HOGAPAGE-Interview

„Dry January“ als Umsatzchance: So profitieren Gastronomen vom Alkoholfrei-Trend

Anstoß mit Wasser im Glas
Gastronomen, die zum Dry January kreativ sind, können neue Gäste an die Theke holen und neue Umsatzquellen entwickeln. (Foto: © contrastwerkstatt/stock.adobe.com)
Im Januar entsagen immer mehr Menschen zu Jahresbeginn bewusst dem Alkohol. Doch gerade der „Dry January“ kann eine sprudelnde Geschäftschance für Restaurants bieten. Inwiefern Gastronomen von diesem Trend auch langfristig profitieren können, erklärt Sinahn Fabian Sehk, Head of DACH bei Lightspeed, im Interview mit HOGAPAGE.
Freitag, 24.01.2025, 12:18 Uhr, Autor: Sarah Kleinen
Sinahn Fabian Sehk
Sinahn Fabian Sehk ist Head of DACH bei Lightspeed. (Foto: © Lightspeed)

Herr Sehk, welche Auswirkungen hat der „Dry January“ auf das Gastgewerbe?

Der „Dry January“ führt zu einem deutlichen Rückgang des Alkoholkonsums in der Gastronomie. Eine aktuelle Auswertung von Lightspeed von 1.476 deutschen Gastrobetrieben zeigt, dass die Nachfrage nach alkoholischen Getränken im Januar 2024 um 22,79 Prozent zurückging, verglichen mit dem Monatsdurchschnitt des weiteren Jahres 2024 (Januar bis November). Auch alkoholfreie Getränke wurden weniger konsumiert (-12,90 Prozent), da sich der gesamte Restaurant- und Barbesuch in dieser Zeit reduziert. 

Veränderungen in der Nachfrage nach Getränken im Dry January 2024

Im Januar 2024 gab es laut Sinahn Fabian Sehk die stärksten Nachfragerückgänge bei diesen Produktgruppen:

  • Cocktails (-30,85 Prozent)
  • Bier (-22,76 Prozent)
  • Spirituosen (-20,21 Prozent)
  • Schnäpse (-18,87 Prozent)
  • Wein (-14,59 Prozent)
  • Auch alkoholfreie Getränke sanken um 12,90 Prozent, da insgesamt weniger Restaurant- und Barbesuche stattfandenWeniger Alkoholausschank bedeutet womöglich auch weniger Umsatz für Gastronomen.

Inwiefern stellt der „Dry January“ also eine Chance für die Gastronomie dar?

Trotz des Umsatzrückgangs bietet der „Dry January“ Gastronomen die Möglichkeit, sich als innovativer Gastgeber zu positionieren. Wer alkoholfreie Alternativen gezielt anbietet und bewirbt, kann neue Zielgruppen ansprechen und Stammgäste mit kreativen Getränkekonzepten überraschen. Besonders die wachsende Vielfalt an alkoholfreien Weinen, Schaumweinen und innovativen Alternativen (z. B. fermentierte Tees oder gewürzte Traubensäfte) schafft neue Umsatzpotenziale.

Welche (alkoholfreien) Getränke werden denn am stärksten nachgefragt und bei welchen sinkt die Nachfrage am geringsten? 

Wir sehen im Markt, dass alkoholfreie Weine, insbesondere Riesling, Sauvignon Blanc und Spätburgunder besonders gefragt sind. Alkoholfreier Sekt und Prosecco ebenso. Diese werden vor allem bei Feierlichkeiten wie Hochzeiten und Taufen geschätzt. Ein neuer Trend sind innovative Alternativen wie Kombucha-Wein, gewürzte Traubensäfte oder fermentierte Getränke.

Getränke mit dem geringsten Rückgang sind alkoholfreie Alternativen insgesamt (-12,90 Prozent) im Vergleich zu alkoholischen Getränken. Alkoholfreier Wein und Sekt wachsen dynamisch und bieten Potenzial für Gastronomen.

Was bedeutet das für die Gastronomie?

Die Bedeutung für die Gastronomie ist nachhaltig: Gäste suchen nach geschmacklich hochwertigen Alternativen – nicht nur im Dry January. Es lohnt sich daher, alkoholfreie Spezialitäten aktiv zu bewerben und eine dauerhafte alkoholfreie Karte anzubieten. Mit exklusiven Angeboten und Verkostungen können Gastronomen neue Zielgruppen ansprechen. Wer sich frühzeitig auf den Trend einstellt, kann sich langfristig als innovative Gastronomie etablieren.

Wie sollten Gastronomen also auf den Dry January reagieren?

Gastronomen sollten darauf reagieren, indem sie hochwertige alkoholfreie Alternativen anbieten, die Gäste geschmacklich überzeugen, alkoholfreie Signature-Drinks auf die Karte setzen sowie Verkostungen oder spezielle Aktionswochen für alkoholfreie Getränke organisieren. Wichtig ist, dies auch entsprechend hervorzuheben – auf der Webseite, in den Social Media Channels oder bei anderen Plattformen wie Lieferservices. 

Denn: Der Trend zum bewussten Konsum bleibt auch über den Januar hinaus bestehen. Gastronomen können dies nutzen, indem sie ganzjährig eine attraktive Auswahl an alkoholfreien Alternativen auf der Getränkekarte behalten und alkoholfreie Pairing-Konzepte entwickeln (z. B. Mocktail-Begleitung zu Menüs). Es lohnt sich, saisonale und limitierte Spezialitäten einzuführen, um den Genuss ohne Alkohol spannend zu gestalten und zur Vermarktung Themenwochen oder Event-Formate wie „Zero-Proof-Week“ zu etablieren.

Und wie können Gastronomen auch langfristig von dem „Dry January“ profitieren?

Gastronomen, die während des „Dry January“ gezielt alkoholfreie Spezialitäten anbieten, können Gäste für neue Geschmackserlebnisse begeistern und langfristige Stammkunden gewinnen. Hierbei spielen mehrere Erfolgsfaktoren eine entscheidende Rolle: Durch die Einführung hochwertiger alkoholfreier Getränke wie entalkoholisierte Weine, Craft-Mocktails oder alkoholfreie Biere können Gastronomen zunächst das Interesse ihrer Gäste wecken und ihnen eine attraktive Auswahl bieten. Dabei können Veranstaltungen wie Tastings und Verkostungen mit Experten dazu beitragen, die Gäste neugierig zu machen und ihnen neue, interessante alkoholfreie Alternativen näherzubringen. Auch Social-Media-Kampagnen bieten eine hervorragende Möglichkeit, die Sichtbarkeit und Attraktivität von alkoholfreien Angeboten zu erhöhen und dadurch gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf das Restaurant zu lenken. Kooperationen mit Winzereien oder Produzenten alkoholfreier Alternativen können zudem helfen, exklusive „Dry January“-Menüs zu kreieren, die den Gästen ein einzigartiges und hochwertiges Erlebnis bieten und ebenso die Bekanntheit des gastronomischen Betriebs steigern.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Sehk!

(SAKL)

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