Fleischersatz

EU-Parlament stimmt für „Veggie-Burger“-Verbot

Eine Packung veganes Schnitzel auf Basis von Weizenprotein steht auf einem Küchentisch
Die Abgeordneten des EU-Parlaments haben über einen Änderungsvorschlag für ein Gesetz abgestimmt, nach dem pflanzliche Ersatzprodukte nicht mehr Burger, Schnitzel oder Wurst heißen dürften. (Foto: © picture alliance/dpa | Marijan Murat)
Das Europaparlament will fleischähnliche Bezeichnungen für pflanzliche Produkte untersagen. Während Befürworter vor Irreführung warnen, kritisieren Handel, Verbraucherschützer und Umweltorganisationen das geplante Verbot.
Mittwoch, 08.10.2025, 14:49 Uhr, Autor: Sarah Hoffmann

Das Europäische Parlament hat sich mehrheitlich für ein Verbot von Bezeichnungen wie „Veggie-Burger“, „Tofu-Wurst“ oder „Soja-Schnitzel“ ausgesprochen. Begriffe wie „Steak“, „Schnitzel“ oder „Wurst“ sollen demnach künftig ausschließlich für tierische Produkte verwendet werden dürfen. In Straßburg stimmten 355 Abgeordnete für das Vorhaben, 247 dagegen, 30 enthielten sich. Bevor die Regeln in Kraft treten, müssen nun noch die EU-Staaten zustimmen.

Argumente der Befürworter

Die zuständige Abgeordnete Céline Imart (EVP) sprach von „einem echten Verwechslungsrisiko“, da pflanzenbasierte Ersatzprodukte nicht die gleichen Nährwerte böten wie ihre tierischen Originale.

Zudem gehe es um den Schutz von Landwirten: Pflanzliche Hersteller würden den Ruf klassischer Fleischprodukte für ihre Vermarktung nutzen. Auch der Verband der Fleischwirtschaft begrüßte die Entscheidung. Geschäftsführer Steffen Reiter betonte: „Fleisch sollte als wertvolles tierisches Lebensmittel klar von anderen Artikeln unterschieden werden können, ohne dass man dadurch einen Kulturkampf entfacht.“

Kritik von Handel und Verbraucherschützern

Scharfe Kritik kam dagegen von Handelsunternehmen, Lebensmittelherstellern und Verbraucherschützern. Aldi Süd, Lidl, Burger King und Rügenwalder Mühle warnten in einem offenen Brief vor negativen Folgen für die Branche. Eine Sprecherin von Rügenwalder Mühle erklärte: „Schnitzel oder Burger beschreiben eine Zubereitungsart – nicht das Ausgangsprodukt.“

Auch die Organisation Foodwatch hält das geplante Verbot für unnötig. Geschäftsführer Chris Methmann sprach von „Lobbyismus im Dienste der Fleischindustrie“ und stellte klar: „Niemand kauft versehentlich Tofuwürstchen, weil er glaubt, es seien Rinderwürste.“ Foodwatch-Sprecher Andreas Winkler ergänzte im WDR: „Es gibt keinerlei Belege, dass Verbraucher hier systematisch in die Irre geführt werden. (…) Aus unserer Sicht geht es eher um ein Geschenk für die Fleischindustrie.“

Veganuary: Hindernis für die Ernährungswende

Die Organisation Veganuary sieht durch das Vorhaben einen Rückschlag für nachhaltige Ernährung. Geschäftsführer Christopher Hollmann erklärte: „Pflanzliche Burger, Würstchen oder Schnitzel sind längst ein selbstverständlicher Teil unseres Alltags. (…) Trotz lautstarker Warnungen von Handel, herstellenden Unternehmen und Organisationen nimmt das Verbot nun diese Orientierung und zwingt zu intransparenten Kunstbegriffen.“

Hollmann warnte, die EU erschwere damit den Zugang zu klimafreundlicher Ernährung und schwäche „einen der effektivsten Hebel, um der Klimakrise zu begegnen“.

Gespaltene Meinungen in der Bevölkerung

Eine YouGov-Umfrage zeigt: 50 Prozent der Deutschen befürworten, dass Bezeichnungen wie „Schnitzel“ oder „Wurst“ ausschließlich für tierische Produkte verwendet werden. 28 Prozent lehnen dies ab, 21 Prozent äußerten sich nicht. Nur jedem Vierten ist es überhaupt wichtig, dass sich die EU mit dieser Frage befasst.

Wirtschaftliche Dimension

Deutschland gilt als größter Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa. 2024 wurden hierzulande rund 121.600 Tonnen Fleischersatz hergestellt – doppelt so viel wie 2019. Während der Pro-Kopf-Konsum bei Ersatzprodukten bei 1,5 Kilo lag, betrug er bei Fleisch 53,2 Kilo.

Wie geht es weiter?

Die endgültige Entscheidung liegt nun bei den EU-Staaten. Eine erste Verhandlungsrunde ist für den 14. Oktober angesetzt. Ob sich eine Mehrheit für das Bezeichnungsverbot findet, bleibt abzuwarten.

(dpa/Presseportal/Veganuary/SAHO)

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