Zustimmung des Gastes notwendig

Gerichtsurteil: Trinkgeld darf nicht immer automatisch abgebucht werden

Eine Frau bezahlt mit einer Kreditkarte
Trinkgeld darf auf Kreuzfahrt nicht automatisch abgebucht werden. (Foto: antic/fotolia)
Es ist Fluch und Segen zugleich, es sorgt für riesige Freude oder für starken Groll, je nachdem wie üppig es ausfällt. Die Rede ist vom Trinkgeld, welches für Angestellte im Gastgewerbe ein essentieller Bestandteil des Gehalts ist, auch für Mitarbeiter auf Kreuzfahrtschiffen. Doch hier darf Trinkgeld nicht automatisch abgebucht werden.
Dienstag, 12.12.2017, 09:19 Uhr, Autor: Markus Jergler

Auf Kreuzfahrten können Reisende oft selbst entscheiden, ob sie ein Trinkgeld zahlen oder nicht. Eine automatische Abbuchung vom Bordkonto des Passagiers ist dagegen ohne eine ausdrückliche Erlaubnis unzulässig, hat das Landgericht Koblenz entschieden (Az.: 15 O 36/17). Ein Hinweis, dass die Zahlung vom Gast auch gekürzt, erhöht oder gestrichen werden kann, reichte dem Gericht nicht aus. Auf das Urteil, das noch nicht rechtskräftig ist, weist der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hin, der in dem Verfahren gegen einen Reiseveranstalter geklagt hatte.

Keine ausdrückliche Zustimmung
Im verhandelten Fall hatte der Reiseanbieter automatisch zehn Euro pro Person und Nacht als Trinkgeld vom Bordkonto der Reisenden abgebucht. Das Unternehmen verwies auf eine entsprechende Regelung in den Geschäftsbedingungen. Im Reiseprospekt wurde darauf hingewiesen, dass die Zahlung an der Rezeption gekürzt, gestrichen oder erhöht werden könne. Dagegen klagten die Verbraucherschützer – mit Erfolg: Nach Ansicht des Landgerichts müssen Kunden einer Zahlung, die über die Hauptleistung hinausgeht, ausdrücklich zustimmen. Das war im vorliegenden Fall aber nicht gegeben. Nach Auffassung des Richters verstieß das Unternehmen damit gegen das Gebot der Ausdrücklichkeit.

Ein solches Vorgehen dürfte vor allem dazu geführt haben, dass die unfreiwillig zur Kasse gebetenen Gäste für den Rest ihrer Reise beim Thema Trinkgeld eher zurückhaltend als großzügig waren. Somit dürfte dies allen Kellnern/innen, Barkeeper/innen und dem Roomservice geschadet haben, welche ihre Arbeit stets zur vollsten Zufriedenheit der Gäste erledigt haben. (dpa-tmn/MJ)

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