Unerwarteter Beschluss

Gastro-Rauchverbot kommt nicht

Eine junge Frau raucht eine Zigarette
No smoking war gestern. Auch künftig wird man sich in Österreichs Gastronomiebetrieben eine Zigarette anzünden können. (© Mark J Sebastian/Wikimedia)
FPÖ und ÖVP haben sich darauf geeinigt, das ursprünglich ab Mai 2018 geplante absolute Rauchverbot in der österreichischen Gastronomie aufzuheben. Die aktuelle Regelung soll mit ein paar Änderungen weiter bestehen bleiben.
Montag, 11.12.2017, 15:48 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Nach vielen Diskussionen ist es jetzt fix: Die künftigen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ haben beschlossen, Österreichs Gastronomen weiterhin die Möglichkeit zu bieten, abgetrennte Raucherbereiche anzubieten. Das ab Mai 2018 geplante absolute Rauchverbot in der Gastronomie kommt somit nicht. Die aktuelle Regelung soll weitgehend bestehen bleiben, allerdings soll der Jugendschutz verschärft werden und Jugendliche unter 18 Jahren sollen etwa künftig nicht mehr in den Raucherbereichen sitzen dürfen. Ausnahmen soll es auch weiterhin für die „getränkegeprägte Kleingastronomie“ geben, wenn der Gastraum weniger als 75 m² aufweist, Personen unter 18 Jahren keinen Zutritt haben, keine vor Ort zubereiteten Speisen verabreicht werden und die Gaststätte durch Hinweisschilder im Eingangsbereich als Rauchergaststätte gekennzeichnet ist.

Die Branchenvertreter der Wirtschaftskammer, die das drohende Rauchverbot immer kritisiert haben, wird diese Lösung freuen, von anderen Seiten kommt dagegen heftige Kritik. „Das Kippen des totalen Rauchverbots in der Gastronomie ist ein enormer gesundheitspolitischer Rückschritt“, meint etwa Noch-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner. „13.000 Österreicher sterben jährlich an den Folgen des Tabakkonsums. Die meisten europäischen Länder haben bereits vor Jahren Rauchverbote eingeführt und verzeichnen einen positiven Trend: Herzinfarkte, Atemwegserkrankungen oder Frühgeburten nehmen signifikant ab.“

Enttäuscht über die kommende Raucherregelung zeigt sich auch Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. Er spricht von einem „Murks, den die hunderttausenden Kollegen im Tourismus noch jahrelang ausbaden müssen. Anstatt darauf zu schauen, dass gesunde Arbeitsplätze geschaffen werden, setzen wir die Menschen, die tagtäglich in den Gaststätten hervorragende Leistungen bringen, weiter einer Mega-Qualmbelastung aus.“ Auf der ganzen Welt gäbe es unzählige Beispiele, die zeigen, dass ein generelles Rauchverbot funktioniere. (CK)

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