Wie neue US-Strafzölle jetzt deutsche Winzer bedrohen
Der lange Arm von US-Präsident Donald Trump reicht bis zu Mosel und Saar: „Die Strafzölle auf Wein treffen uns besonders hart“, sagt etwa der Winzer Florian Lauer im Kreis Trier-Saarburg. In den Steillagen an Mosel und Saar seien die Kosten für die Produktion so hoch, dass der Betrieb auf besondere Märkte wie den USA angewiesen sei. „Wenn die neuen Zölle dauerhaft erhoben werden, können wir das vergessen.“ Die vom Handelsministerium in Washington verhängte Zollerhöhung um 25 Prozent ist ab Freitag, den 18. Oktober 2019 gültig. Hintergrund ist die Entscheidung der Welthandelsorganisation, wonach die USA wegen unzulässiger Subventionen der EU für den Flugzeughersteller Airbus Strafzölle auf Importe im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar erheben darf.
„Spürbarer Schaden für Weinexporteure“
„Wir gehen davon aus, dass die neuen Zölle einen spürbaren Schaden für die Weinexporteure verursachen werden“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz. „Die USA sind Weinexportland Nummer eins für Deutschland, der Riesling steht dabei ganz oben.“ Im vergangenen Jahr wurden rund 171 000 Hektoliter Wein im Wert von 71 Millionen Euro in die USA ausgeführt. Eine Wettbewerbsverzerrung sieht Büscher in dem Umstand, dass deutsche Tropfen, nicht aber Wein aus Italien, Griechenland oder Portugal von den Strafzöllen betroffen sind. Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) zeigt sich entsetzt, dass deutsche Weine als Revanche für „vermeintlich ungerechtfertigte Subventionen in der Flugzeugindustrie“ herhalten müssten. „Es ist leider oft so, dass auf dem Rücken der Landwirtschaft die Lasten fehlgesteuerter Industriepolitik ausgetragen werden“, erklärt VDP-Präsident Steffen Christmann.
Preiserhöhung bis zu vier Dollar pro Flasche
Am stärksten werde die Wirkung der Strafzölle im harten Wettbewerb in den Weinregalen des Einzelhandels zu spüren sein, erwartet der Geschäftsführer des Verbands der Rheinhessischen Weinkellereien, Albrecht Ehses. „Da kann man mit Preiserhöhungen von zwei bis vier Dollar je Flasche rechnen. Dann greift der Kunde schnell zu einem anderen Wein.“ Rheinhessen, Mosel-Saar-Ruwer und die Pfalz seien die drei Anbaugebiete mit den höchsten Weinexporten, erklärt Ehses. Größere Exportbedeutung habe auch noch der Weinbau in Rheingau und in Franken. Eine entscheidende Frage wird sein, wie lange die Strafzölle auf Wein bleiben werden. Noch gebe es bei den US-Importeuren größere Bestände, erklärt Büscher. Wenn diese aufgebraucht seien, werde die Wirkung der Strafzölle voll zum Tragen kommen.
Weinbau als Sündenbock für Strafen
Das Weingut Peter Lauer exportiert etwa bis zu 17 000 Liter im Jahr in die USA. „Das macht etwa 25 Prozent unseres gesamten Geschäfts aus“, sagt Lauer. Einige Kollegen hätten noch höhere US-Marktanteile. Und mit dem nahenden Brexit sei auch die Ausfuhr nach Großbritannien gefährdet. Der Weinbau dürfe nicht als Sündenbock für Strafen herhalten, die den europäischen Flugzeugbau treffen sollten, protestiert Lauer. Hier erwarte er von der Bundesregierung oder der Landesregierung einen Ausgleich etwa in Form von Steuererleichterungen. Nach vielen Gesprächen mit seinem Importeur ist für Florian Lauer klar, dass Trump mit den Strafzöllen vor allem die großen Metropolen an der West- und Ostküste treffen wolle, wo ein guter Wein aus Europa geschätzt werde und vorwiegend die Wähler der Demokratischen Partei zu Hause seien. (dpa/TH)