Gastronomen und Partner

Offener Brief gegen den Lockdown light

Brief schreiben
In einem gemeinsamen Brief wenden sich über 80 Gastronomen und Partner aus der Wertschöpfungskette an Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Foto: @iStockphoto)
Über 80 Gastronomen und Partnerunternehmen warnen in einem Brandbrief die Politik vor der Verdrängung sozialer Kontakte in unsichere Privaträume. Gastronomie ist kein Infektionstreiber.
Mittwoch, 28.10.2020, 15:40 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Aktuell wird ein erneuter Lockdown in der Bund-Länder-Konferenz diskutiert. Nach bisherigen Informationen treffen die Maßnahmen insbesondere die Gastronomie. In einem gemeinsamen Offenen Brief wenden sich über 80 Gastronomen und Partner aus der Wertschöpfungskette an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin machen sie deutlich, dass sie hinter den Anstrengungen der Regierung stehen, jedoch befürchten, „dass härtere Regulierungen – bis hin zur Schließung – von Gastronomien nur dazu führen, dass soziale Kontakte in Privaträume verlagert werden.“  Hier setzt die Politik allerdings ausschließlich auf Eigenverantwortung, eine Kontrolle der AHA-Maßnahmen wie in der Gastronomie ist kaum möglich. „Die Branche würde dadurch abermals massiv geschwächt, ohne dass das Ziel der Kontaktreduzierung erreicht würde.“

Die Vertreter der Gastronomie fordern stattdessen Partner im Kampf gegen die Corona-Krise zu werden: „Gastronomen setzen nicht nur Regeln wie Höchstzahl an Kontakten, Nachvollziehbarkeit und Abstände durch – viele von ihnen haben in den vergangenen Wochen trotz schwacher Wirtschaftslage in Außenbereiche und den Innenraum investiert, um den Ansteckungsschutz zu erhöhen.“ Gleichzeitig verweisen die Verfasser des Brandbriefs auf die Zahlen des Robert-Koch-Instituts: Private Haushalte seien die größte Quelle von Infektionen, während nur eine zu vernachlässigende Minderheit der nachvollziehbaren Infektionen auf die Gastronomie zurückgehe. „Ganz klar: Die Gastronomie ist kein Infektionstreiber.“

Unterzeichner wie Cornelia Poletto, Tim Mälzer, die Metro AG, Transgourmet oder Coca-Cola fordern daher ein differenziertes Vorgehen, das auf folgende Aspekte aufbaut:

  • Ein hartes behördliches Vorgehen gegen alle „schwarzen Schafe“ mit bereits bestehenden Instrumenten wie Bußgeldern und ggf. Zwangsschließungen.
  • Unterstützung der Branche durch die Behörden bei der Durchsetzung der Regeln – und nicht nur Kontrolle bei der Einhaltung von Maßnahmen wie der Sperrstunde.
  • Konsequente Förderung von Gastronomen beim Ausbau der Außenbereiche und Stärkung des Infektionsschutzes im Innenraum (z.B. durch Anschaffung von Filtern) wie bereits mit der Überbrückungshilfe II eingeleitet.

Ein möglicher Lockdown oder vergleichbare Eingriffe, heißt es weiter, würde vielen selbständigen Unternehmern und ihren Mitarbeitern jegliche Perspektive nehmen – „und stellen sie vor die Scherben ihrer Existenz, ohne das Ziel der Kontaktbeschränkung glaubwürdig anzugehe.“ „Politik muss verlässlich sein“, so die Unterzeichner.  „Angesichts der vielen Diskrepanzen zwischen dem Ziel der Kontaktreduzierung, der Datenlage und den drohenden Maßnahmen wird eine Branche unverhältnismäßig geschwächt, die Teil der Lösung im Kampf gegen die Corona-Pandemie sein kann. Und definitiv nicht das Problem der Infektionsdynamik ist.“

Auch Hogapage steht hinter den Forderungen des Brandbriefes.

(Grosshandelsverband Foodservice/NZ)

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