„Wissen, was wir essen“

Kampagne für verpflichtende Herkunftsangaben bei Lebensmitteln startet

Schweinskotelett mit Fähnchen verschiedener Länder drauf
Ob das Fleisch von glücklichen Tieren vom 10 Kilometer entfernten Bio-Hof stammt oder aus rumänischer Massentierhaltung, soll in der Gastronomie nach dem Willen der Initiatoren der Kampagne schon bald verpflichtend angegeben werden. (© fotolia.com/artfocus)
Tierschutzvolksbegehren, Josef Zotter, „Die BioWirtInnen“ und etliche Landwirte treten für verpflichtende und kontrollierte Kennzeichnung in Gastronomie & öffentlichen Küchen ein.
Donnerstag, 22.08.2019, 10:44 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Jedes Jahr landen 600 Millionen Eier aus Käfighaltung und tausende Tonnen Fleisch aus ausländischer Massentierhaltung auf den Tellern der Österreicher – unerkannt und ungewollt. Denn in Gastronomie und öffentlichen Küchen werden zwar 2/3 aller tierischen Produkte konsumiert, zu einer bewussten Entscheidung kann es aber nicht kommen, wenn Transparenz über Herkunft und Tierwohl fehlt. Dies führt dazu, dass Unmengen an Nahrungsmitteln konsumiert werden, deren Herstellung in Österreich bereits aus Tier- und Umweltschutzgründen verboten wurde. „Die viel beschworene Macht der Konsumenten greift nicht, die Intransparenz führt vielmehr zu einem regelrechten ‚Betrug‘ an ihnen“, formuliert es die Landwirtschaftskammer.

Das Tierschutzvolksbegehren, Unternehmer Josef Zotter, „Die BioWirtInnen“ sowie zahlreiche Landwirte im ganzen Land starten daher eine überparteiliche zivilgesellschaftliche Initiative, um dies zu ändern. Ziel ist die Einführung einer verpflichtenden und kontrollierten Kennzeichnung nach Herkunft & Tierwohl in Gastronomie und öffentlichen Küchen. Noch vor der Nationalratswahl Ende September sollen sich alle Parteien dazu bekennen.

„Betrug“ an den Konsumenten beenden

„Wir müssen den Betrug an den Konsumenten beenden und für Transparenz am Teller sorgen. Wenn jemand wirklich das Schnitzel vom kranken Kalb aus holländischer Massentierhaltung oder den Kaiserschmarrn mit Käfig-Ei aus Aserbaidschan essen will, dann ist das seine Entscheidung. Aber wer das nicht will und lieber 10 Cent mehr pro Portion zahlen möchte, um den Tieren, Umwelt & Klima und unseren Bauern zu helfen, soll auch die Möglichkeit dazu erhalten“, sagt Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens. Die verpflichtende Kennzeichnung der Lebensmittel nach Herkunft & Tierwohl ist eine zentrale Forderung des Volksbegehrens.

Bevölkerung und alle politischen Parteien für Transparenz

Eine repräsentative Greenpeace-Umfrage zeigt, dass 84 Prozent der Bevölkerung nach mehr Transparenz bei Herkunft & Tierwohl verlangt und eine ebenso große Gruppe auch bereit wäre, mehr dafür zu bezahlen. Laut einer aktuellen WWF-Befragung sind auch alle Parteien offen gegenüber einer Kennzeichnung der Herkunft. Dazu Unternehmer Josef Zotter: „Wir brauchen Transparenz, um Tierschutz für Konsumenten nachvollziehbar zu machen. Dafür sollen wir technische Möglichkeiten nutzen und verpflichtende QR-Codes einführen, die sämtliche Daten über Aufzucht, Herkunft, Hersteller und die komplette Produktionskette enthalten. Die Lebensmittelbehörde müsste das und eine öffentliche Datenbank verwalten, sprich eine Konsumenten-Plattform wie „Food Leaks“, damit jeder Konsument sich informieren und entscheiden kann, ob er ein Steak aus der Steiermark oder aus Brasilien will.“

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