Handlungsaufforderung

Luftverkehr hat enorme Bedeutung für den Standort Deutschland

Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher und Mathias Jakobi, Zentraleuropachef der IATA. Bild: DZG
Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher und Mathias Jakobi, Zentraleuropachef der IATA. (Bild: © DZG)
Momentan findet in der Bundeshauptstadt wieder die ITB, die Internationale Tourismus-Börse Berlin, statt. Im Rahmen der Veranstaltung fordert die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für den Luftverkehr, wovon schlussendlich auch das Gastgewerbe profitieren würde.
Montag, 03.03.2025, 13:45 Uhr, Autor: Christine Hintersdorf

Anfang März trifft sich die Tourismus-Branche wieder auf der weltgrößten Reisemesse in Berlin. Für Deutschland hat die ITB 2025 unmittelbar nach der Bundestagswahl eine besondere Symbolwirkung. Die Bedeutung des Reisesektors könnte dieser Tage nicht spürbarer sein, und die zukünftige Bundesregierung ist aufgefordert, die erdrückenden Rahmenbedingungen für den Luftverkehr in Deutschland schnell zu verbessern.

Luftfahrt hat hohe Bedeutung für den Tourismus

Wie eine neue Studie des Weltluftfahrverbandes IATA zeigt, hat der Luftverkehr eine hohe Bedeutung für den Standort Deutschland und damit auch für die gesamte Gastwelt (Tourismus, Hospitality, Foodservice & Freizeit). Deswegen werden sich die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) und IATA zukünftig gemeinsam für wirtschaftlich bessere Rahmenbedingungen einsetzen.

Arbeitsplätze schützen und fördern

Die Wichtigkeit des Luftverkehrs für Deutschland als Wirtschaftsstandort und Jobmotor ist immens. Der Luftverkehr verbindet Deutschland mit der Welt. Denn Reisen bedeutet nicht nur Erholung, sondern auch Brücken zu bauen zu anderen Ländern und Kulturen – dies gilt gleichermaßen sowohl für den privaten als auch den geschäftlichen Bereich. Zudem ist der schnelle Transport wichtiger Produktionsgüter für die deutsche Exportwirtschaft ein unverzichtbarer Standortfaktor.

In Deutschland werden rund 1,5 Millionen Arbeitsplätze direkt oder indirekt unterstützt, einschließlich des luftfahrtbezogenen Tourismus. Dies entspricht einer Wirtschaftsleistung von mehr als 136 Milliarden Euro oder 3,2 Prozent des gesamten BIP. Zusätzliche Wertschöpfung entsteht durch vor- und nachgelagerte Lieferketten, Konsumausgaben von Millionen von Fluggästen und Beschäftigten sowie durch weitere wirtschaftliche Impulse – etwa durch den Tourismus, die Hotellerie und das Gastgewerbe.

Staatliche Standortkosten haben sich verdoppelt

Trauriger Rekord: Bei staatlichen Standortkosten ist Deutschland spitze
In den vergangenen 50 Jahren sind die Kosten für Flugtickets weltweit um 70 Prozent gesunken. Reisende, Familien und Unternehmen schätzen erschwingliche Flugreisen. Dies sollte für die Industrie und die politischen Entscheidungsträger weiterhin Priorität haben.

Doch in Deutschland haben sich allein die staatlichen Standortkosten seit 2020 verdoppelt: Erst im Mai 2024 wurde die Luftverkehrssteuer um 25 Prozent erhöht, zum 1. Januar 2025 stiegen die Luftsicherheitsgebühren um bis zu 50 Prozent. Die in Summe viel zu hohe Gebührenlast ist der Hauptgrund dafür, dass die Erholung des Luftverkehrs gegenüber anderen Ländern in Europa massiv hinterherhinkt.

Abzug der Fluggesellschaften

Mathias Jakobi, Zentraleuropachef der IATA: „Das Flugangebot in Deutschland leidet unter großem Kostendruck. Vergleicht man das Jahr 2024 mit dem Vor-Corona-Jahr 2019, sind insbesondere innerdeutsche Flugverbindungen um 50 Prozent eingebrochen. Außerhalb der großen Drehkreuze Frankfurt und München ist die Lage mit Rückgängen von bis zu 75 Prozent noch fataler.

Viele Fluggesellschaften ziehen ihre Flugzeuge daher aus Deutschland ab und operieren stattdessen von wirtschaftlich günstigeren Standorten aus. Das führt schon jetzt zu einem Verlust von Arbeitsplätzen. Zahlreiche Regionen in Deutschland spüren diese Effekte deutlich – Hotels und gastronomische Betriebe sind bereits angezählt.“

Potenzial nutzen

Dr. Marcel Klinge, DZG-Vorstandssprecher: „Deutschland hat das Potenzial, im Bereich Tourismus und Gastgewerbe weltweit führend zu werden. Indem es seine vielfältigen Attraktionen, seine zentrale Lage und die vorhandene Infrastruktur nutzt, kann das Land einen robusten, nachhaltigen Tourismussektor schaffen, der es mit seiner Automobilindustrie aufnehmen kann.“

Klinge weiter: „Diese Vision verspricht nicht nur erhebliche wirtschaftliche Vorteile, sondern fördert auch den kulturellen Austausch und den gesellschaftlichen Fortschritt. Mit strategischen Investitionen, politischen Anpassungen und einem Fokus auf Nachhaltigkeit kann Deutschland seine Tourismusindustrie zu einem Eckpfeiler seiner Wirtschaft machen.“

(DZG/CHHI)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes auf der ITB Berlin 2024. (Foto: © Messe Berlin GmbH)
Tourismus
Tourismus

Die Reisebranche sieht sich zurück auf Kurs

Der Optimismus in der Reisebranche wächst. Die Buchungen steigen und die Auswirkungen der harten Corona-Jahre sind offensichtlich vorbei. Zudem werden die Menschen wieder investitionsfreudiger, wenn es um die schönste Zeit des Jahrs geht.
Tourist mit Rucksack vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Statistik
Statistik

Hotellerie im August wieder im Aufwind

Nach einem schwachen Juli legt die deutsche Beherbergungsbranche im August 2025 wieder leicht zu. Besonders inländische Gäste sorgen für volle Betten – auch wenn weniger Reisende aus dem Ausland kamen.
Dr. Marcel Klinge
Forderung
Forderung

DZG: Gastwelt soll eigenständiger Themenschwerpunkt in der neuen Tourismusstrategie werden

Die Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) drängt auf mehr Verbindlichkeit: Nur wenn die Gastwelt zum eigenen Themenschwerpunkt in der geplanten „Nationalen Tourismusstrategie“ wird, könnten Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Digitalisierung und KI wirksam angegangen werden.
Frau im Zug hält ihr Deutschlandticket in die Kamera
ÖPNV
ÖPNV

DTV begrüßt Sicherung des Deutschlandtickets

Der Deutsche Tourismusverband begrüßt die Fortführung des Deutschlandtickets für das Jahr 2026. Präsident Reinhard Meyer betont, dass die touristische Nachfrage die Grundlage für den Ausbau des ÖPNV liefere.
Zwei Menschen laufen mit Regenschirm über den Strand
Sommerflaute
Sommerflaute

Weniger Übernachtungen im Juli

Trotz eines leichten Rückgangs bei den Übernachtungszahlen im Juli 2025 bleibt die Jahresbilanz der deutschen Tourismusbranche nahezu auf Rekordniveau.
Urlauberin steht im Hotelzimmer und schaut aus dem Fenster, neben ihr steht ihr Koffer und ihr Rucksack
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Deutschland-Tourismus erreicht neuen Halbjahresrekord

Im Juni 2025 verzeichneten deutsche Beherbergungsbetriebe 50,5 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 3,8 Prozent zum Vorjahr. Trotz weniger ausländischer Gäste sorgt vor allem die starke Inlandsnachfrage für einen neuen Bestwert im ersten Halbjahr.
Touristin läuft mit Deutschlandflagge durch Nürnberg
Statistik
Statistik

Tourismus in Deutschland: Weniger Übernachtungen im Mai 2025

Im Mai 2025 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland laut Statistischem Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen 2,6 Prozent weniger Übernachtungen als im Vorjahresmonat. Mögliche Gründe und konkrete Zahlen.
Touristin vor dem Brandenburger Tor in Berlin
Übernachtungszahlen
Übernachtungszahlen

Rekordjahr für den Deutschlandtourismus

Urlaub in Deutschland ist trotz aller wirtschaftlichen Probleme noch beliebter als vor der Corona-Krise. So verzeichneten die Beherbergungsbetriebe im vergangenen Jahr mehr Übernachtungen als im bisherigen Rekordjahr 2019.
Apostolos Tzitzikostas
Politik
Politik

EU soll einen Tourismuskommissar bekommen

Ursula von der Leyen hat eine Vorschlagsliste für die künftigen EU-Kommissare vorgelegt. Diese sieht auch die Ernennung eines EU-Tourismuskommissars vor. Branchenverbände begrüßen die Entscheidung als einen bedeutenden Schritt zur politischen Stärkung des gesamten Tourismussektors.