Planwirtschaft 2.0
Im österreichischen Nationalrat hat man sich offenbar das Motto des legendären Ibiza-Videos zu Herzen genommen: Zack, zack, zack werden aktuell die neuen Gesetze durchgepeitscht. Am einen Tag das Rauchverbot für die Gastronomie, am anderen mit dem Kniefall vor der Taxler-Lobby das kalkulierte Aus für Uber. Der US-Fahrdienstanbieter (es gibt noch das eine oder andere Konkurrenzunternehmen, aber Uber ist mit Abstand am größten) hat bislang vor allem mit sauberen Autos, freundlichen Fahrern (beides konnte man nach der Fahrt via App bewerten), bargeldloser Zahlung, günstigen Tarifen und vor allem auch transparenten, bereits vor Abfahrt bekannten Preisen punkten und damit der Taxiinnung bis zu einem Drittel des Geschäftes abjagen können. Die Ortskenntnisse von ausgebildeten Taxifahrern interessieren im Gegenzug in Zeiten von Navis die wenigsten. (Mal abgesehen davon hat der Autor dieser Zeilen eine Variante von „du sprechen, ich fahren“ auch von „ausgebildeten“ Taxilenkern schon zu oft gehört in seinem Leben. Und auch unverlangte „Sightseeing-Touren“ durch fremde Städte waren leider kein Einzelfall.)
In einem normalen Wirtschaftssystem müsste jetzt der angeschlagene Platzhirsch versuchen, sein Angebot zu attraktivieren oder seine Preise zu senken. In Österreich sorgt die Branchenvertretung dafür, dass neue Spielregeln einfach nicht mehr gelten. Was der Kunde – und damit auch viele Touristen, denn Uber funktioniert über die gleiche App weltweit – künftig bekommt ist knallharte, in Beton gegossene Lobbyarbeit des Taxi-Gewerbes mit hohen Grundpreisen, Fahrtpreisen, Nacht- und Funkzuschlägen. Ach ja, nicht zu vergessen die Kosten für Leerfahrten etwa vom und zum Flughafen – Gebietsschutz und so. (Und mal abgesehen von den so entstehenden Kosten, die der Kunde zu tragen hat: Wie viele Schadstoffe, wie viel CO2 wird durch hunderte unnötige Leerfahrten täglich von der Stadt Wien an den Flughafen und retour in die Luft geblasen? Spannend, dass das Wiens grüne Verkehrsstadträtin, die den Autoverkehr sonst gerne im Alleingang für den Klimawandel verantwortlich macht, in knapp zehn Jahren noch nie interessiert hat.)
Warum dürfen Mails schneller sein als Briefe?
Das, was jetzt durchgesetzt wurde, ist so ähnlich, wie wenn jede E-Mail frühestens am nächsten Tag zugestellt werden dürfte und darüber hinaus mindestens 80 Cent kosten müsste, um die Post zu schützen. Und wenn der Tourismus eine ähnlich schlagkräftige Lobby hätte, dann müssten heute Airbnb-Vermieter die gleichen Schulungen und Prüfungen durchlaufen und die gleichen behördlichen Auflagen erfüllen müssen wie konzessionierte Hoteliers.
Offene Geschäfte am Sonntag? Njet! Frei kalkulierbare Beförderungspreise? Njet! Vielleicht sollte man ja auch einheitliche Öffnungszeiten für Lokale und fixe Preise für Kaffee, Bier und Schnitzel vorschreiben. Nur für den Fall, dass es in Österreich jemand übersehen hat: Die Planwirtschaft ist vor genau 30 Jahren gescheitert.