Mittagsverpflegung

SPD in NRW fordert Gratisessen für Schulen

Zwei Mädchen, die in einer Schulkantine zu MIttag essen
Gesundes, warmes Essen, das kostenlos ist – das fordert jetzt die SPD in NRW für Kinder aller Schulen und Kindergärten. (Foto: ©Halfpoint/stock.adobe.com)
In ihrem Antrag „Gesundes Essen ist Kinderrecht“ macht sich die Partei für kostenlose Verpflegung von Kindern an Schulen und Kindergärten in NRW stark. Über das Vorhaben streiten derzeit Experten.
Dienstag, 04.02.2020, 11:02 Uhr, Autor: Kristina Presser

Berlin hat es vorgemacht – jetzt will NRW nachziehen: Die SPD fordert pro Tag mindestens ein gesundes, warmes, kostenfreies Essen und Frühstück für Kinder an allen Kindergärten und Schulen in Nordrhein-Westfalen. Gutes Essen sei ein „wichtiger Bestandteil im Kampf gegen die Folgen von Kinderarmut“, heißt es in einem Antrag der Landtagsfraktion. Derzeit diskutieren Sachverständige im Schulausschuss des Landtags, wie und ob das in NRW umzusetzen ist. In schriftlichen Stellungnahmen äußerten sie sich bereits zum Für und Wider von Frischküche oder Tiefkühlkost, Elternbeiträgen oder Gratisversorgung.

In der Hauptstadt gibt es dieses Modell bereits seit diesem Schuljahr. Eltern zahlen dort für das Mittagessen ihrer Kinder in den Grundschulen nichts mehr. Allerdings nicht ohne Folgen, wie der Kantinenkosthersteller Apetito in seinem Beitrag an den NRW-Landtag deutlich macht: Die sprunghafte Zunahme der Teilnehmer am Essen habe an vielen Schulen bereits die räumlichen und zeitlichen Kapazitäten gesprengt.

„Kostenloses, gesundes Mittagessen für jedes Kind sei wünschenswert“

Ein Konzept, wie es auch Düsseldorf gerne übernehmen würde: Die Landeshauptstadt will mit einem ämter- und trägerübergreifenden Gremium gesunde, nachhaltige Verpflegung nach verbindlichen Qualitätsstandards für alle Kinder in Kitas, Schulen, Tagespflege, Freizeiteinrichtungen und in der Familienhilfe sicherstellen. Ein kostenloses, gesundes Mittagessen für jedes Kind sei wünschenswert, schreibt der Düsseldorfer Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.

Die große Hürde sind sicherlich die Kosten. Die Kommunen könnten die Belastungen für Gratismahlzeiten nicht alleine tragen, heißt es im Bericht der Landeshauptstadt. „Bereits für die kostenlose Mittagsverpflegung in den städtischen Düsseldorfer Schulen würden jährliche Kosten in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro anfallen.“ Apetito stellt unter Bezug auf die bundesweite Situation fest: „Fakt ist, dass die Kommunen die Schulen bereits heute mit bis zu 1,2 Milliarden Euro pro Jahr bezuschussen, um die durchschnittlichen Kosten von 3,50 Euro pro Schulessen zu decken, weil Eltern sich diese nicht leisten können oder wollen.“

Frischeküche vs. Tiefkühlkost

Laut einer bundesweiten Erhebung zur Qualität der Schulverpflegung erhalte etwa die Hälfte der Schulen in NRW warme Fertigmahlzeiten, berichtet die SPD in ihrem Antrag „Gesundes Essen ist Kinderrecht“. Nur jede siebte Schule serviere Mahlzeiten aus einer Frischküche, die übrigen arbeiteten mit Tiefkühlkomponenten. Genau das bemängelt die Partei. Sie hält Frischküchen in Kitas und Schulen für die beste Option. Apetito kritisiert das jedoch als „unrealistische, romantische Vorstellung“. Eine unabhängige Studie des Öko-Instituts Fresenius habe Tiefkühlkost die beste Klimabilanz attestiert. Die räumlichen Voraussetzungen für Frischküchen fehlten an den meisten Schulen, das Fachpersonal sei knapp und die Hygiene- und Dokumentationspflichten seien hoch. Darauf weist auch die Verbraucherzentrale hin.

Düsseldorf habe sich unter Abwägung aller Vor- und Nachteile entschieden, die Zubereitung von Mahlzeiten an den Schulen aus Tiefkühlkomponenten («Cook&Chill») künftig als Standard zu setzen, berichtete Stadtdirektor Hintzsche. Bei Neubauten würden entsprechende Küchen eingerichtet. Die SPD fordert ein Sonderinvestitionsprogramm von Land und Bund zum Kücheneinbau in Schulen und Kitas.

Wie es in der Düsseldorfer Stellungnahme weiter heißt, habe eine Langzeitstudie des Robert Koch-Instituts zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ergeben, dass Minderjährige aus schlechter gestellten Familien deutlich häufiger von Übergewicht und Fettleibigkeit betroffen seien. Das wirke sich negativ auf Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Koordination, Blutdruck, Blutwerte, Fett- und Zuckerstoffwechsel sowie auf Fuß-, Knie- und Hüftgelenke aus. In der Kita begünstige eine abwechslungsreiche, gesunde Ernährung den Aufbau des Immunsystems, reduziere das Allergierisiko und die Infektanfälligkeit und schütze vor Zivilisationskrankheiten.
(dpa/lnw/KP)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

L & D Schulkantine überzeugt auf ganzer Linie und sichert sich drei Sterne.
Anerkennung
Anerkennung

Ausgezeichnete Verpflegung: L & D-Mensa räumt drei Sterne ab

In der L & D-Mensa des Gymnasiums im Kannebäckerland Höhr-Grenzhausen  schlemmen die Schüler ab sofort auf Sterneniveau. Schließlich wurde die Schulkantine erst kürzlich mit drei Sternen ausgezeichnet. 
Jemand holt sich Essen von einer Mensatheke.
Mehrwertsteuersenkung
Mehrwertsteuersenkung

Mecklenburg-Vorpommern fordert bezahlbares Schulessen

Die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie gilt auch für Schul- und Kita-Caterer. Sie ist bislang bis Ende 2023 befristet. Doch das will Mecklenburg-Vorpommerns Landtag jetzt ändern.
Blick in den Sitzungssaal mit dem Haushaltsausschuss des Bundestags mit der finalen Beratung des Etats für 2024.
Umsatzsteuer
Umsatzsteuer

Entscheidung zur Mehrwertsteuer in der Gastronomie wohl gefallen

Die Gastronomie hat alles gegeben und hart für die 7-Prozent-Mehrwersteuer gekämpft. Auf die Entscheidung, ob die reduzierte Umsatzsteuer beibehalten wird oder nicht, musste die Branche lange warten. Nun scheint sie getroffen.
Kinder an der Essensausgabe einer Schulkantine
Debatte
Debatte

Hat eine höhere Mehrwertsteuer Auswirkungen aufs Schulessen?

Diskussion um die Mehrwertsteuer: Eine mögliche Anhebung auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie wirft Fragen zur Zukunft der Schul- und Kita-Verpflegung auf. Der Dehoga befürchtet steigende Kosten, während andere die Auswirkungen anders einschätzen.
Kind an der Essensausgabe
Konferenz
Konferenz

Pariser Konferenz setzt sich für Schulessen für alle Kinder auf der ganzen Welt ein

Millionen von Kindern weltweit bekommen nicht ausreichend zu essen. Eine internationale Initiative macht sich unter dem Dach der UN dafür stark, dass sie Zugang zu Schulmahlzeiten erhalten. Bei einer Konferenz in Paris gibt es erste positive Nachrichten.
Warteschlange an der Essensausgabe einer Kantine
Gemeinschaftsverpflegung
Gemeinschaftsverpflegung

Strategie für gesunde Ernährung in Kantinen trifft auf Kritik

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher will in Brandenburger Kantinen gesunde Ernährung vorantreiben. Damit stößt sie jedoch bei den Koalitionspartnern SPD und CDU und auch bei der Opposition im Landtag auf deutlichen Widerspruch.