Nachholbedarf

Aufschwung in der Gastronomie?

Gäste speisen im Freien
Gäste haben Nachholbedarf: Viele zieht es beim aktuellen Sommerwetter in Biergärten, Cafés mit Terrassen und Restaurants mit Garten. (Foto: © djile/stock.adobe.com)
Nach zwei Corona-Jahren haben Gäste viel nachzuholen. Aktuell sind Biergärten, Cafés mit Terrassen und Restaurants mit Garten gut besucht. Trotzdem ist noch nicht alles so wie vor der Pandemie.
Montag, 08.08.2022, 11:25 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Das seit Wochen andauernde Sommerwetter lockt die Menschen in Biergärten, Cafés mit Terrassen und Restaurants mit Garten. Viele Gäste hätten nach den Corona-Beschränkungen ein Nachholbedürfnis, erklärte der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga NRW. Aber: Auch wenn Biergärten und Ausflugslokale oft bis auf den letzten Platz besetzt sind, sei noch nicht alles wie vor der Pandemie.

„Wir stellen fest, dass die positive Entwicklung der vergangenen Wochen vornehmlich von der privaten Nachfrage getrieben ist“, sagt Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga NRW. Vor allem der Geschäftsreiseverkehr hinke noch hinterher. Hier sei man noch weit von den Zeiten vor der Pandemie entfernt: Während die einen mehr Umsatz machen, nehmen andere Gastronomen und Hoteliers weniger ein.

Herausforderungen bleiben

Laut Statistischem Landesamt war der Umsatz im Gastgewerbe insgesamt in diesem Mai gegenüber dem gleichen Monat vor drei Jahren um 13,6 Prozent niedriger.

Patrick Rothkopf sagt, das ersehnte Durchstarten der Branche nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen werde außerdem durch die aktuellen Herausforderungen stark beeinflusst. Der Arbeitskräftemangel habe sich auch im Gastgewerbe durch die Pandemie noch einmal verschärft.

Besucher von Restaurants können das an einer verkleinerten Speisekarte, längeren Wartezeiten, einem Trend zum Selbstabholen oder geänderten Öffnungszeiten bemerken. Die starken Preisanstiege bei Energie und Lebensmitteln machen nach Angaben des Dehoga Gastronomen und Gästen gleichermaßen zu schaffen.

In Sachsen-Anhalt werden Gerichte von der Speisekarte gestrichen

In Sachsen-Anhalt zum Beispiel hat nach Angaben des Branchenverbands Dehoga jedes dritte Restaurant im Land bereits Gerichte von seiner Speisekarte genommen, weil die Zutaten zu teuer geworden sind. Insbesondere Fleisch und Fisch seien zum Teil „unbezahlbar“, sagte Dehoga-Landesvorsitzender Michael Schmidt der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.

Rinderfilet und Lammfleisch etwa seien anderthalbmal so teuer wie vor vier Monaten, Lachs koste zum Teil sogar dreimal so viel. „Das trifft die Branche mitten ins Herz“, sagt Michael Schmidt.

Denn laut Dehoga könnten die Restaurantbetreiber die gestiegenen Kosten häufig nicht an die Kunden weitergeben. Die Gerichte würden nach Angaben von Michael Schmidt wegen des hohen Preises dann nicht mehr bestellt.

Viele Restaurants haben daraus nun Konsequenzen gezogen: Im „Waldcafé“ in Hettstedt (Mansfeld-Südharz) wurde etwa der Lachs von der Karte genommen, im „Waldschlösschen Wangen“ (Burgenlandkreis) wurde das Roastbeef gestrichen und im Hotel „Zum Stein“ in Wörlitz (Landkreis Wittenberg) hat Gastronom Michael Pirl den Edellachs durch Saibling aus der Region ersetzt.

(dpa/ots/SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Im Januar 2024 konnte das Gastgewerbe seinen Umsatz leicht anheben. (Foto: © Seventyfour/stock.adobe.com)
Gewinn
Gewinn

Gastgewerbeumsatz im Januar leicht gestiegen

Gute Nachrichten aus der Gastronomie-Branche. Laut dem Statistischen Bundesamt ist der Umsatz im Januar 2024 gegenüber Dezember 2023 kalender- und saisonbereinigt real um 0,8 Prozent gestiegen. 
Ein Küchenchef beim Anrichten eines Tellers.
Preisanpassungen
Preisanpassungen

Gaststätten reagieren auf gestiegene Mehrwertsteuer mit Preiserhöhungen

Den Anstieg der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum Jahreswechsel haben mittlerweile zahlreiche Betriebe zum Anlass genommen, ihre Preise den neuen Bedingungen anzupassen. Aber es kommen noch weitere Kostenfaktoren hinzu.
Gast gibt Essen zurück
Neun Praxisbeispiele
Neun Praxisbeispiele

Fehler in der Gastronomie: Wann müssen Wirte dafür aufkommen?

Pannen passieren – auch in der Gastronomie. Doch wann müssen die Wirte dafür geradestehen und wann kommt der Gast dafür auf? Neun Beispiele aus der Praxis zeigen, welche Rechte Restaurantgäste überhaupt haben.
Bernhard Moser.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Bernhard Moser über aktuelle Herausforderungen in der Gastronomie

Im Interview mit der HOGAPAGE Redaktion spricht der Geschäftsführer des Restaurants „SodaZitron“ und Vorsitzender der Dehoga Berlin Fachgruppe Flagship, Bernhard Moser, über die Corona-Jahre, aktuelle Herausforderungen in der Gastronomie und künftige Entwicklungen der Branche.
In Bayern wurde die Isolationsplficht für Covid-Infizierte abgeschafft.
Coronaregeln
Coronaregeln

Keine Covid-Isolation mehr in vier Bundesländern

In einigen Bundesländern wurde jüngst die Isolationspflicht für Corona-Infizierte abgeschafft. Schutzmaßnahmen müssen aber weiterhin eingehalten werden. Gibt es Sonderregeln für das Gastgewerbe?
Kellner
Neue Regelungen
Neue Regelungen

Corona, Mindestlohn, Gasumlage – Das ändert sich im Oktober

Dass die von der Bundesregierung ursprünglich geplante Gasumlage tatsächlich kommt, erscheint zur Stunde unwahrscheinlich. Andere Regelungen stehen dagegen schon fest. Diese bringen auch Veränderungen für das Gastgewerbe.
Maskenpflicht
Corona-Regelungen
Corona-Regelungen

Maskenpflicht wieder aktuell für Gastronomie

Die Koalition will für den Herbst zusätzliche Eindämmungsmöglichkeiten besiegeln – aber auch eine Lockerung. Dabei geht es auch darum, wo wieder die Maskenpflicht eingeführt werden soll. Doch was heißt das genau für die Gastronomiebranche?