Preiserhöhung

Dehoga: Kostensteigerungen an Gäste weitergeben

man paying bill at fancy restaurant
Bargeldloses Bezahlen wird immer beliebter. Dies stellt jedoch eine Herausforderung für Gastronomen dar. (Foto: © cherryandbees/stock.adobe.com)
Die Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie sind erheblich gestiegen. Darunter leidet auch die Gastronomie. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband rät Gastronomen daher dazu, ihre gestiegenen Kosten an die Gäste weiterzugeben.
Montag, 20.06.2022, 10:20 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Die Gastronomie steckt in einem Dilemma. Auf der einen Seite sind die Ausgaben für Personal, Lebensmittel und Energie erheblich gestiegen. Auf der anderen Seite gibt es Befürchtungen, dass Gäste wegbleiben, wenn die Wirte ihre Preise für Essen und Trinken erhöhen. Denn viele Menschen sind angesichts der Preiseerhöhungen bei Energie, Sprit und Nahrungsmitteln sparsamer geworden.

Von Überlegungen in der Branche, die gestiegenen Kosten nicht über die Speisekarte, sondern beispielsweise über eine Art „coperto“ nach italienischem Vorbild weiterzugeben – also eine Pauschale für Eindecken und gereichtes Brot – hält der rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverband nichts. „Das ist ein mutloses Ablenkungsmanöver“, sagt der Landesvorsitzende des Branchenverbandes Dehoga, Gereon Haumann. „Auf solche Ideen kommt nur jemand, der nicht den Mut hat, sein Bier für 50 Cent mehr zu verkaufen, weil die Brauereien die Preise angehoben haben und die Energie auch teurer geworden ist“, sagt Gereon Haumann. „Wir müssen unseren Gästen klar machen, dass auch wir Kosten haben und dass die erwirtschaftet werden müssen.“

Preise kalkulieren

Er ermuntert alle Gastronomen, „mutig zu sein und Kostensteigerungen in voller Höhe weiterzugeben“. Die Betriebe müssen nach seiner Ansicht ihre Kosten ehrlich analysieren: Pacht, Steuern, Lebensmittel, Energie, Personal „plus einen auskömmlichen Unternehmerlohn“. Auf dieser Basis müssten sie dann ihre Preise für die Speise- und Getränkekarte kalkulieren.

„Es darf keinen ruinösen Preiskampf geben, den die Betriebe niemals gewinnen können, weil ihre Kassen nach den coronabedingten Schließungen leer sind“, warnt er. Es sei ein Irrweg einiger Wirte, nur auf den Umsatz zu schauen. „Was habt ihr davon, wenn ihr 100 Schnitzel mit einem Euro Verlust verkauft? Verkauft doch besser nur fünf Schnitzel mit fünf Euro Gewinn“, rät er in solchen Fällen immer, erklärt der Verbandschef.

Ohne Preiserhöhungen droht vielen Betrieben das Aus

Die Gäste könnten ihre „Wertschätzung“ für ihre Wirte zeigen, indem sie auch bei Preiserhöhungen weiter in die Lokale kämen, sagte er weiter. Wenn die Menschen dazu nicht bereit seien, werde es flächendeckend dazu kommen, dass Restaurants, Gaststätten und Lokale schließen müssten.

Er habe Verständnis dafür, dass sich Verbraucher in Zeiten, in denen alles teurer werde, über möglicherweise sogar sinkende Preise in der Gastronomie freuen. „Aber es ist ein Pyrrhus-Sieg für den Gast, wenn er im Herbst sein Lieblingsrestaurant, seine Kneipe oder Weinlokal nicht mehr haben wird.“ Qualität dürfe ihren Preis haben und die allermeisten Gäste akzeptierten das auch.

Ein „klares Signal“ aus der Politik ist notwendig

Generell sei die Lage der Gastronomie nicht schlecht. Viele Menschen hätten nach den Corona-Beschränkungen wieder große Lust, das Leben zu genießen und auszugehen, sagt Gereon Haumann. Im Moment bremsten aber die fehlenden Mitarbeiter – nicht nur Fachkräfte, sondern auch ungelernte Aushilfen – den Wiederaufschwung der Gastronomie. 25 Prozent der Mitarbeiter sind Gereon Haumann zufolge während der Pandemie in andere Branchen abgewandert.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert, um sie zurückzugewinnen, und die Tariflöhne zum 1. April zwischen 30 bis zu 68 Prozent angehoben“, sagt Gereon Haumann.

Dennoch wollten viele abgewanderte Mitarbeiter nicht in die Gastronomie zurückkehren aus Sorge, dass die Betriebe auch künftig wegen Corona wieder geschlossen werden könnten. Daher sei nun ein „klares Signal“ aus der Politik notwendig, dass es keine pauschalen Schließungen in der Gastronomie mehr geben werde – „egal wie sich die Infektionszahlen entwickeln“.

(dpa/SAKL)

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