berücksichtigt werden.  

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach dabei intelligente Essensautomaten?

In Deutschland gibt es schätzungsweise 8.000 bis 9.000 Betriebsrestaurants mit eigener Küche – in der Regel in großen Unternehmen, denn für kleinere rechnet sich eine Kantine meist nicht. Genau hier setzen wir an: Mit Foodji erreichen wir rund 100.000 KMU, die von den bisherigen Lösungen nicht abgedeckt sind. Zugleich ist das automatisierte Konzept günstiger als eine personalbetriebene Kantine oder ein Bistro. Durch ein Vor-Ort-Angebot sparen Mitarbeiter Zeit bei der Essensbeschaffung und können so ihre Pause besser nutzen – dadurch bleibt mehr Raum für Ruhe und Erholung. Die schnelle Verfügbarkeit frischer Mahlzeiten macht es außerdem einfacher, sich gesund zu ernähren. Eine Studie der Techniker Krankenkasse hat 2023 gezeigt, dass bei 43 Prozent der Befragten Zeitmangel ein entscheidender Grund dafür ist, dass gute Ernährungsvorsätze scheitern. In Unternehmen mit Betriebsrestaurant wiederum können intelligente Automaten außerdem eine Ergänzung sein, um das Team auch außerhalb der Kantinenöffnungszeiten verpflegen zu können.

Ihr Fazit: Wie sehen Sie die Zukunft der Betriebsgastronomie?

Mit Blick auf den Fachkräftemangel, den demografischen Wandel und die sich verändernden Ansprüche der nachrückenden Arbeitnehmergeneration verändert sich die Rolle der Betriebsverpflegung: Essen ist kein Benefit, sondern etwas Essenzielles. Doch während fast jedes Unternehmen eine Kaffeemaschine hat, fehlt eine gesunde Betriebsverpflegung in den meisten. Rund 100.000 KMU ermöglichen wir nun erstmalig, ihren Teams eine vollwertige Verpflegungsmöglichkeit anzubieten. Essen am Arbeitsplatz wird zum Standard werden, genau wie Kaffee. Arbeitgeber, die kein entsprechendes Angebot machen, werden im War for Talents perspektivisch das Nachsehen haben.

Und wo sehen Sie dabei Foodji in der Zukunft?

Mit der neuen Finanzierung bauen wir unsere führende Position am deutschen Markt weiter aus. Unser Ziel ist, die bestehende Versorgungslücke im deutschen Mittelstand zu schließen. Wir wollen gesunde Betriebsverpflegung zum Standard machen – und zwar in Unternehmen jeder Größe. 

Vielen Dank für das Gespräch, Herr von Canal!

(SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Franziska Hamma
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

„Vielfalt ist in der Betriebsgastronomie ein bedeutender Erfolgsfaktor“

Vielfalt ist ein Erfolgsfaktor – das hat das Unternehmen Sodexo erkannt. Im Interview mit HOGAPAGE erklärt Franziska Hamma, Head of CSR bei Sodexo Deutschland, wie Diversität und ein inklusives Team in der Betriebsgastronomie neue kulinarische Impulse setzen und zu kreativen Konzepten führen.
Betriebskantine
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Christian Niemeyer über die Zukunft der Betriebsgastronomie und nachhaltige Essensangebote

Fleisch steht bei den Deutschen immer noch hoch im Kurs. Dennoch haben viele den Anspruch, sich nachhaltiger zu ernähren und verzichten zum Wohle des Klimas bereits auf Tier- und Milchprodukte. Was bedeutet das für die Betriebsgastronomie? Dieser Frage geht HOGAPAGE im Interview mit Christian Niemeyer, Head of Food bei Sodexo Deutschland, nach. 
Unternehmenssitz Valliant Group in Remscheid
Betriebsverpflegung
Betriebsverpflegung

Aramark betreut die Betriebsgastronomie der Vaillant Group

Aramark übernimmt ab Ende August die Betriebsgastronomie der Vaillant Group an zwei Standorten in Remscheid. Das Catering-Unternehmen wird die Mitarbeiter und Gäste des Heiztechnikspezialisten in verschiedenen Bereichen betreuen. Auch Projekte wie Kochworkshops sind geplant. 
Food-Bereich in einem Betrieb
Umfrage
Umfrage

Verpflegung bei der Arbeit – Studie gibt Einblicke in Wünsche und Anforderungen von Arbeitnehmern

Welche Anforderungen haben Mitarbeiter an ihren Arbeitsplatz? Welche Infrastruktur ist notwendig? Und welche Services sind gefragt? Antworten darauf gibt eine von Sodexo beauftragte Studie. Die Ergebnisse zeigen unter anderem wichtige Erkenntnisse für die Food-Service-Branche auf.
Phillip Preuß
Interview
Interview

Phillip Preuß über nachhaltiges Wirtschaften in der Betriebsgastronomie

Flexible Lösungen sind in der Betriebsgastronomie gefragter denn je. Im Interview spricht Phillip Preuß, Geschäftsführer des Cateringunternehmens L&D;, darüber, wie er den schwankenden Gästezahlen nach der Pandemie und dem Fachkräftemangel begegnet.
Lucie Bischof
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Frauen-Fußball-EM 2025: Schweden bezieht Quartier im OYM

Bei der Fußball-EM der Frauen treten 16 Teams gegeneinander an. Schweden spielt in Gruppe C und damit am 4. Juli gegen Dänemark, am 8. Juli gegen Polen und am 12. Juli gegen Deutschland. Ihr Teamquartier werden die Schwedinnen im On Your Marks (OYM) in Cham aufschlagen. Inwiefern die schwedische Nationalmannschaft damit in ein komplett auf Leistungssport ausgerichtetes Umfeld zieht, erläutert Lucie Bischof, Group Lead Sales & Marketing, im Interview mit HOGAPAGE.
Christoph Rüffer
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Drei Michelin-Sterne für das Haerlin: „Ein Lebenstraum ist wahr geworden!“

Es war jahrelange Arbeit – nun haben es Christoph Rüffer und sein Team endlich geschafft: Für das Restaurant Haerlin im Hotel Vier Jahreszeiten konnte der Küchenchef den dritten Stern erkochen. Über den Weg dorthin, welche Bedeutung die Auszeichnung für ihn und sein Team hat und welche Tipps er parat hat, darüber spricht er im Interview mit HOGAPAGE.
Laurence Stamm
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Frauen-EM 2025: Dänemark schlägt Teamquartier im Hôtel Beaulac Neuchâtel auf

Insgesamt 16 Mannschaften sind bei der Endrunde der UEFA Women’s Euro 2025 in der Schweiz mit dabei. Die dänische Frauen-Fußballnationalmannschaft ist eine davon. In Gruppe C treffen die Däninnen am 4. Juli als erstes auf Schweden, am 8. Juli auf Deutschland und am 12. Juli auf Polen. Zwischen den EM-Spielen wohnen die dänischen Fußballspielerinnen im Hôtel Beaulac Neuchâtel in Neuenburg. Wie sie hier entspannen und sich erholen können, verrät General Manager Laurence Stamm im Interview mit HOGAPAGE.
Joachim Schweier
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

UEFA Women’s EURO 2025: Engländerinnen wohnen im The Dolder Grand

Die letzte Fußball-Europameisterschaft der Frauen fand im Jahr 2022 statt. England konnte damals mit einem 2:1-Sieg nach Verlängerung gegen Deutschland erstmals das Turnier gewinnen. Als amtierende Europameisterinnen treten die Engländerinnen am 5. Juli 2025 bei der diesjährigen UEFA Women’s EURO als erstes gegen Frankreich an. Während der EM schlagen die Lionesses ihr Teamquartier im Luxushotel Dolder Grand in Zürich auf. Joachim Schweier, Senior Marketing & Communications Manager, erklärt, wie das Hotel mit dem hohen Besuch umgehen will.