Verkehrspolitik auf dem Rücken der Wirte?
Dass die Wiener Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou bei ihrer Agenda, Öffi-Benutzern, Radfahrern und Fußgängern das Leben auf Kosten der Autofahrer zu erleichtern, ziemlich kompromisslos vorgeht, ist inzwischen allgemein bekannt. Auch jahrzehntelang gut funktionierende Hauptverkehrsadern um den Preis eines oft verwaisten Radweges in ein Stau-Nadelöhr zu verwandeln, fällt in Wien unter „ökologische Verkehrspolitik“. Diese wird allerdings gerade um eine Volte reicher. Auf der Linken Wienzeile, einer weiteren wichtigen Durchzugsstraße, wird soeben ein „unbedingt notwendiger Lückenschluss des Radwegenetzes“ (Vassilakou) geplant. Dies nicht nur auf Kosten von bis zu 80 Parkplätzen in einer Gegend, in der diese ohnehin Mangelware sind (was heute schon kaum mehr einer Erwähnung wert wäre), aber – und das ist die Novität – auch auf Kosten von mehreren Schanigärten.
Wie sich das auf die Umsatzentwicklung der betroffenen Lokale auswirkt, kann man sich ausrechnen. Im Sommer keine Tische im Freien anbieten zu können, kann sich heute kaum mehr ein Lokal leisten. Noch dazu, wo potentielle Gäste direkt gegenüber den Naschmarkt vorfinden, der ein Überangebot an Outdoor-Gastronomie bietet. Auch dass in den vergangenen Jahren von den Gastronomen Investitionen für eben diese Schanigärten getätigt worden sind – Pech gehabt! Aber als selbständiger Wirt und Unternehmer ist man für viele Grüne ja ohnehin suspekt.
Von einer Einbindung der Anrainer und Wirtschaftstreibenden in die Radwegpläne hält Vassilakou in ihrer Eigenschaft nicht nur als Verkehrsstadträtin, sondern auch als Stadträtin für Bürgerbeteiligung nur dann etwas, wenn alle Beteiligten in ihrem Sinne votieren. Spätestens seit dem Desaster mit der Abstimmung um das Heumarkt-Projekt werden Betroffene lieber vor vollendete Tatsachen gestellt. Und wo gehobelt wird fallen bekanntlich Späne.
Bleibt zu hoffen, dass vielleicht die Wirtschaftskammer etwas Druck aufbauen kann, um die Radwegspläne nochmals zu überdenken. „Wer den Gastronomen die Schanigärten wegnimmt, setzt sie wirtschaftlich unter Druck und beraubt Wien um ein Stück Gastlichkeit“, meint etwa auch Wiens Gastronomie-Obmann Peter Dobcak.