Diskussion

Kurzstreckenflüge und Dumpingpreise vor dem Aus?

Flugzeug beim Landeanflug
Olaf Scholz und Annalena Baerbock wollen Flugreisen unattraktiver machen. (Foto: © m.mphoto/stock.adobe.com)
Kanzler-Kandidatin Annalena Baerbock will Kurzstreckenflüge und Dumpingpreise stoppen. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, warnt, Reisen und Fliegen müsse auch mit geringem Budget möglich bleiben.
Montag, 17.05.2021, 15:55 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Nach SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat auch Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock angekündigt, Flugreisen im Fall einer Regierungsübernahme unattraktiver machen zu wollen. Auch Billigpreise wie 29 Euro für Mallorca-Flüge dürfe es nicht mehr geben, wenn man es mit der Klimapolitik ernst meine, sagte Baerbock der Zeitung: „Jeder kann Urlaub machen, wo er will. Aber eine klimagerechte Besteuerung von Flügen würde solche Dumpingpreise stoppen.“

Bahnfahren muss billiger sein als Flugreisen

Baerbock nannte es nicht fair, wenn mit Steuergeld Kerosin subventioniert werde, während Fernfahrten mit der Bahn gerade zu Stoßzeiten teuer seien. „Wer als Familie mit dem Zug reist, sollte doch weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug“, sagte sie. „Und ja, Kurzstreckenflüge sollte es perspektivisch nicht mehr geben.“ Als Kanzlerin würde sie als erstes Gesetz ein „Klimaschutzsofortprogramm“ auf den Weg bringen, das auch andere Neuregelungen wie etwa eine Solaranlagenpflicht für Neubauten mit sich bringen werde, erklärte Baerbock.

Flugreisen müssen für alle finanzierbar sein

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft nannte die Analysen von Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock „unzutreffend“ und forderte statt höherer Steuern eine EU-weite Regelung zur Verhinderung von Dumpingpreisen. Auch Unionsfraktionsvize Ulrich Lange (CSU) reagierte mit Ablehnung. „Es ist klar, dass der Flugverkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Ein Verbot von Kurzstreckenflügen und massive Preiserhöhungen im Flugverkehr sind aber der falsche Ansatz“, erklärte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wichtig sei, dass die Flugreise auch weiterhin für jeden finanzierbar bleibe. „Deshalb verbieten sich unverhältnismäßige Preiserhöhungen. Es wäre unsozial, wenn der Flug in den Urlaub ein Privileg für Wohlhabende würde. Das ist mit der CDU/CSU nicht zu machen“, erklärte der Verkehrspolitiker.

CO2-Reduktion durch Technologie

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, mahnte ebenfalls, dass Klimaschutz nicht auf Kosten der Urlaubsplanung einkommensschwacher Familien gehen dürfe. „Ich finde, Reisen und Fliegen müssen auch in Zukunft für jeden Geldbeutel möglich sein und nicht zum Luxus von einigen wenigen werden. Klimaschutz und CO2-Reduktion müssen intelligent und durch neue Technologien erfolgen. Wer glaubt, Verbote und unverhältnismäßige Preiserhöhungen sind das richtige Mittel, ist auf dem Holzweg“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

(dpa/NZ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Ein Hotelgast betritt ein Hotelzimmer
Politik
Politik

Bettensteuer ade: Termin für Verbot rückt näher

Die bayerische Bettensteuer ist noch nicht vom Tisch. Das könnte sich bald ändern. Der Landtag muss abschließend nur noch über ein landesweites Verbot für die Einführung dieser Steuer durch Kommunen abstimmen. Aber wann?
Fröhliches Paar fotografiert sich selbst vor dem Kolloseum
Touristenverhalten
Touristenverhalten

Reisen – früher und heute

In nur wenigen Jahren haben sich unser Reiseverhalten und der Tourismus rasant verändert. Fünf Punkte zeigen den Unterschied zu früher.
Die wunderschöne Stadt Chemnitz ist der Treffpunkt für das diesjährige GTM Event. (Foto: © Chemnitz von oben/stock.adobe.com)
Tourismus
Tourismus

50. Germany Travel Mart läuft

Seit Sonntag trifft sich die deutsche Tourismus-Branche in Chemnitz zur jährlichen Vertriebsplattform GTM. Rund 235 Key Accounts der internationalen Reiseindustrie und 183 deutsche Aussteller nehmen teil.
Am Rand des Weltraumes
Weltraumabenteuer
Weltraumabenteuer

Reise zu den Sternen

Den Sternen nahe! Art of Travel, ein Reiseunternehmen für Luxusreisen, bietet ab 2025 ein ganz besonderes Abenteuer. Mit einer Druckkapsel geht es für Reisende an den Rand des Weltraumes.
Im Maritim Congress Centrum Ingolstadt gemeinsam im Einsatz (Foto: © mike@samplay)
Veranstaltung
Veranstaltung

KI im Mittelpunkt des oberbayerischen Tourismus

Ein Thema stand ganz klar im Vordergrund auf dem Tourismusforum in Ingolstadt, nämlich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Branche. Hauptanliegen der Initiatoren war es, die Relevanz neuer Techniken und digitaler Entwicklungen zu verdeutlichen. 
Schild mit Cannabis-Verbot
Einschränkungen
Einschränkungen

Bayern beschließt Cannabis-Verbot

Bayern soll nicht zum Kifferparadies werden! Seit letzter Woche arbeitet die Staatsregierung daher an einem Kiff-Verbot für bestimmte Bereiche. Jetzt steht fest, wo der Konsum von Cannabis überall untersagt ist. 
Zeigten neue Wege im touristischen Employer Branding auf (v.l.): Franz Eisl (Schladming-Dachstein), Isabell Decker (Saint Elmo’s Tourism), Gerhard Höflehner, Barbara Hochkönig, Mathias Schattleitner (alle Schladming-Dachstein), Renate Bauer (Saint Elmo’s Tourism) und Gottlieb Stocker (Hotel Schwaigerhof). (Foto: © TVB Schladming-Dachstein)
Abeitsmarkt
Abeitsmarkt

Schladming-Dachstein: neue Wege im Employer Branding

Die Tourismus-Region hat ein neues, umfassendes Förderprojekt zur Gewinnung von Mitarbeitern gestartet. Dieses zielt insbesondere auch auf Senior Talents ab. Gerade in dieser Gruppe gibt es großes Potenzial, heißt es.