Skigebiete greifen ein

Ungeliebte Tourengeher?

Frau mit Langlaufski
Das Tourengehen ist inzwischen zur Trendsportart geworden – mit allen damit einhergehenden Problemen. (© Friedrich Böhringer/Wikimedia)
Tourengeher werden von den österreichischen Skigebieten immer öfter zur Kasse gebeten, manche sperren sie sogar ganz aus.
Montag, 06.11.2017, 12:35 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Die Oberösterreicher preschen vor. Im kommenden Winter müssen Tourengeher in einigen Skigebieten für die Pistenbenützung zahlen: 14 Euro für Tagestickets in den Skiregionen Sternstein, Kasberg und Wurzeralm, acht Euro für ein Abendticket auf dem Kasberg und zehn für eines auf der Wurzeralm, wie ein Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ erläutert. Eine Liftfahrt ist bei Letzteren inbegriffen. Auf den Hausberg der Bad Ischler, die Katrin, gibt es ebenso ein Angebot für Tourengeher, ein Teilabschnitt der Höss in Hinterstoder soll noch folgen.

Lange Zeit konnten sich Tourengeher auf eine „Wegefreiheit“ berufen und Skipisten kostenlos benutzen. Doch das Tourengehen entwickelte sich von der Rand- zur Trendsportart. 2015/2016 wurden in Österreich 50.000 Paar Tourenski verkauft, schreibt der Standard, mehr als Alpinski. Geschätzte 500.000 Tourengeher sind laut Alpenverein unterwegs.

Chance zur Positionierung
Manche sehen sie als Chance, sich in einer Nische zu positionieren. Planai-Chef Georg Bliem ist so einer. „Bei uns ist das kein großes Problem“, wird er im Standard zitiert. Es gebe eigene Skitourenabende auf der Hochwurzen, sobald die Galsterbergalm genug Schnee habe, seien auch dort Tourengeher willkommen. Auf einer eigenen Spur. Damit Tourengeher nicht Rodlern und Skifahrern in die Quere kommen, hat man einen eigenen Parkplatz eingerichtet. Heuer werde man dort eine kleine Gebühr von drei bis vier Euro verlangen. „Wir wollen uns da keine goldene Nase verdienen.“

Auf der Turracher Höhe zwischen Steiermark und Kärnten, wo das Pistengehen vor zwei Jahren komplet verboten wurde, wollte man ebenfalls eine eigene Tourenstrecke errichten. Damals herrschte Schneemangel, und die Tourenwanderer rückten immer stärker auf die Pisten vor. Mittlerweile gibt man an Donnerstagnachmittagen eine Strecke frei. Eine eigene Route gibt es noch nicht. – Alles sehr kompliziert, die Wege dürfen sich etwa nicht mit der Piste kreuzen, heißt es bei den Bergbahnen.

Robert Steiger, Tourismusforscher an der Uni Innsbruck, findet es jedenfalls gut, dass das Bewusstsein dafür steige, dass die Infrastruktur auch erhalten werden muss: „Dafür sollte auch ein Obolus gezahlt werden.“ Die Aufregung über neue Gebühren würde sich in der Regel rasch wieder legen. Auch beim Alpenverein weicht das strikte Nein zur Pistenmaut langsam auf: „Wenn die Betreiber eine Infrastruktur schaffen, kann man wohl am Null-Euro-Aufstiegsrecht nicht festhalten“, findet der Leiter der Sektion Bergsport, Michael Larcher zum Standard. Aber man müsse dabei Augenmaß behalten. Was den Oberösterreichern nicht ganz gelungen sei. (Standard/CK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Frau macht Selfie in Wien
Städtetourismus
Städtetourismus

Rekord im Wiener Tourismus

Stephansdom, Hofburg, Schloss Schönbrunn, viele Museen und Theater: Wien ist ein beliebtes Ziel für kulturbegeisterte Reisende. Die Hotelbranche freut sich über ein Rekord-Jahr. Geht das so weiter?
Limehome ist ein technologiebasierte Anbieter und Betreiber von voll digitalisierten Design-Apartments in Europa.
Expansion
Expansion

Limehome äußerst erfolgreich auf dem österreichischen Markt

Limehome expandiert weiter stark in Österreich. Binnen zwölf Monaten hat der Anbieter und Betreiber von voll digitalisierten Design-Apartments in Europa sein Österreich-Portfolio annähernd verdoppelt.
Junge Frau vor der Gloriette im Schlossgarten von Schloss Schönbrunn
Analyse
Analyse

Österreichs Sommertourismus zwischen Nächtigungsrekorden und wirtschaftlichen Hürden

Österreichs Tourismussektor erlebt derzeit eine bemerkenswerte Erholung. Doch hinter den Schlagzeilen über Nächtigungsrekorde und steigende Besucherzahlen verbirgt sich eine komplexe Realität. Eine Analyse von Kohl > Partner zeigt ein differenziertes Bild des aktuellen Tourismusgeschehens auf.
Young girl in Hallstatt
Buchungslage
Buchungslage

Ostsee und Berge am höchsten im Kurs

Bereits jetzt planen wieder viele Menschen eine Auszeit in Deutschland und Österreich. DS Destination Solutions ermittelte die Buchungslage für Ferienunterkünfte im Ostermonat April sowie im Frühsommer.
Blick auf Oberlech
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Österreichs Tourismus kämpft mit Covid-Regeln

Der Monat Februar ist äußerst wichtig für das Geschäft in den Skigebieten. Doch dieses Jahr befürchten die Hotels in Österreich halbleere Häuser. Außer der Pandemie drohen noch andere Probleme.
3G Schild
Schutzmaßnahmen
Schutzmaßnahmen

Österreich lockert stufenweise Corona-Maßnahmen

Österreich lockert trotz aktuell hoher Zahlen bei den Neuinfektionen demnächst stufenweise seine Corona-Maßnahmen. Das betrifft auch die Gastronomie und den Tourismus.
Leute beim Skifahren in den Bergen
Skisaison
Skisaison

Starker Saison-Start in deutschen Skigebieten

In den deutschen Wintersportgebieten herrschten am Wochenende gute Bedingungen und teils reger Andrang – wie auch in der benachbarten Schweiz. In Österreich war der Saisonstart hingegen eher enttäuschend.
Schild, dass auf die Einreisebestimmungen an der Grenze hinweist
Infektionsschutz
Infektionsschutz

Österreich verschärft Einreisebestimmungen

Gerade haben Gastronomie und Hotellerie in Österreich wieder öffnen dürfen, da erschweren neue Einreisebestimmungen den Tourismus: Ab 20. Dezember gilt bei der Einreise die 2G-plus-Regel.
Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV
Österreichische Hoteliervereinigung
Österreichische Hoteliervereinigung

„Langjährige Mitarbeiter sind verzweifelt“

Seit 22. November befindet sich Österreich im Lockdown. Dieser kam jedoch erneut unvorbereitet – zum Leidwesen der Tourismusbranche. Die ÖHV fordert daher sinnvolle  Wirtschaftshilfen wie 100-prozentiges Kurzarbeitergeld und USt-Reduktion.